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Strauss, Strauss, Johann Familie
Johanns (Vater) Enkel: Johann Maria Eduard: * 1866-02-1616.2.1866 Wien, † 1939-01-099.1.1939 Berlin. Dirigent, Komponist. Der Sohn von Eduardbesuchte nach der Grundschule 1876–84 das Schottengymnasium. Lernte Klavier, Violine sowie Musiktheorie und studierte Jus, da der Vater eine Musikerlaufbahn verbot. Folglich arbeitete Johann nach Studienabschluss im Kultusministerium und heiratete am 17.4.1894 die 23-jährige Maria Emilie Karoline Hofer (1867–1939), Tochter des berühmten Wiener Kostümverleihers Lambert Hofer. Von den vier Kindern überlebten drei, niemand wählte Musik zum Beruf. Nach dem Bruch mit dem Vater wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten fand er Zuflucht bei seinem Onkel Johann, komponierte 1898 die Operette Katze und Maus, die bei der UA am Theater an der Wien mit 14 Aufführungen in Serie einen Achtungserfolg erlangte, und gab 1900 seine Position im Ministerium auf, um sich als Dirigent zu etablieren. Den ersten eigenen Walzer brachte er am 12.2.1900 in Budapest zur UA. Sein Wiener Dirigentendebüt gab er nach einer siebenmonatigen Konzertreise durch Österreich-Ungarn und Deutschland am 3.11.1900 in einem Konzert zu Gunsten des St.-Lanner-Denkmals. Dabei traten der Pianist A. Grünfeld und die Harfenistin Sophie Geraldini-Lanner, die Enkelin von J. Lanner, mit großem Erfolg auf. Die weitere Karriere verlief für ihn in Wien wenig erfolgreich: Zwar durfte er nach dem Rücktritt seines Vaters das Amt des „K. k. Hofballmusikdirektors“ übernehmen (1901–06), der Titel wurde ihm aufgrund seines unseriösen Lebenswandels jedoch verweigert, denn 1897 und 1901 geriet er ungerechtfertigt in den Verdacht des Bankraubs. Seine Karriere führte ihn wie einst seinen Onkel nach Südosteuropa (Rumänien, Bulgarien, Türkei), wo ihn ein Agent um das Vermögen von 5.000 Francs betrog, und – allerdings erfolglos – nach London: Anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten Edwards VII. hatte er den Krönungswalzer (op. 40) komponiert, wegen Erkrankung des Königs wurde die Krönung jedoch um ein Jahr verschoben. Die neuen Aufzeichnungsmedien nutzend, edierte er im April 1903 mit der Plattenfirma Deutsche Grammophon Gesellschaft St.-Musik auf acht Tonträgern. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstagseines Großvaters (1904) nahm er an der Enthüllung der Gedenktafel am Sterbehaus in der Wiener Kumpfgasse 11 sowie an der Kranzniederlegung teil und leitete ein Gedenkkonzert. Am 5.10.1904 musste er sich vor Gericht wegen selbst verschuldeter Krida verantworten und wurde im November 1906 zu einer Woche Haft verurteilt, was seinen Vater Eduard in seiner Absicht, das Archiv zu vernichten, noch bestärkt haben mochte. Ab 1907 lebte er mit seiner Familie in Berlin und unternahm erfolgreiche Tourneen. In diese Zeit fallen Schallplattenaufnahmen bei der Homophongesellschaft und bei Thomas Alva Edisons National Phonograph Company, für die er auch als Kritiker und musikalischer Berater tätig war. Er bespielte insgesamt 158 Walzen mit Musik seiner Familie, aber auch mit Werken von Daniel François-Esprit Auber, Hector Berlioz, F. Chopin, F. v. Flotow oder Camille Saint-Saëns. 1910 arbeitete er mit der Pathé-Gesellschaft.

Während des Ersten Weltkriegs schlug er ein Engagement in die USA aufgrund seiner Aversion gegen den aufkommenden Jazz ab. Stattdessen beschränkte er sich auf ein kleines Ensemble und leitete als Gastdirigent zwischen 1912/25 187 Orchester. Ein Versuch, in Wien Fuß zu fassen (1916), scheiterte; fortan kam es in Wien nur zu einzelnen Auftritten bei Großereignissen, etwa am 1.8.1931, als 800 Musiker zur Eröffnung des neuen Wiener Stadions auftraten, oder am 1.3.1936, als sein Konzert im Wiener Musikverein anlässlich seines 70. Geburtstages von der RAVAG übertragen wurde. Wie Onkel und Vater gedachte auch er des Wiener Männergesang-Vereins und schrieb den Chorwalzer Lob der Heimat zu einem Text von Josef Weinheber. Am 9.1.1939 starb er über der Planung einer weiteren Konzerttournee.


Gedenkstätten
Ehrenhalber gewidmetes Grab am Grinzinger Friedhof (Wien XIX).
Werke
Operette Katze u. Maus 1898; 26 Walzer, Polkas, Galopps, Quadrillen u. Märsche.
Literatur
Siehe J. Strauss (Vater).

Autor*innen
Margareta Saary
Letzte inhaltliche Änderung
12.5.2023
Empfohlene Zitierweise
Margareta Saary, Art. „Strauss, Familie“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 12.5.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00137265
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
© ÖNB
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Wiener
		Bilder 15.1.1933, 8 (Karikatur von Rudolf Effenberger)© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x00137265
GND
Strauss, Johann: 117312096
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