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Tanzschule
In Österreich (besonders Wien) zunächst für den Hofstaat (Familie Ventura) eingerichtete, seit dem 18. Jh. etablierte private und seit dem 19. Jh. im bürgerlichen Leben fest verankerte städtische Institution, in der der Gesellschaftstanz (und meist auch gängige Umgangsformen) gelehrt wurden bzw. werden (z. B. L. Bräuer-Fränzl, L. Cerale, A. Crombé, Familie Eichler, Familie Fränzl, Ehepaar Kilanyi, Familie Klahs, Familie Rabensteiner, E. Schwamberger). Eine kulturenübergreifende Verständigung darüber, was Tanz-Unterricht sei, ist jedoch deshalb kaum möglich, weil sich Ausbildung bis heute (2006) an unterschiedliche soziale und politische Strukturierungen von Ländern und Kontinenten bindet. Unter eurozentristischer Perspektive ist Tanzausbildung mit der Entwicklung der Klöster und Höfe, später der Entstehung der Theater verknüpft; daneben existierte immer auch die Ausbildung im zivilen, ‚freien‘ Bereich, der durch den Verlust der Vorbildfunktion von Ballett und seiner zunehmenden gesellschaftspolitischen (Des-?)Organisation mit dem späten 19. Jh. in den Fokus des pädagogischen Diskurses rückte. Im Verständnis von Tanzausbildung perpetuiert sich also die im Tanz bzw. der Tanzforschung tradierte Unterscheidung von elitärer und popularer Kunst, von ‚High Art‘ und ‚Low Art‘.

Z. B. gibt es in Österreich Tanzausbildung als Institution, in Form von Ballettausbildung, seit den 1870er Jahren; und im Zuge der Erweiterung und Reformierung 1917 firmierte sie ein Jahr später als „Ballettschule der Wiener Staatsoper“ (Wiener Staatsopernballett) und wurde 1973 dem Bundestheaterverband, 1979 der Direktion für kulturelle Angelegenheiten unterstellt. Seit Mitte der 1980er Jahre wird das Programm kontinuierlich erweitert und mit anderen Institutionen (Performing Arts Studio Vienna) koordiniert. Gleichzeitig wurde eine zweite Institution für klassische Ausbildung gegründet (Tanzabteilung des Konservatoriums der Stadt Wien; Musiklehranstalten Wien). Ab den 1910er Jahren begannen auch die privaten Schulen für modernen, d. h. nicht-klassischen, später für zeitgenössischen Tanz, zu florieren (vgl. Ausbildungsstätten zu den ‚Schulen‘ von François Delsarte, G. Wiesenthal, G. Bodenwieser, Elizabeth Duncan [Duncan-Schule], R. Chladek). Sie sind regional breiter gestreut als die Stätten für die ‚klassische‘ Ausbildung: Ihre Programme umfassen meist neben der künstlerischen Ausbildung auch tanzpädagogische und/oder -therapeutische Studiengänge, partiell mit Hochschulanschluss (z. B. die Tanzabteilung der Anton Bruckner Privatuniv. für Musik, Schauspiel und Tanz, Linz).


Literatur
H. Hofstetter in österreich tanzt 2001; A. Oberzaucher in S. J. Cohen (Hg.), International Encyclopedia of Dance 1 (1998) [Theatrical Dance].

Autor*innen
Claudia Jeschke
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2006
Empfohlene Zitierweise
Claudia Jeschke, Art. „Tanzschule‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2006, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e441
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x0001e441
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