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Troppau (deutsch für tschechisch Opava)
Stadt in Schlesien, südöstlich des Altvatergebirges und nordwestlich des Mährisch-Ostrauer Industriegebietes. Nach einem Fluss benannt, wurde sie bereits im Jahr 1185 erwähnt. Ab 1224 war T. eine Königsstadt, deutsche Siedler spielten eine bedeutende Rolle. In der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. (1356) wurde T. als ein von Mähren unabhängiges Herzogtum bestätigt. Im Laufe des 16. Jh.s kam es in der Stadt zum Gleichgewicht zwischen dem tschechischen und dem deutschen Element und zugleich zur Ausbreitung der Lehren Martin Luthers. T. war stets ein natürliches Zentrum der Region Mährisch-Schlesien (Opavsko) und profitierte von seinen Beziehungen zu Mähren und Schlesien; ab der 2. H. des 18. Jh.s war die Stadt Zentrum des österreichischen Teils von Schlesien (nach 1849 statutarische Landeshauptstadt). Die wirtschaftliche Bedeutung T.s lag ab dem 18. Jh. im Aufschwung der Tuchweberei begründet und ab dem 19. Jh. im Aufstieg der Industrie. Seit 1880 bestand das Haus (Matiční dům; Sitz zahlreicher tschechischer Vereine) der 1877 gegründete Matice opavská (T.er Kulturverein). Deren Publikationsorgan Věstník Matice opavské (Anzeiger des T.er Kulturvereins) hatte großen Einfluss auf das lokale Kulturleben.

Die erste kulturelle Blüte war das Ergebnis des Wirkens von Ordensgemeinschaften (Deutscher Ritterorden, Johanniter, Dominikaner, Minoriten, Franziskaner, Jesuiten u. a.) und der Pfarrschule: Diese wurde 1270 gegründet, und ihre Absolventen setzten ihre Studien vorzugsweise an der Krakauer Universität fort. Einen beträchtlichen Stellenwert hatte das T.er Jesuiten-Internat (seit 1620), Schüler war z. B. P. J. Vejvanovský. Auch das Minoritenkloster stellte ein musikalisch produktives Umfeld dar. Dieses war neben dem Jesuitenkloster das Aufführungszentrum von religiösen Dramen und Singspielen, wobei die Jesuiten (Jesuitendrama) diesbezüglich regere Aktivitäten vorweisen konnten. Unterstützung erfuhr die Kirchenmusik darüber hinaus von T.er Stiftungen. Die Entwicklung des lokalen Orgelspiels dokumentieren u. a. die T.er Orgeltabulaturen vom Beginn des 16. Jh.s. Belege für das Wirken von Kantoren gibt es erst ab dem späten 16. Jh.: Martin Philadelphus Zamersky/Zamrsky († 1592, protestantischer Liederkomponist), um 1600 Tobias Christian aus Bielitz (Bielsko-Biała/PL), Seelsorger an der St. Georgs-Kirche – in T. führte er den Chor des Literatenvereins. Auf dem Gebiet katholischer Musikaktivitäten sind einige Bruderschaften bekannt: Bürgerliche Fraternität (15. Jh.), Bruderschaft zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit (gegr. vor der Reformation, dann erloschen, 1675 reaktiviert), Fraternität zum hl. Skapulier (1682) und die Fraternität zum hl. Johannes von Nepomuk (1731). Kirchenmusiker der Propsteikirche sind namentlich erst ab der Mitte des 17. Jh.s bekannt: Familie Schlichtig (1. H. des 17. Jh.s bis 1721, drei Generationen), Andreas Joseph Lammel (Chorregent um 1700, u. a. Verfasser zweier deutscher Passionen, die nur an der erwähnten Kirche aufgeführt worden sein dürften), Franz Lammel (1712 eine Messe), Karl Weimer, Anton Bauch, Klement Johann Knura, Ignaz Rettig (um 1800), Haas (um 1828), Augustin Jäckel, Albert Wagner. Der Kirchenmusiker Joseph Schmitz wirkte an der Minoritenkirche.

Die Stadtpfeiferei (sog. Stadtthurnerei, Thurner) nahm u. a. an der musikalischen Mitgestaltung der Gottesdienste teil, des Weiteren genoss sie Auftrittsprivilegien bei verschiedenen Veranstaltungen (Bällen, Hochzeiten, Begräbnissen u. ä.). T. und die angrenzende Region verzeichneten ein markantes Aufblühen kirchlicher und städtischer Musikkultur (im 17. Jh. formierte sich eine Organisation von Stadttrompetern). Aus dem aristokratischen Milieu sei die Tätigkeit der Chorinský-Kapelle genannt, die eine Verbindung zwischen dem T.er Musikleben und dem Geschehen in Groß Hoschütz (Velké Hoštice/CZ) herstellte. Fürst Johann Baptist von Lichnowsky (1777 Erwerb der nahe gelegenen Burg Grätz [Hradec nad Moravicí/CZ]) war ein namhafter Musikmäzen. Er unterstützte u. a. L. v. Beethoven, der die Burg durch seine Besuche beehrte. In Anwesenheit Beethovens erklang hier 1811 seine Missa Solemnis unter J. Schmitz’ Leitung. Auch C. v. Lichnowsky führte die Familientradition, Musikschaffende zu fördern, fort. In das sich entwickelnde Konzertleben traten renommierte Gastmusiker ein. Die Wurzeln der ältesten Belege für öffentliche Konzerte reichen bis zum Beginn des 19. Jh.s. Am 2. Mai 1802 und am 27. Jänner 1804 wurden zwei „große Vokal- und Instrumentalakademien“ abgehalten. Die erste organisierte Georg Wiesner, Hauptprotagonist der zweiten war der Fürstlich-Esterházysche Kammervirtuose Markowetz. Einige Akademien fanden auch später statt; bei jener vom 27. Juni 1817 waren auch der Kaiser und seine Gemahlin zugegen. An weiteren nahmen z. B. F. Liszt (17. Mai und 11. Juni 1846) bzw. J. Strauß Vater (1844, 1846) teil. Strauß revanchierte sich mit der Komposition Walzerbukett zur Erinnerung an T. Aufführungsorte waren entweder das Stadttheater, der Minoritensaal oder der Saal des Gasthofs Goldener Pfau. Im T.er Musikleben ergaben sich des Öfteren tschechisch-deutsche Symbiosen, Kammermusik pflegten insbesondere die tschechischen Musikpädagogen V. Ráček, Jan Živsa/Johann Žiwsa (in T. 1840–60) und F. Borecký.

Bereits gegen Ende des 18. Jh.s eröffnete Adolph Trassler in T. einen Musikverlag und eine Musikalienhandlung, ab 1815 bestand hier ein ebensolches Geschäft (Musikalienhandlung) von A. Czepan. Der erwähnte Musikpädagoge und Komponist J. Živsa gab hier sein undatiertes Kleines musikalisches Wörterbuch heraus. Zahlreiche Instrumentenbauer gingen in T. ihrer Tätigkeit nach. An Orgelbauern seien genannt: Ignatius/Ignác Eckhart (Orgel für die Pfarrkirche im oberschlesischen Grottkau [Grodków/PL] 1596), Jakob Rischak/Ryšák († 1693) und dessen Sohn Ignaz Rischak/Ryšák († 1718, z. B. für die Johanniter-[Malteser-]Kirche in T. 1711, St. Jakobs-Kirche in Brünn 1692), Wenzel Thiel († 1763, heiratete 1721 Kristina, die Witwe I. Ryšáks), Karl Kuttler († 1876), im 19. Jh. dann Joseph Kuttler und die Gebrüder Rieger. Ein weiterer Orgelbauer war František Horčička d. J. († 1800, wirkte ab 1773 in T.).

Im Jahr 1846 entstand der Männergesangverein. Nach seinem Vorbild wurden auf dem Gebiet von Österreichisch-Schlesien weitere Gesangvereine gegründet. Folgende Chorleiter standen an der Spitze des Männergesangvereins: Joseph Radkowski/Radkovský (am T.er Stadttheater engagierter Opernsänger), F. Wiesner, A. Wagner, J. N. Hummel, W. Müller und H. W. Weidt. Bereits in den Jahren 1837–40 hatte der Sänger K. F. Rafael in T. als Kapellmeister gewirkt. A. Bruckner war vom 1. Dezember 1893 an Ehrenmitglied des Männergesangvereins. Johann Eichler (1818–99) war u. a. Mitbegründer des Deutschen Sängerbundes in Österreichisch-Schlesien. Der Bund organisierte in T. den 1. schlesischen Sängerbundestag (1864) und das erste Sängerfest des Bundes (1865). Im Jahr 1864 vereinigte er rund 40 Chöre. Dirigenten waren u. a. J. F. Hummel, Johann Helfert (* 1869, Initiator und Begründer der T.er Schubertiaden) und Eduard Proksch. 1854 entstand der T.er Musikverein. Seine Mitglieder leisteten in den 1860er Jahren finanzielle Unterstützung für die T.er Stadtkapelle, die erst seit 1866 aus dem Gemeindeetat finanziert wurde. Der Kapelle war um 1848 das Wirken des Musikensembles der Nationalgarde vorangegangen.

Dank der Unterstützung der Kapellmitglieder entstand 1868 auch eine MSch. für Gesang, Streichinstrumente und Harmonielehre. An deren Spitze stand J. F. Hummel. Bereits früher, im Jahr 1860, hatte Josef Schweigel eine vierklassige Viola-Schule gegründet. Ab den 1920er Jahren war die MSch. von František Chutný dem tschechischen Musikleben in T. förderlich, Chutný bewährte sich auch als Dirigent einiger Musikvereine. Mit der Unterstützung des Zentralen Schul-Kulturvereins (Ústřední matice školská) und des Unterrichtsministeriums eröffnete die Matice opavská am 15.5.1924 eine MSch. für Gesang (Hudební pěvecká škola, Schulbetrieb in den Jahren 1924–38 und 1945–54). Chutný wirkte später an der hiesigen Lidová škola umění (Volkskunstschule), nach 1989 wurde diese in Základní umělecká škola (Kunstgrundschule) umbenannt.

Nach 1868 verlor der T.er Musikverein an Bedeutung. Die Kapelle hingegen entwickelte sich zu einem hochwertigen Klangkörper, in dessen Repertoire W. A. Mozart, L. v. Beethoven und Fr. Schubert zu finden waren. Aufgeführt wurde sowohl Symphonisches als auch Kammermusik. Folgende Persönlichkeiten leiteten die Geschicke des bis 1920 bestehenden Orchesters nach J. F. Hummel: H. W. Weidt (1873–80), Theodor Fiala (bis 1895), August David (bis 1901) und Ludwig Grande (bis 1917, Schüler von A. Bruckner). Grande war Komponist (u. a. 18 Symphonien) und Musikdirektor. 1890 eröffnete er ein privates Musikinstitut mit Zweigstellen in Jägerndorf, Friedeck [Frýdek/CZ] und Freiwaldau (Jeseník/CZ). Zusammen mit derT.er Stadtkapelle führte er bis 1917 anspruchsvolles symphonisches Repertoire auf (z. B. W. A. Mozart, L. v. Beethoven, A. Bruckner, G. Mahler) und gemeinsam mit der Sängerakademie (Pěvecká akademie) auch Oratorien. Mit der Stadtkapelle konkurrierten die Militärmusikkapellen der in T. stationierten Truppen (z. B. IR Nr. 1). Lange Zeit gab es in T. keinen gemischten Chor. Ein solcher entstand erst 1874 und führte den Namen T.er Singakademie. Das erste Konzert (1875) leitete H. W. Weidt (verfasste Beiträge über Konzerte und das Musikleben, u. a. für die T.er Zeitung). Ein weiterer bedeutender Chorleiter war Eduard Mestenhauser (1838–1912). Dank der regen Vereinstätigkeit herrschten bessere Voraussetzungen für die Aufführung großer Werke der Sakralmusik – z. B. J. Haydns Schöpfung (1853, 1865, 1932), W. A. Mozarts Requiem (1891), Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorien Elias (1879) bzw. Paulus (1872) und L. v. Beethovens Missa Solemnis (1927). 1940 kam es zum Zusammenschluss des Männergesangvereins mit dem Deutschen Volksgesangverein „Liederkranz“. Letzterer war aus der Vereinigung (1898) des 1877 gegründeten Liederkranz’ mit der seit 1897 bestehenden Deutschen Sängervereinigung hervorgegangen.

Ab der 2. Hälfte des 19. Jh.s kam es zur Aufspaltung der tschechischen und der deutschen Musikaktivitäten. Einer der ersten Belege dafür ist die neue Organisationsstruktur des Chorgesangs: Der Pädagoge Václav Pečenka (Schüler von Antonín Vašek) formierte einen Gesangzirkel bestehend aus tschechischen Studenten deutscher Mittelschulen. Es folgte die Gründung des Vereins Opavská beseda (T.er Beseda) 1879, Jan Bolousek († 1893) leitete dessen Gesangsektion. Der erwähnte Gesangzirkel tschechischer Studenten entstand auf dessen Betreiben hin. Die Aufteilung der Musikszene nach Nationalitäten förderte mit der Zeit diverse Konflikte zutage. 1887 begannen z. B. deutsche Gesangvereine, ihre tschechischen Mitglieder auszuschließen. Infolgedessen kam es zur Gründung des Pěvecko-hudební spolek Křížkovský v Opavě (Gesang- und Musikvereins Křížkovský in T.). P. Křížkovský, Komponist und Namensstifter, studierte 1832–39 in T. 1906 formierte sich nach dem Vorbild Ferdinand Vachs der Učitelský pěvecký spolek ve Slezsku (Lehrer-Gesangverein in Schlesien, später unter dem Namen Pěvecké sdružení slezských učitelů [Gesangvereinigung schlesischer Lehrer] bekannt). Seine Blütezeit erlebte die Vereinigung dank des Engagements ihres Chorleiters Jan Šoupal (1892–1964) in der Zwischenkriegszeit. 1938 stellten die tschechischen Vereine im besetzten Mährisch-Schlesien ihre Aktivitäten ein. Von den ältesten noch aktiven T.er Chören seien genannt: Chrámový sbor (Domchor, 1811), Pěvecké sdružení slezských učitelů (Gesangvereinigung schlesischer Lehrer, seit 1906), Pěvecké sdružení slezských učitelek (Gesangvereinigung schlesischer Lehrerinnen, 1958), Smíšený pěvecký sbor Křížkovský (Gemischter Sängerchor Křížkovský, seit 1887). An der Volkskunstschule wirkte in den Jahren 1968–82 der Orchesterverein schlesischer Lehrer (Orchestrální sdružení slezských učitelů). Gegründet wurde er vom Komponisten und Dirigenten Jaroslav Foltýn (* 1927), der an der besagten Schule 1967–87 als Pädagoge tätig gewesen war. Zu den wichtigsten Kinderchören zählen Červený květ (Rote Blüte, 1976, erster Chorleiter Petr Škarohlíd), Domino (1993) und Jeřabinka (1982). In der Kategorie Mittelschul-Chöre seien genannt: Opavský středoškolský sbor LUSCINIA (T.er Mittelschul-Chor LUSCINIA, 1995), Laudate Dominum (1999), Bonifantes Opavienses (2000). Darüber hinaus erwähnenswerte Chöre sind Angelus Silesius Opava (2002), Kulhavá noha (Hinkebein, 2000), Komorní pěvecký sbor Slezské univerzity v Opavě (Kammersängerchor der Schlesischen Universität in T., 1991) und Komorní sbor při Církevní konzervatoři Opava (Kammerchor am Kirchlichen Konservatorium T., 2005). Dank der Initiative der Eheleute Eliška Slovíková (* 1961) und Jiří Slovík (* 1956) findet in T. seit 2009 alljährlich das Festival von Mittelschul-Sängerchören OPAVA CANTAT (Festival středoškolských pěveckých sborů OPAVA CANTAT) statt. J. Slovík ist Mitbegründer des internationalen Jugendchors Silesia cantat. Seit 1978 gibt es in T. einen Wettbewerb für junge Organisten.

Zur Entfaltung eines Theater- und Opernbetriebs kam es im 18. Jh. Erste Aktivitäten eines städtischen Theaters erfolgten im Zeitraum 1740/45; damals wurde in einem großen Zimmer des sogenannten „Schmetterhauses“ (einst Kaufhaus und Waffenniederlage) die erste T.er Theaterspielstätte eröffnet. 1790 wurden dort Opern aufgeführt: Die eingebildeten Philosophen von G. Paisiello und Una cosa rara von V. Martín y Soler. Im Zeitraum 1804/06 wurde ein neues Theatergebäude errichtet, die Eröffnung fand am 1.10.1806 statt. Zu seinen bedeutendsten Direktoren zählten J. A. Müller (1829), J. B. Zimmermann, Karl Burghauser (1831–37), Spöttler (1837–40), Anton Calliano (um 1844) und Friedrich Blum (1849–53). Zu einer Belebung des Betriebs kam es unter der Leitung von Carl Klement im Jahr 1860, wie auch in der Folge unter den Direktoren Eduard Reimann und Balthasar Bigl (1863–80); von großer Bedeutung war das Engagement des Stadtkapellmeisters J. F. Hummel. 1909 brannte das Theater teilweise aus, nahm den Betrieb jedoch noch im selben Jahr wieder auf (20.10.1909: L. v. Beethovens Fidelio). Das Stadttheater – Schauspiel, Oper wie Operette – erreichte im 19. Jh. ein gutes Niveau und wandte sich gelegentlich auch tschechischem Schaffen zu (F. Smetana), obwohl die Theaterleitung in deutschen Händen lag. Der Anfang des 20. Jh.s ist eng mit der erfolgreichen Direktionszeit von Carl Heiter verbunden. Das Jahr 1918 brachte große Veränderungen mit sich, selbst für den Theaterbetrieb: der Anteil tschechischer Produktionen erhöhte sich, bei Gastauftritten überwogen jene des Mährisch Ostrauer Theaters, gefolgt von jenen der Olmützer Bühnen. Am 30.6.1944 ging am T.er Stadttheater die letzte deutsche Theatervorstellung über die Bühne. 1945 wurde das Gebäude durch eine Bombe beschädigt, die schnelle Reparatur erfolgte noch im selben Jahr. Das Theater änderte seinen Namen und hieß für kurze Zeit Slezské národní divadlo (Schlesisches Nationaltheater, Opernchef Vilibald Scheiber), änderte jedoch nach und nach seine Organisationsstruktur und in der Folge auch seine Namen (1949 Městské oblastní divadlo Zdeňka Nejedlého [Städtisches Regionaltheater des Zdeněk Nejedlý], danach Slezské divadlo Zdeňka Nejedlého v Opavě [Schlesisches Theater des Zdeněk Nejedlý in T.], nach 1989 Slezské divadlo v Opavě [Schlesisches Theater in T.]). Leitende Persönlichkeiten der Opernszene – diese zeichnete sich durch zahlreiche Gastspiele und eine individuelle Dramaturgie aus – waren Ivo Jirásek (ab 1953), František Preisler (ab 1956), Emil Křepelka (ab 1956) und Jiří Kareš (ab 1958). Musikdirektoren des ständigenT.er Opernensembles waren Engelbert Warbek (1912/13, 1922–29), Arthur Löwenstein (1930–32) und Georg Terramare (1934–37). Das Theater diente mehreren später bekannten Künstlern als Karriere-Sprungbrett, genannt seien hier die Sänger H. Hotter, E. Kunz, F. Imhoff sowie der Dirigent L. Ludwig (Debüt in T. 1931).

Auch das Laientheater war eng mit dem Musikgeschehen in der Stadt verbunden. In benachbarten Gemeinden (insbesondere in Katharein [Kateřinky/CZ]) begannen sich ab 1863 im Rahmen von Akademien nach und nach vermehrt tschechischsprachige Laientheater-Produktionen durchzusetzen. 1896 formierte sich in Katharein der Gesang- und Theaterverein Vlastimil (1908 entstand durch Abspaltung der Verein Budivoj). In die Stadt selbst drang tschechisches Theater allerdings erst im Jahr 1881 vor. Darum verdient gemacht hatte sich der Verein Dělnická jednota (Arbeiterverein, gegr. 1880, späterer Name Řemeslnická jednota [Handwerkerverein]), die Vereinsaktivitäten wurden auch von der Opavská beseda gefördert. Der Wunsch nach Gründung einer ständigen Laiengruppe in T. wurde im Sommer 1887 öffentlich kundgetan und seiner Verwirklichung nahm sich der Laientheater-Verein (Divadelní ochotnická jednota) an. In der Zwischenkriegszeit hatte der Verein Nová generace (Neue Generation, gegr. 1918) das Kulturleben T.s in beträchtlichem Maße mitgeprägt. Von seinen erfolgreichen Theateraktivitäten seien z. B. die erste tschechische Aufführung der Verkauften Braut auf einer deutschen T.er Bühne (1919) und die Schaffung von Voraussetzungen für Gastspiele des Ostrauer Theaters sowie für zeitweiligen tschechischen Theaterbetrieb im deutschen Stadttheater genannt. Der Verein Divadelní jednota (Theaterverein) wurde 1938 in České divadlo (Tschechisches Theater) umbenannt, musste im September 1938 aber nach Ostrau übersiedeln und ging dort später ein.

Nach 1945 überwog, erstmals in der Stadtgeschichte, deutlich der tschechische Einfluss, und es formierte sich eine umfangreiche Basis für wissenschaftliche Forschung. Der schlesischen Musikwissenschaft diente von 1949 an das Referat für Musikwissenschaft des Schlesischen Studieninstituts (Slezský studijní ústav) bzw. das Musikreferat des Schlesischen Instituts (Slezský ústav) der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften. An dieser Dienststelle entstand das Schlesische Musikarchiv (Slezský hudební archív) und dank Ivo Stolařík wurden eigenständige Editionen des Schlesischen Instituts der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben. Nachdem die Akademie der Wissenschaften restrukturiert worden war, übernahm die entsprechende Abteilung des Schlesischen Museums in T. (Slezské muzeum v Opavě, heute Slezské zemské muzeum [Schlesisches Landesmuseum]) diese Aktivitäten. Maßgeblich daran beteiligt waren insbesondere Karel Boženek und nach ihm Petr Koukal. 1946 wurde die Pavel-Křížkovský-Gesellschaft (Společnost Pavla Křížkovského) gegründet, die sich in Zusammenarbeit mit der Petr-Bezruč-Gesellschaft (Společnost Petra Bezruče) dem Ziel verschrieb, das T.er Musikleben systematisch aufzubauen. Die politischen Umstände nach dem Februar 1948 waren der auf die Person P. Křížkovskýs (neben musikalischen Aktivitäten katholischer Geistlicher) ausgerichteten Tätigkeit allerdings nicht förderlich, zwei Mal musste sie neu aufgenommen werden (Ende der 1960er Jahre und 1990).

Größte Verdienste an der Entfaltung tschechischen Musiklebens in T. hatten Miloš Čeleda (1884–1958, seine Oper Když první se vrátí setzte 1913 den Beginn original tschechischer Opernproduktionen in Österreichisch-Schlesien), Jaroslav Čeleda (1890–1974), Josef Schreiber (1900–81), der Musikpädagoge und Komponist Arnošt Rychlý (1901–87) und Cyril Vymetal (1890–73). Den Charakter des Musiklebens prägten zu Beginn der 2. Hälfte des 20. Jh.s die sog. Opavské hudební středy (Troppauer Musik-Mittwoche), deren Organisator war C. Vymetal. In den 1960er Jahren setzte das Haus der Kultur des Petr Bezruč (Dům kultury Petra Bezruče) diese Tradition fort (Zyklen von Kammer- und Orchesterkonzerten, Konzertzyklen Alter Musik, Konzerte von Sängerchören). Vymetal wirkte in T. seit 1945, zunächst als Professor an einer landwirtschaftlichen Schule, später war er als Berater am Schlesischen Studieninstitut (Slezský studijní institut) und in der Schlesischen Studienbibliothek (Slezská studijní knihovna) tätig (hier gründete er ein Musikarchiv).

Folgende Persönlichkeiten verbindet ein Lebensabschnitt mit T. (zum Teil gebürtige T.er): Ernst Demetrius Brabec (Musikwissenschaftler und Komponist), Hugo Dawid (1889–1970, Konzertsänger und Komponist), Gerhard Dorda (* 1932, Komponist), E. S. Engelsberg, Viktor Koller (Komponist), Hellmut(h) Marcus (1906–87, Komponist, Konzertmeister, Maler), Adolf Nitsch (1866–1937, Musikprofessor, Komponist), K. Preiss, Gustav Willscher (1882–1937, Dichter und Komponist), Felix Woyrsch (1860–1944, Komponist und Musikprofessor), Leonhard Metzner (1902–84, Komponist), Václava Kálik (1891–1951, Komponist), Pavel Eckstein (1911–2000, Musikpublizist), Robert Paul Delanoff (* 1942, Komponist), Franz Theodor Cursch-Bühren (1859–1908, Komponist, Publizist, Dirigent), Richard Kugler (1873–?, Militärkapellmeister), Emil Alois Maiwald (1877– ca. 1933, Militärkapellmeister, Pädagoge und Komponist), Hryc Ďačenko (1896–1972, Tenor und Komponist, war nach dem Zweiten Weltkrieg Chorsänger am T.er Stadttheater), Bohumil Frgala (1897–1973, Chorleiter und Musikpädagoge, nach 1918 Lehrer in Mährisch-Schlesien und nach 1930 Chorleiter-Stellvertreter der Gesangvereinigung schlesischer Lehrer), Bořivoj Fromm (1893–1938, Chorleiter, Chorgesang-Organisator), Ludmila Hanzalíková (1921–2001, Mezzosopranistin), Roman Bonhard (1929–90, Pianist und Komponist), František Sonek (* 1933, Dirigent und Musikpädagoge), Julie Drápelová (* 1936, Pianistin und Musikpädagogin), Jan Pěruška (* 1951, Bratschist), Pavel Horáček (* 1955, Sänger), Pavel Helebrand (* 1960, Komponist, Autor und Regisseur von Musiktheater-Produktionen, Produzent), Tomáš Thon (* 1962, Organist), Radim Zenk (* 1966, Komponist und Mandolinist), Alena Čechová (* 1977, Geigerin), Tereza Kavecká (* 1979, Sängerin), Lukáš Vondráček (* 1986, Pianist). Einen Teil ihrer Kindheit verbrachte in T. auch Iva Bittová (* 1958, Sängerin, Geigerin, Komponistin).


Literatur
J. Eichler, Entstehen und Wirken des T.er Männergesang-Vereins 1871; Beiträge von E. Starowski in Zs. für Gesch. und Kulturgesch. Österreichisch-Schlesiens 6 (1911), 7 (1912) u. 8 (1913); Fs. der T.er Singakad. zur Feier des 60-jährigen Bestandes 1874–1934, 1934; Č. Gardelka, Padesát let Pěveckého sdružení slezských učitelů [50 Jahre Gesangvereinigung schlesischer Lehrer] 1957; J. Vratislavský, Hudební skladatel Václav Kálik opavský rodák. 1891–1951 [Der Komponist Václav Kálik, gebürtiger T.er 1891–1951] 1966; V. Gregor et al., Hudební kultura na Ostravsku po roce 1945 [Musikkultur der Region Ostrau nach 1945] 1984; Beiträge von K. Boženek/O. Settari, K. Boženek/J. Válka und K. Boženek/J. Fukač in Slovník české hudební kultury 1997; LdM 2000; Ch. F. d’Elvert, Gesch. der Musik in Mähren und Oest. Schlesien 1873; A. Baczynski, Gesch. des Troppauer Männergesangvereines 1896; A. Kubíček, Starý breviář německého řádu [Das alte Brevier des Deutschritterordens] 1902; H. Neusser/A. Hausleithner, E. S. Engelsberg (Dr. Eduard Schön). Leben und Werk 1925; Stanovy Divadelní jednoty v Opavě přijaté jednomyslným usnesením mimořádné valné hromady dne 23. dubna 1926 [Die Satzung des Theater-Vereines in T., einstimmig beschlossen bei der außerordentlichen Hauptversammlung am 23. April 1926] 1926; Stanovy Divadelní Ochotnické Jednoty v Opavě, přijaté jednomyslným usnesením valné schůze dne 23. ledna 1931 [Die Satzung des Laientheater-Vereines in T.,einstimmig beschlossen bei der außerordentlichen Hauptversammlung am 23. Jänner 1931] 1931; V. Čepelák, Památník Divadelní jednoty v Opavě [Gedenkbuch des Theater-Vereines in T.] 1927; Beiträge von B. Wilczek und B. Štědroň in Slezský sborník 46 (1948) und 47 (1949); R. Quoika, Die Musik der Deutschen in Böhmen und Mähren 1956; K. Ditters v. Dittersdorf, Lebensbeschreibung 1801 (NA 1967); Československý hudební slovník osob a institucí 2 (1965); K. Boženek, 50 let českých profesionálních představení v Opavě. 1919–1969 [50 Jahre professionelle tschechische Vorstellungen in T. 1919–1969] 1969; [Fs.] 50 let lidové školy umění v Opavě. 1924–1974 [50 Jahre Volkskunstschule in T. 1924–1974] 1974; Beiträge von M. Turková und K. Boženek in Časopis Slezského muzea, Serie B, 25 (1976) und 31 (1982); M. Zbavitel in [Fs.] Slezské divadlo Zdeňka Nejedlého v Opavě 1945–1985, 1985; D. Gawrecki, Dějiny Českého Slezska 1740–2000 [Die Gesch. von Tschechisch-Schlesien 1740–2000] 2003; R. Vaněk, Historie a současnost Základní umělecké školy v Opavě [Gesch. und Gegenwart der Kunstgrundschule in T.] Bachelorarbeit, Univ. Brünn 2009; B. Šenfeldová, Bezručova Opava (1958–2009). Analýza dramaturgické, marketingové a ekonomické stránky festivalu [Bezručs T. (1958–2009). Analyse der dramaturgischen, marketingbezogenen und ökonomischen Aspekte des Festivals], Dipl.arb. Univ. Brünn 2010; M. Pelc et al., Opava – Vídeň. Měšťanská kultura 19. století mezi periférií a centrem [T. – Wien. Bürgerliche Kultur des 19. Jh.s zw. Peripherie und Zentrum] 2011; http://ourfile.ic.cz (4/2013).

Autor*innen
Viktor Velek
Letzte inhaltliche Änderung
23.5.2013
Empfohlene Zitierweise
Viktor Velek, Art. „Troppau (deutsch für tschechisch Opava)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 23.5.2013, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x002d3e22
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