
Tautenhayn, Familie
Wiener Künstlerfamilie, deren Stammvater Hermann Karl (Carl Hermann) T. (* 3.11.1810 Adorf im Vogtland/D, † 19.7.1885 Wien) nach Wien übersiedelte, wo er als Graveur und Stempelschneider wirkte.Sein Sohn
Josef Hermann: * 5.5.1837 Wieden (heute Wien IV), † 1.4.1911 Wien. Medailleur. Schüler der Wiener Akad. der bildenden Künste, wurde 1859 Eleve an der Graveursakad. des Hauptmünzamtes und dort 1862 Münzgraveur. 1874–81 war er Leiter der Graveursakad. und 1881–1905 Prof. an der Akad. der bildenden Künste. Als einer der wichtigsten Wiener Medailleure fertigte er u. a. die Fr. Schubert-Medaille des Wiener Männergesang-Vereins (zur Enthüllung des Schubertdenkmals im Wiener Stadtpark 1872) und die O. Nicolai-Medaille der Wiener Philharmoniker.
Gedenkstätten
Ehrengrab Wr. Zentralfriedhof; Tautenhayngasse (Wien XV).
Ehrengrab Wr. Zentralfriedhof; Tautenhayngasse (Wien XV).
Josefs Kinder
Richard Karl Josef Maria: * 29.3.1865 Wien, † 12.3.1947 Wien. Bildhauer und Keramiker. Studierte an der Wiener Kunstgewerbeschule, an der Akad. der bildenden Künste und in Berlin (1888). Lehrer an der Fachschule für Keramik in Znaim. Von ihm stammen u. a. Bildnisbüsten von J. Brahms und F. v. Suppè (Zentralfriedhof). R. T. spielte auch Violine und zog eine Opernsängerkarriere in Betracht (1892/93 Schüler Jos. Gänsbachers am Konservatorium der GdM).
Josef Karl: * 23.9.1868 Lainz/NÖ (Wien XIII), † 8.2.1962 Wien. Bildhauer und Medailleur. War Schüler seines Vaters, der Wiener Kunstgewerbeschule und der Wiener Akad. der bildenden Künste; Studienaufenthalt in Paris. 1914–22 im Hauptmünzamt beschäftigt, danach lebte er als freischaffender Künstler und Lehrer für Medaillenkunst an der Akad. Er fertigte u. a. das A. Bruckner-Relief in den Arkadengängen der Univ. Wien, die Gedenktafel am Sterbehaus W. A. Mozarts und die L. v. Beethoven- sowie die Fr. Schubert-Gedenktafel an der Alservorstadtpfarrkirche (Wien VIII).
Laura Eleonora Maria (verh. Kledus): * 1.5.1870 Lainz, † 22.10.1927 Wien. Sängerin. Studierte angeblich am Konservatorium der GdM und debütierte am Berliner Ronacher-Theater. 1893/94 gehörte sie dem Opernensemble des Grazer Stadttheaters an. Bald danach heiratete sie einen Baumeister oder Architekten namens Kledus und beendete ihre Karriere.
Karl Hermann: * 8.8.1871 Wien, † 25.11.1949 [nicht 1939] Wien. Bankbeamter, Akkordeonist, Komponist. Erhielt ab seinem 10. Lebensjahr Klavierunterricht und besuchte das Wiener Theresianum sowie die Handelsakad. 1887–89 studierte er mit wenig Erfolg am Konservatorium der GdM Violoncello, Klavier und Chorgesang; hauptberuflich war er Hauptkassier bei der Ersten Österreichischen Spar-Casse. Bereits in der ersten Hälfte der 1890er Jahre gründete er ein Trio (Akkordeon, Violine, Gitarre), das bald zum Quartett (2. Violine) erweitert wurde und mit dem er Konzertreisen nach Amerika (1906), Ägypten, Palästina, Budapest, in die Slowakei sowie nach Italien und Deutschland unternahm. Das Quartett (Schrammelmusik) trat bis 1914 und 1920 unter dem Namen Hallodri-Quartett bzw. Hallodriquartett mit wechselnder Besetzung (neben T.: Karl Sögner, Raimund? Germela, Hackinger, Alois [Louis] Titze, Karl oder Fritz Winkler, Eugen Zittritsch) auf. 1920–24 war es dann unter dem Namen (Alt-Wiener) Kammer-Quartett (T.) bekannt, ab 1924 als Kammerquartett T. bzw. ab 1925 zunehmend nur mehr als T.-Quartett. Auftritte sind bis 1943 nachweisbar (auch im Wiener Konzerthaus), ab 1924 war das Quartett regelmäßig im Radio zu hören (Wiener Abende); Schallplattenaufnahmen. Mitglieder waren ab 1920 neben T., der die Harmonika spielte: Eugen Hüttner 1920–22 (V.), M. Weißgärber 1922–43 (V.), Franz Jelinek 1920–23 (V.), O. Strasser 1923–43 (V.), E. Zittritsch 1920–25 (Kontragit.), Anton Sonderegger 1925–43 (Kontragit.). T. gehörte viele Jahre dem Wiener Männergesang-Verein an.
Werke
Lieder, Klavierwerke, Orchesterstücke, Quartettbearbeitungen. – Nachlass: WStLB.
Lieder, Klavierwerke, Orchesterstücke, Quartettbearbeitungen. – Nachlass: WStLB.
Ernst Maximilian: * 3.4.1873 Wien, † 30.8.1944 Zlabings, Mähren/Deutsches Reich (Slavonice/CZ) [auch Wien, begr. 8.9.1944 Wien-Zentralfriedhof]. Schauspieler und Sänger. Gab sein Debüt am Berliner Lindentheater und stand 1893–95 in Graz im Engagement. 1895–97 am Carltheater und 1897–1900 am Linzer Theater, anschließend am Deutschen Landestheater in Prag. Ab 1910 war T. wieder an verschiedenen Wiener Theatern tätig (Raimundtheater, Theater an der Wien, Wiener Bürgertheater, Johann Strauß-Theater), 1938–43 an der Volksoper Wien. 1936/37 gastierte er auch an der Staatsoper (Frosch in Die Fledermaus von Joh. Strauss Sohn). E. T. zählte zu den Publikumslieblingen der sog. Silbernen Wiener Operettenära und sang in zahlreichen Operetten von F. Lehár, L. Fall, O. Straus, H. Berté, E. Kálmán u. a. Ab 1941 unterrichtete er an der neu gegründeten Operettenschule der Stadt Wien. Zumindest 1914 trat er gemeinsam mit seinem Bruder Maximilian als Wienerlied-Sänger auf.
Gedenkstätten
Ehrenhalber gewidmetes Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof 1949.
Ehrenhalber gewidmetes Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof 1949.
Maximilian Karl Maria:* 11.10.1874 Wien, † 24.12.1959 Wien. Beamter und Sänger. Hauptberuflich Beamter im Verkehrsministerium bzw. bei den Bundesbahnen, trat jedoch auch als sehr beliebter Sänger von Wienerliedern in Erscheinung. (u. a. 1903, 1908, 1910 und 1914). Mitglied des Wiener Männergesang-Vereins. Auftritte sind auch mit dem Quartett seines Bruders Karl nachweisbar.
Ernsts Frau
Therese (geb. Schi[e]ner): * 13.10.1874 Innsbruck, † 8.5.1966 Wien. Sängerin (Sopran, Soubrette). Debütierte 1895 in Salzburg Wiener Neustadt und 1898–1900 in Linz, wo sie ihren späteren Mann kennen lernte (Trauung 1900 Prag). Es folgten noch Soubretten-Auftritte am Deutschen Theater in Prag und 1912–15 am Theater an der Wien.
Literatur
E. Finke, Die T.s 1965; U. Thieme/F. Becker, Allgemeines Lex. der bildenden Künstler 32 (1938); Czeike 5 (1997); K-R 2000; Kosch 4 (1998); Eisenberg 1903; F. Planer (Hg.), Das Jb. der Wr. Ges. 1929; Personenlex. Öst. 2001; F-A 2 (1978); R. Holzer, Die Wr. Vorstadtbühnen 1951, 638; E. Th. Fritz/H. Kretschmer (Hg.), Wien. Musikgesch. 1 (2006); Wurzbach 43 (1881); Adametz 1943; Hellsberg 1992; Ulrich 1997 [T., Schiener]; Wr. Hausfrauen-Ztg. 22.1.1893, 39; Illustrirtes Wr. Extrabl. 24.1.1900, 3, 29.5.1906, 7; Wr. Allgemeine Ztg. 24.1.1903, 2; Die Zeit 2.6.1906, 5, 6.10.1909, 5; Dt. Volksbl. 7.5.1907, 3; Neuigkeits-Welt-Bl. 22.11.1908, 4, 10.8.1941, 11; Das dt. Volkslied 10 (1908), 126, 22 (1920), 46; Ostdt. Rundschau 30.10.1910, 17, 15.12.1923, 6, 9.9.1925, 7; Neues Wr. Journal 15.2.1914, 14, 25.10.1924, 8; Neues Wr. Tagbl. 15.2.1920, 11, 6.12.1922, 7; NFP 1.4.1920, Abendbl., 1, 4.1.1923, 8, 8.5.1922, 7; Reichspost 9.1.1921, 8, 15.3.1924, 8, 11.1.1925, 18, 19.10.1925, 5; Das Kleine Radio-Bl. 12.7.1940, 9; Völkischer Beobachter 15.9.1943, 3; Wr. Ztg. 7.8.1946, 2, 29.11.1949, 3; Slg. Moißl; WStLA (Biographische Slg.; Meldearchiv); Mitt. MA 61; Taufbuch 1863–65 der Pfarre Erdberg (Wien III), fol. 180; Taufbuch 1862–76 der Pfarre Lainz, fol. 74 u. 94; Taufbuch 1871–72 der Pfarre Wieden (Wien IV), 1871, fol. 106; Taufbuch 1873–74 der Pfarre Wieden, 1873, fol. 38 u. 1874, fol. 112; eigene Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM; www.konzerthaus.at [4/2025]).
E. Finke, Die T.s 1965; U. Thieme/F. Becker, Allgemeines Lex. der bildenden Künstler 32 (1938); Czeike 5 (1997); K-R 2000; Kosch 4 (1998); Eisenberg 1903; F. Planer (Hg.), Das Jb. der Wr. Ges. 1929; Personenlex. Öst. 2001; F-A 2 (1978); R. Holzer, Die Wr. Vorstadtbühnen 1951, 638; E. Th. Fritz/H. Kretschmer (Hg.), Wien. Musikgesch. 1 (2006); Wurzbach 43 (1881); Adametz 1943; Hellsberg 1992; Ulrich 1997 [T., Schiener]; Wr. Hausfrauen-Ztg. 22.1.1893, 39; Illustrirtes Wr. Extrabl. 24.1.1900, 3, 29.5.1906, 7; Wr. Allgemeine Ztg. 24.1.1903, 2; Die Zeit 2.6.1906, 5, 6.10.1909, 5; Dt. Volksbl. 7.5.1907, 3; Neuigkeits-Welt-Bl. 22.11.1908, 4, 10.8.1941, 11; Das dt. Volkslied 10 (1908), 126, 22 (1920), 46; Ostdt. Rundschau 30.10.1910, 17, 15.12.1923, 6, 9.9.1925, 7; Neues Wr. Journal 15.2.1914, 14, 25.10.1924, 8; Neues Wr. Tagbl. 15.2.1920, 11, 6.12.1922, 7; NFP 1.4.1920, Abendbl., 1, 4.1.1923, 8, 8.5.1922, 7; Reichspost 9.1.1921, 8, 15.3.1924, 8, 11.1.1925, 18, 19.10.1925, 5; Das Kleine Radio-Bl. 12.7.1940, 9; Völkischer Beobachter 15.9.1943, 3; Wr. Ztg. 7.8.1946, 2, 29.11.1949, 3; Slg. Moißl; WStLA (Biographische Slg.; Meldearchiv); Mitt. MA 61; Taufbuch 1863–65 der Pfarre Erdberg (Wien III), fol. 180; Taufbuch 1862–76 der Pfarre Lainz, fol. 74 u. 94; Taufbuch 1871–72 der Pfarre Wieden (Wien IV), 1871, fol. 106; Taufbuch 1873–74 der Pfarre Wieden, 1873, fol. 38 u. 1874, fol. 112; eigene Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM; www.konzerthaus.at [4/2025]).
Autor*innen
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
22.5.2025
Empfohlene Zitierweise
Christian Fastl,
Art. „Tautenhayn, Familie“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
22.5.2025, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e449
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