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Stimmung
Normierung der höhenmäßigen Beziehungen der Töne eines Tonsystems a) in Bezug auf einen Normton (absolute Tonlage; Stimmton), der je nach Musikkultur und Zeit verschieden ist, sowie b) hinsichtlich ihrer gegenseitigen Abstände im Rahmen einer üblicherweise eine Oktave umspannenden Tonleiter. Von dieser Norm kommt es im Gesang und bei nicht fest abgestimmten Musikinstrumenten psychoakustisch und ausdrucksbedingt sowie kontextabhängig zu mehr oder weniger großen Abweichungen. Für die Angabe der Intervalle zwischen den einzelnen Tonstufen verwendet man heute die Centrechnung (1 Cent = 1200√2). Allgemein wird unterschieden zwischen 1) reiner (auch natürlich genannter) St.: basiert auf den ganzzahligen Schwingungsverhältnissen einer harmonischen Teiltonreihe. Sie hat jedoch zwei unterschiedliche Größen für den Ganzton sowie vier unterschiedliche Größen für den Halbton; 2) pythagoreischer St.: basiert auf einer 12fachen Quintengeneration (3:2)12 und der nachfolgenden Transposition der so gewonnenen Töne in den Rahmen einer Oktave, welche aber um 24 Cent (pythagoreisches Komma) größer ist als eine durch 7fache Oktavengeneration (2:1)7 gebildete reine Oktave. Die pythagoreische St. hat eine Ganztongröße und zwei unterschiedliche Größen für den Halbton. Die aus den angedeuteten Eigenschaften der beiden St.en resultierenden Probleme in mehrstimmiger Musik (Schwebungs- und Rauhigkeitsbildungen) führten 3) zu temperierten St.en (gezielte Größenänderungen einiger Intervalle zugunsten der Klangqualität anderer): a) mitteltönige St.: basiert auf großen reinen Terzen (386 Cent), welche in zwei gleich große Ganztöne zu je 193 Cent geteilt werden; b) die gleichschwebend temperierte St.:Teilung der Oktave (2:1) in 12 hinsichtlich der Frequenzverhältnisse gleich große Halbtöne zu je 100 Cent.
Literatur
J. M. Barbour, Tuning and Temperament: A Historical Survey 1953; Ll. S. Lloyd, Intervals, Scales and Temperaments, hg. v. H. Boyle 1963; A. Mendel in Acta mus. 50 (1978); M. Rieländer, Reallex. der Akustik 1982; M. Lindley in C. Dahlhaus et al. (Hg.), Gesch. der Musiktheorie 6 (1987); M. Honegger, Das neue Lex. der Musik 4 (1996); MGG 8 (1998); NGroveD 25 (2001) [Temperaments] u. 19 (2001) [Pitch].

Autor*innen
Franz Födermayr
Letzte inhaltliche Änderung
6.10.2006
Empfohlene Zitierweise
Franz Födermayr, Art. „Stimmung‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 6.10.2006, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x001301a3
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