Über eine etwaige Musikpflege auf der genannten Stirapurhc liegen keine gesicherten Nachrichten vor. Auf einer von A. v. Spaun propagierten These beruht die (wahrscheinlich unrichtige) Annahme, dass sich der Dichter Heinrich v. Ofterdingen hier aufgehalten haben könne. Obwohl nach wie vor nicht eindeutig geklärt ist, ob es sich hierbei um eine reale oder bloß um eine fiktive (Pseudonym?) Person handelt, fand Ofterdingen auch Eingang in die Musikgeschichte (Chöre Heini v. St. von E. S. Engelsberg, Abschied von der Styraburg von Josef Bernauer). Von Bedeutung v. a. für die ältere Musikgeschichte der Stadt waren die im Umland gelegenen Klöster Garsten und Gleink. Bis in die 1. Hälfte des 14. Jh.s waren die Garstener Mönche nicht nur für die seelsorgerische Betreuung der Stadtpfarrkirche verantwortlich, sondern besorgten auch die Kirchenmusik; erst danach übernahm der jeweilige Schulmeister diese Aufgabe. Dass die (lose) Verbindung von Stadt und Kloster jedoch viel länger bestand, beweist u. a. auch der Klosterkomponist S. Erthel, dessen Werke in St. zur Aufführung gelangten und teilweise sogar dem Stadtrat gewidmet waren.
St. bildete neben Schwaz, Eferding und Wels eines der wichtigsten Zentren des Meistersangs auf dem Gebiet des heutigen Österreich. Deren erste Aktivitäten dürften um 1540 anzusetzen sein, 1562 wurde von zwölf namentlich bekannten Meistersingern (Simon Hauerstein, Christoff Weixelbraun, Matheus Grandler, Stofferoder, Erhard Engelauer, S. Kriegsauer, Hans Kriegsauer, Friederich Fachenback, Michell Schlaher, Melcher Klad, Marttin Fronberger, Jeronimus Keller) eine erste Singschule gehalten. Die Tabulatur für dieSt.er Meistersingerschule wurde von L. Wessel aus Essen/D verfasst und hat sich in der Sächsischen Landesbibliothek (Staats- und Univ.sbibliothek Dresden, M 16) erhalten. In der Folge hielten sich insgesamt 34 Meistersinger ständig oder vorübergehend in der Stadt auf, von Bedeutung sind neben dem bereits genannten S. Kriegsauer auch W. Bergstetter, W. Brantner, L. Hagmair, P. Heiberger, P. Lindtwurm und Ch. Mayr. Zwischen 1599/1624 wurden insgesamt 35 Singschulen veranstaltet, auch Komödienaufführungen durch Meistersinger sind nachweisbar.
Eine städtisch organisierte Musik ist ab dem 16. Jh. nachweisbar, ihre Ursprünge sind in der mittelalterlichen Stadtpfeiferei zu suchen. Die Leitung der aus vier Gesellen bestehenden Kapelle hatte der Thurnermeister inne, namentlich bekannt sind: Peter Hengst (bis 1548 und 1555–58), Veit Schmidtperger (1548–55 und 1558–88), Balthasar sen. (1588–1620) und jun. (1620–38) Schmidtperger, Paul Kronstorfer (1638–47), Hans Rohrmüllner (1647–61, dessen Witwe Anna provisorisch 1661–63), Gottlieb Kronstorfer (1663–65, dessen Witwe Eva provisorisch 1665/66), W. J. Lauffensteiner d. Ä. (1666–89, eigenen Angaben zufolge auch kompositorisch tätig; dessen Witwe Susanne provisorisch 1689–91), Fe. (1691–1725) u. Fr. (1725–59) Sertl, Wenzel Plyma (ab 1759) sowie Franz (ab 1806, † 1869), Andreas, Anton († 1879) und Leopold († 1886) Gruber. Gegen Ende des 18. Jh.s. verloren die Thurnermeister ihre Bedeutung und Monopolstellung, um 1770 kam es bereits zur Gründung der Bürgerlichen Musikanten Compagnie. Noch in der 1. Hälfte des 19. Jh.s waren der Thurnermeister und seine Gesellen für die Besorgung der Instrumentalmusik an der Stadtpfarrkirche verantwortlich, an besonderen Festtagen wurden sie von Dilettanten unterstützt. Nach dem Tod von L. Gruber legte dessen Mutter Viktoria das Amt zurück, 1887 wurde es vom Magistrat aufgelöst. Die Aufgaben der ehemaligen Stadtmusik übernahm im Laufe des 19. Jh.s immer mehr die 1808 gegründete und aus über 30 Mitgliedern bestehende Kapelle des St.er Bürgercorps, die 1938 in Stadtkapelleumbenannt wurde. Als Kapellmeister fungierten u. a. Christian Michael (gen. 1808), F. Gruber (1838), Franz Sahan (1860), Josef Feiler (1862–65), Bernardin Rücker (1865–71), Ludwig Großauer (1871–85), Mayerhofer (1885/86), Moritz Großauer, Jaroslav Karmazin (bis 1912), Paul Richter (ab 1912), Emil Münzberg, Rudolf Pribitzer, Albert Weinschenk (1932–43) und Hans Eipeldauer (1943–45). Ende des 19. Jh.s war auch die Waffenfabriks-Feuerwehr-Capelle von Bedeutung. 1920 wurde eine Arbeiterkapelle ins Leben gerufen, die 1923 in Stadtkapelle und 1934 in Konzertverein St. umbenannt wurde.
Die heutige Stadtpfarrkirche (Hll. Egidius und Koloman) wird 1275 erstmals genannt und dürfte im 12. Jh. gegründet worden sein; 1443 wurde mit einem Neubau begonnen. 1344 ist erstmals ein Schulmeister nachweisbar, der mit geeigneten Schülern für die Kirchenmusik zu sorgen hatte. 1503 wurde diese Verpflichtung in der Pfarrkirchenordnung explizit festgehalten. Bereits 1495 wird in einer Stiftung von einem Salve Regina gesprochen, das jeden Sonntag dreistimmig vom Schulmeister und seinen Sängerknaben gesungen werden soll. Namentlich bekannte Schulmeister aus jener Zeit sind Franziskus (1370), Stephan Lamp (1388–98), Wolfgang der Erdinger (ab 1398), Hans Lyssen (1478), Ulrich Hierß (ab 1492). Während der Reformation wurde neben der evangelischen Schulkirche um 1550 eine protestantische Lateinschule gegründet; in der Schule und im Rathaus kam es zur Aufführung von Schuldramen, in manchen Fällen mit Musik. Allerdings gab es in den 1570er Jahren Beschwerden über das niedrige musikalische Niveau in Kirche und Schule, sodass ab 1576 Musikunterricht in der Lateinschule erteilt wurde, wenngleich mit wenig Erfolg. Als Kantoren sind Siegmund Hofinger, Wilhelm Klausner (trat auch als Komponist hervor) und Jakob Obernburger belegt. Bezüglich des musikalischen Repertoires weiß man, dass Werke von O. di Lasso, J. Regnart und L. Paminger in St. bekannt waren. Bereits zu Beginn des 17. Jh.s. war die Reformation weitgehend zurückgedrängt, allein an der ehemaligen Dominikanerkirche (Dominikaner 1471–1543 und 1624–1785 in St.; 1487 werden in einer Stiftung Gesang und Orgelspiel genannt, um 1628/29 gab es in der Dominikanerschule auch Schulaufführungen mit Gesang- und Tanzeinlagen) konnte sich der evangelische Gottesdienst nach 1608 etwas länger halten; für den Schulunterricht und die Kirchenmusik war der Kantor G. Daubenröck zuständig. 1609 kam P. Peuerl nach St., wo er als Organist an der evangelischen Kirche wirkte und bis 1625 nachweisbar ist. Er war es auch, der gemeinsam mit Ulrich Schreyer 1613/14 für diese Kirche eine neue Orgel fertigte. Schreyer war Werkstättennachfolger des St.er Tischlers und Orgelbauers Georg Hackher und zählte zu den gefragtesten Orgelbauern Oberösterreichs seiner Zeit, Arbeiten in Freistadt (Frauenkirche 1614), Linz (Landhauskirche 1616) und im Stift St. Florian (Reparatur der kleinen Orgel 1627) sind belegt.
Während dieser Zeit leitete Wolfgang Lindner, der zuvor als Schulmeister in Wien und 1590–1603 in Waidhofen an der Ybbs gewirkt hatte, in der Nachfolge M. Theobaldus Täubers die katholische Lateinschule (1603–22) sowie die Kirchenmusik an der Stadtpfarrkirche, wobei er Unterstützung seitens des Stiftes Garsten erhielt. Um die Mitte des 17. Jh.s setzte sich das Chorpersonal aus einem Organisten, 1–2 Diskantisten, je einem Altisten, Tenoristen und Bassisten sowie aus dem Kalkanten zusammen, alte wurden über Vorschlag des Garstener Abtes seitens des Stadtmagistrats angestellt; diese einfache Besetzung ist auch noch in der 1. Hälfte des 19. Jh.s nachweisbar. Wenngleich nur wenige Quellen über die Kirchenmusik im 18. Jh. Auskunft geben, so ist trotzdem für die Mitte des Jh.s erstmals die Mitwirkung von Mädchen zur Unterstützung des Diskants am Chor überliefert. In einem Inventar von 1847 werden neben 185 Gradualien und Offertorien u. a. „An Musikalien 67 solemne Messen, 52 ordinäre Messen, 8 große Requiem, 14 kleinere Requiem“ summarisch genannt. Um die Jh.wende stand dann die Kirchenmusik unter dem vielseitigen Regens chori F. X. Bayer auf hohem künstlerischem Niveau, das ab 1907 geführte Kirchenmusikalische Wochen-Buch der Stadtpfarrkirche in St. legt Zeugnis davon ab. 1924–53 bestand ein Kirchenmusikverein. 1989 löste sich der Kirchenchor der Stadtpfarrkirche auf, seither besorgen verschiedene Ensembles die Kirchenmusik, zu nennen wären z. B. die Ägidius-Sänger (gemischtes Gesangquartett unter der Leitung von Peter Häusler), der Kammerchor Haidershofen oder die Chorgemeinschaft Großraming.
Die Stadtpfarrorganisten sind nahezu lückenlos bekannt: Nicolaus (ca. 1514–44), Wolfgang Khumer (ca. 1558–90 und 1599–1603), Hanns Khobinger (1590/91), Michael Kobinger (1591–99), Johannes Kirchperger (1602–15), Tobias Fröhlich (1615–17), Andreas Otto (ab 1617), Johann Nikolaus Kirchperger (ca. 1627–76), U. Lux (ab 1677), Johann Bernhard Niderer (ca. 1693), Dunst (ab 1698), Deuzer, Muetter († 1725), Wolfgang Jakob Deuring (Deuringer, Deyringer; ab ca. 1725, † 1755), Johann Reisser (ab 1759), Franz Weigl († 1816, angeblich Schüler W. A. Mozarts und J. G. Albrechtsbergers), Anton Haider (auch als Tenorist tätig). Als Chorregenten fungierten an der Stadtpfarrkirche im Lauf der Zeit: Valentin Reiter (1649–70), Rudolf Zeyringer (1675–84), Johann Sebastian Mörsperger (1686–1725), Johann Gottfried Reutter (1728–41), Tobias Muhr (1741–63), Karl Plyma (1764–67), Kugel (um 1775), F. Gruber (ab 1806), And. Gruber, Ant. Gruber, K. Mühlberger, Bernardin Rücker († 1888), F. Bayer (1888–1921), Friedrich Cloß († 1928), Rudolf Pribitzer (ab 1928), Bernhard Krause, Friedrich Brandl (während/nach dem Zweiten Weltkrieg), Wilhelm Hübl, Hubert Hackl (1966/67), Helmuth Angerer (bis 1989).
Die Geschichte der Orgel in der Stadtpfarrkirche reicht weit zurück, bereits 1398 ist eine solche belegt. 1478 errichtete H. Lauss ein großzügiges Instrument (I/15), dessen Disposition sich erhalten hat. Erst 1544 wurde die 1522 beim großen Stadtbrand zerstörte Orgel durch ein neues Werk ersetzt, für dessen Bau vermutlich Fr. Jakob Königschwerdt OCist verantwortlich zeichnete. Nach mehreren Instandsetzungsarbeiten (durch G. Hackher 1586/87, 1591, 1597, 1605, Andreas Otto 1617) wich es schließlich 1637 einem Neubau (II/17) durch L. und P. Rottenburger; 1648 war U. Schreyer mit Arbeiten an der Orgel betraut, 1699 der Passauer Martin Kurz und 1727 der St.er Orgelbauer und Gastwirt Johann Häräll. 1732 erfolgte eine Stimmung durch J. Ch. Egedacher. 1774–79 errichtete F. X. Chrismann eine neue Orgel (II/26), die 1893–95 von Jos. Mauracher (auf Empfehlung A. Bruckners hin) umgebaut (II/34) und mit einem neuen Gehäuse versehen wurde (das Chrismann-Gehäuse befindet sich seitdem in Reichenthal im Mühlkreis/OÖ). 1904 erfolgte der Einbau eines elektrischen Gebläses, 1919 wurde der Spieltisch erneuert, 1932 kam es zu einigen Reparaturen. Nach einem umfangreichen Umbau durch H. Pirchner wurde das erweiterte Instrument (III/40) 1962 neu geweiht.
Die zweite alte St.er Pfarrkirche, die St. Michael-Kirche in Steyrdorf, geht auf eine Gründung der Jesuiten zurück, die 1632 nach St. kamen und zunächst die Spitalkirche übernahmen. 1634/35–48 errichteten sie die heutige Kirche, die 1650 eine kleine Orgel erhielt und erst 1677 ganz vollendet wurde. Die Kirchenmusik wurde hier von Seminaristen und Studenten bestritten, am Gymnasium wurden auch Jesuitenspiele, z. T. mit Musik, aufgeführt. Nach der Aufhebung des Ordens 1773 wurde das Gymnasium geschlossen, zehn Jahre später (1783) gründete man dann die Vorstadtpfarre St. Michael. 1788 wurde von P. Hötzl die 1704 von J. I. Egedacher errichtete Orgel (1780 von F. X. Chrismann umgebaut) aus dem aufgelassenen Stift Garsten in die Michaelerkirche übertragen. Das Instrument wurde 1889 von J. Lachmayr umgebaut, 1922 von der Firma Mauracher verändert und Ende der 1960er Jahre von H. Pirchner um sieben Register auf II/25 erweitert (Einweihung 1970). Bereits unter F. Gruber waren die Chorregentenämter an den beiden Pfarrkirchen vereinigt; diese Personalunion wurde bis zum Zweiten Weltkrieg beibehalten. Nach dem Krieg leiteten Franz Kaulich, Alois Brandstätter, Emmo Diem und H. Hackl (1966/67) die Kirchenmusik an St. Michael. Neben dem Kirchenchor sorgt heute (2018) auch die 1998 aus dem Madrigalchor St. (gegr. 1966) hervorgegangene Kirchenmusikvereinigung Sancta Caecilia für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste an St. Michael. Ihrem Gründer Otto Sulzer (* 27.11.1938 Großraming/OÖ, † 5.12.2018 Großraming) folgte 2015 Wolfgang Nusko als Leiter. Eine Bündelung der kirchenmusikalischen Kräfte der Stadt erfolgt alljährlich bei der Aufführung des Mozart-Requiems am Allerseelentag in der Michaelerkirche.
In den Jahren 1966–2001 wurden im St.er Stadtgebiet insgesamt vier neue Kirchen gegründet, in denen ebenfalls verschiedene Ensembles für die musikalische Umrahmung der Liturgie sorgen. Bereits seit 1948 existiert der Kirchenchor der Wallfahrtskirche Christkindl.
Nach Gründung der evangelischen Pfarrgemeinde A. B. 1875 erfolgte 1897/98 der Bau der evangelischen Stadtpfarrkirche, wobei die Orgel (I/9) von J. Lachmayr gefertigt wurde (1926 von M. Mauracher technisch umgebaut). 1974 kam es zur Errichtung eines neuen Werks (II/16, 1990 auf II/17 erweitert) unter Beibehaltung des alten Gehäuses durch die Linzer Firma Riedl (Paul-Peuerl-Orgel). Diese Orgel wurden 2015 von Oswald Kaufmann umgebaut (II/18). Seit den 1970er Jahren sorgt ein Chor bzw. Singkreis für die musikalische Umrahmung der Gottesdienste.
In der Biedermeierzeit kam es vermehrt zur Hausmusikpflege bei mehreren dem Wirtschafts- und Bildungsbürgertum angehörenden Familien; zu nennen wären v. a. die Häuser von J. v. Koller, S. Paumgartner, Johann Nepomuk Ritter v. Dornfeld, Johann Hintermayer Edler v. Wallenberg und Albert Schellmann. Der Adel war in St. nur schwach vertreten: von musikalischer Bedeutung ist Johann Nepomuk Fürst v. Lamberg, der um 1800 in seinem Schlosspavillon Konzerte und sogar Opernaufführungen veranstaltete. Fr. Schubert weilte erstmals im Juli 1819 gemeinsam mit dem aus St. stammenden J. M. Vogl in St., wobei Letzterer bei J. v. Koller wohnte (Stadtplatz 11), während Schubert im Haus des mit Koller verwandten A. Schellmann (Stadtplatz 34) Unterkunft fand. Bekannt wurden die Hausmusikabende bei Koller, an denen Schubert teilnahm. In diesem Zusammenhang sind die A-Dur-Klaviersonate (D 664, Widmung an Kollers Tochter), das Namenstagslied (Vater, schenk mir diese Stunde, D 695) sowie die Geburtstagskantate für den Sänger J. M. Vogl (D 666) zu nennen. Schubert war auch mit dem bereits erwähnten Ant. Gruber bekannt, der Amateurcellist S. Paumgartner ist Widmungsträger des sog. Forellenquintetts (D 667). Nach 1819 hielt sich Schubert noch im Sommer 1823 (Entstehung einiger Lieder und der Ecossaise D 145/8) und letztmalig einige Zeit im Sommer 1825 in St. auf. Wie eng Schuberts Verbindung zu St. war, beweist die Tatsache, dass sich nach seinem Tod unter den Pränumeranten für den Liederzyklus Schwanengesang 1829 insgesamt fünf St.er fanden (u. a. J. v. Koller, J. Hintermayer v. Wallenberg).
1838 wurde die Gesellschaft der Musikfreunde St. gegründet, die sich selbst hohe Ansprüche auferlegte, Konzerte veranstaltete und 1846 eine MSch. für Kinder von Vereinsmitgliedern eröffnete. Nachdem die Gesellschaft ab der Jh.mitte nicht mehr aktiv tätig gewesen war, kam es 1872 zu einer Neugründung (ab 1914 Musikverein in St., 1963 Rückkehr zum alten Namen). Als künstlerische Leiter fungierten u. a. B. Rücker (1873/74), Josef Withe (1874–80?), L. Großauer (1880?–89), F. Bayer (1899–1917), Johann Prinz (Paukist, Organist, Komponist; 1917–30) und A. Weinschenk (1930–39). V. a. F. Bayer konnte den Verein auf ein hohes künstlerisches Niveau führen, Bedeutung erlangte unter ihm das große Symphonieorchester und die MSch. Zahlreiche weitere Vereinsgründungen folgten im 19. Jh., u. a. des MGV.s „Sängerlust“ (1844–48), der St.er Liedertafel (gegr. 1850), des MGV.s „Kränzchen“ (gegr. 1858) und des Gesangvereins „Gemütlichkeit“ (gegr. 1891). Nach der Jh.mitte formierte sich das St.er Gesangquartett (Christian Röckl [Klavierhändler und Orgelbauer], Anton Schachner, Ludwig Bermanschläger, Josef Bodelak), das sogar im Rahmen des Nürnberger Sängerfestes 1861 auftrat und bis in die 1880er Jahre aktiv war. Die Vereine pflegten den Männergesang in der damals üblichen großdeutsch-nationalen Richtung, dagegen sind der Arbeitersängerbund „Stahlklang“ (1881–1934) und der Zitherverein „Kränzchen“ der Arbeiter-Musikbewegung zuzurechnen. 1885 wurde der St.- und Kremsthaler Sänger-Gauverband im Rahmen des Oberösterreichisch-Salzburgischen Sängerbundes gegründet. Als Chormeister der einzelnen Vereine fungierten u. a. Ant. Gruber (1844–48 Sängerlust, 1858–68 Kränzchen), Josef Gilhofer (1862–82 Liedertafel, 1881–88 Stahlklang), B. Rücker (1869–87 Kränzchen), F. Bayer (1888/89, 1894–1902, 1907–18 Kränzchen), Alois Simme (1889–92 Stahlklang), Franz Prammer (1890–93 Kränzchen), Alois Hofer (1892/93 Stahlklang), Johann Beham (1893/94 Stahlklang), Johann Schögl (1894 Stahlklang), Heinrich Riva (1894 Stahlklang), Josef Urlanek (1895–1919 Stahlklang, Alois Strommer (1903–06 Kränzchen) und Eduard Fremuth (1920–52 Stahlklang). Größte Bedeutung hatte die St.er Liedertafel, sie richtete 1885 eine Gesangschule für ihre Mitglieder ein und konnte bekannte Persönlichkeiten wie Franz Abt, I. F. Castelli, C. Haslinger, Gustav Fürst v. Lamberg, C. Santner, F. v. Suppè und J. Werndl zu ihren Ehrenmitgliedern zählen. Als gemischter a-capella-Chor wurde 1886 unter der Leitung von Josef Pfefferl die Vereinigung Sängerlust gegründet, 1909 der Christlich-deutsche Gesangverein, 1916 der MGV „Harmonie“, 1923 die Gesangvereine Sängerbund „Frohsinn“ und Arbeiter-Frauen-Chor sowie der Verein der Mandolinen- und Gitarrenfreunde (seit 1925 Arion), 1924 der Sängerbund „Echo“, 1925 die Sängerriege der Sicherheitswachebeamten St., 1926 der Sängerbund „Widerhall“ und 1929 der 1. St.er Zitherverein. 1928 erfolgte die Gründung des St.er MGV.s durch die Fusionierung von Liedertafel und Kränzchen. Der Ende 1934 ins Leben gerufene Volkschor trat die Nachfolge des Arbeitersängerbundes „Stahlklang“ an.
Eng mit St. verbunden war A. Bruckner (u. a. Ehrenmitglied des MGV.s „Kränzchen“, der St.er Liedertafel und der Gesellschaft der Musikfreunde St..). Vielleicht bereits im Rahmen seiner Lehrerausbildung im Sommer 1840 erstmals in der Stadt, besuchte er sie zwischen 1843/45 häufig von Kronstorf/OÖ aus. Danach dürfte sich Bruckner hin und wieder in St. aufgehalten haben (1. Orgelkonzert 1868), vermutlich ab 1875 verbrachte er hier regelmäßig die Sommeraufenthalte, wobei v. a. die Jahre 1884–94 als bedeutend anzusehen sind. An Komponisten und Musikern, die in engem Bezug mit St. standen/stehen, seien weiters G. Bauer, P. G. Benedict, S. Cerwenka, Carl Dobrauz (?–?), J. A. Dürrnberger, Fritz Eggermann (1898–1982), M. L. Fiala, P. Garstenauer, Hilde Hager-Zimmermann (1907–2002), F. Hölzlhuber, F. Kosch, K. Loidl, B. Mütter, Rudolf Reithoffer (1866–1927), Georg Schedlberger (* 1976), H. und R. Scholz, Peter Sommerer (* 1976), Alb. Stadler, J. Stighely (?–?, s. Abb.), W. Wagner und W. Würdinger genannt.
Erste Theateraufführungen (Schulaufführungen) sind für die 2. Hälfte des 16. Jh.s belegbar, fahrende Truppen spielten spätestens ab der Mitte des 17. Jh. in St. (z. B. Ferdinand Egidius Paul 1701, Elisabeth Steinmetz und G. Prehauser 1724, F. Berner mit seiner Kindertruppe 1777 und 1784, Carl Morocz 1782). Erst nach der Aufhebung des Klosters der Cölestinerinnen (1784) durch Joseph II. gestaltete der Magistrat die ehemalige Klosterkirche in ein notdürftig eingerichtetes Theater um, das ab 1789 provisorisch betrieben wurde. Nach einem Umbau 1796 kam es zur Verpachtung an häufig wechselnde Theaterdirektoren (u. a. K. Schikaneder, F. J. Scherzer, J. Lutz, Karl Ludwig Zwerenz [Vater von M. Zwerenz]). Gegeben wurden Schauspiele und Singspiele, aber auch Wohltätigkeitsakademien sowie Operetten und Opern. 1879 erfolgte ein neuerlicher Umbau, 1883/84 musste die Gemeinde erstmals als Geldgeber einspringen. Öfters kam es zur Zusammenarbeit mit anderen Bühnen, so 1870 mit Bad Hall/OÖ und in den 1880er Jahren v. a. mit Linz, bedingt durch die Direktion von Jul. Laska (1884/85–90, mit Unterbrechungen). 1918–36 leitete der aus St. gebürtige Sänger Josef Sergl-Sorelli (u. a. am Theater an der Wien und an der Volksoper Wien) das Theater und konnte ihm zu neuem Aufschwung verhelfen (vertraglich festgeschrieben war u. a. auch die Aufführung von Operetten und Opern). 1936 musste das Haus aufgrund baulicher Mängel geschlossen werden. Während der NS-Zeit kam es schließlich 1938 zu einer Renovierung und Neueröffnung (Direktor 1938–44 Hans Pernegger-Pernegg). Nach 1945 wurde das Musiktheater (wie schon in der Kriegszeit) v. a. durch Operetten abgedeckt (musikalischer Leiter 1947–49 L. Mayer), ab Beginn der 1950er Jahre gab es nur mehr Gastspiele des Linzer Landestheaters. Bauliche Mängel gaben Anlass, das 1924 aus einer Industriehalle entstandene Volkskino (Kino- und Konzertsaal, Volksstraße 5) in ein (neues) Theater umzubauen (Eröffnung 1958). Nach einer umfassenden Neugestaltung erfolgte 1979 die neuerliche Eröffnung als Kulturzentrum (Stadttheater, Stadtsaal). 2001 wurde die rund 50 Jahre dauernde Kooperation mit dem Linzer Theater beendet; seither werden meistens Tourneetheatergruppen seitens der Kulturabteilung des Magistrats engagiert, wobei neben dem Sprechtheater auch Opern, Operetten und Musicals zur Aufführung gelangen. Gastspiele gaben in der 2. Hälfte des 20. Jh.s u. a. das Bruckner Orchester Linz und das Wiener Staatsopernballett . Das alte Theater in der Berggasse 10/Promenade 3 (1978 umgebaut) findet nach wie vor für Konzerte und Aufführungen der St.er Volksbühne Verwendung.
Nach 1945 blühte das musikalische Alltagsleben in St. wieder auf. So konnten sich zunächst in den 1950/60er Jahren mehrere Chöre und Vokalensembles etablieren: St.er Madrigalchor (gegr. 1952, Chormeister Josef Pöppel), Collegium Musicum Styrense (E. Diem), St.er MGV „Sängerlust“ (1959, Fusion von MGV St. und Sängerlust; Chormeister ab 1993 L. M. Fiala), Männerchor St. (1965 aus den Vereinen Griemühle, Almröserl, Harmonie entstanden), Arbeitersängerbund „Stahlklang“ (heute: Chorgemeinschaft „Stahlklang“ St.; Chormeister: Richard Fux 1952/53, Josef Fröschl 1953–62, Lambert Schörkhuber 1962–64, Karl Egon Müller 1964–68, Gerald Reiter ab 1968, L. M. Fiala ab 1991). Zu diesen gesellten sich später u. a. die Kärntner Sängerrunde (1972), der Club Chor St. (1984), der Chor der Musikhauptschule St. (1988, Günter Dunst), das Vokalensemble KLANG KULTUR (Kurt Starrermair) sowie die vokalen Klangkörper der MSch. St. (women4voices, c(h)orde vocali, Bruckner-Sängerknaben; alle unter der Leitung von L. M. Fiala). Die Instrumentalmusik bestritten nach dem Krieg im Bereich der Unterhaltungsmusik Formationen wie z. B. die Lehrlingskapelle der St.-Werke, Die lustigen 9, die Rotweiß-Kapelle und das Stardust-Quintett. Die alte Stadtkapelle wurde zunächst in den Musikverein (Gesellschaft der Musikfreunde) integriert und stand 1946–48 unter der Leitung von Franz Teleu und 1948–61 unter jener von Albert Weinschenk; 1962–88 folgte Rudolf Nones. Seit 1965 bestehen Stadtkapelle (Kpm.: Gerald Reiter 1988–92, Fritz Neuböck jun. 1992–95, Günter Hagauer 1995/96, Wolfram Rosenberger 1996–98, Helmut Schiffl 1998–2000, Reinhard Nowak 2000–05, Johann Grabner seit 2005) und Gesellschaft der Musikfreunde wieder als unabhängige Klangkörper nebeneinander. Aus der 1955 von der Stadtgemeinde übernommenen MSch. (ab 1962 unter der Leitung von R. Nones, seit 1980 Landesmusikschule) ging eine Bigband hervor; nach wie vor aktiv sind das Mandolinenorchester Arion und der 1. St.er Zitherverein. Der Bereich der Popularmusik wird u. a. von den St.er Musiknächten, St.er Jazztagen oder St.er Rocknächten abgedeckt. Für kulturelle Veranstaltungen während der Sommerzeit (2005: Die Zauberflöte, Die Schöpfung, Jedermann) zeichnet seit 1995 das Musikfestival St. verantwortlich (Intendant derzeit [2018] Karl-Michael Ebner).
E. W. Partsch, Anton Bruckner u. St. 2003; Beiträge von E. W. Partsch , K. Mitterschiffthaler , R. Bachleitner , E. W. Partsch u. Roundtable in R. Bachleitner/E. W. Partsch (Hg.), [Kgr.-Ber.] Bruckner-Tagung Steyr 2003, 2009; J. Hack (Hg.), Fs. Ges. der Musikfreunde St. 1838–1963, 1963; J. Ofner in Veröff. des Kulturamtes der Stadt St., o. Nr. (Dez. 1949), 15 (1955) u. 20 (1960); J. Ofner in Oberösterr. Heimatbll. 2 (1948), 66 (1952) u. 28 (1974); J. Ofner in Amtsbl. der Stadt St. 9 (1966), 11 (1968), 12 (1969) u. 13 (1970); Amtsbl. der Stadt St. 23 (1980), Nr. 7; J. Ofner, Fr. Schubert u. St. 1973; J. Ofner, St. 21980; E. W. Partsch in R. Grasberger et al. (Hg.), [Kgr.-Ber.] Bruckner-Symposion 1990, 1993; H. Widmann in Jahres-Bericht der k. k. Staats-Ober-Realschule in St. 15 (1884/85); Fs. 90 Jahre Arbeiter-Sängerbund Stahlklang St. 1880–1970 , 1970; R. G. Frieberger, Der Orgelbau in Oberösterreich im 17. u. 18. Jh. unter besonderer Berücksichtigung bestehender Instrumente 1984, 264–271 u. 450f; Ch. Landerl (Hg.), Fs. 100 Jahre 1898–1998 Evangelische Kirche St.-Stadt 1998, hg. v. Verein zur Förderung Evangelischen Kulturgutes; J. Neuhuber, Das alte St.er Stadttheater , Dipl.arb. Wien 2004; F. Pfeffer in Veröff. des Kulturamtes der Stadt St. 19 (1959); F. Fuhrich, Theatergesch. Oberösterreichs im 18. Jh. 1968; J. Fröhler in Freinberger Stimmen 50 (1980); J. Fröhler in Oberösterr. Heimatbll. 9 (1955) u. 12 (1958); R. Stumpfl in Heimatgaue 21 (1933); Beiträge v. R. Flotzinger u. A. Raab-Luftensteiner in Veröff. des Kulturamtes der Stadt St. 34 (1978); R. Flotzinger in StMw. 27 (1966); SchubertL 1997; BrucknerH 1996; S. Raingruber, Die Dominikaner in St. , Diss. Graz 1958; G. Allmer in Das Orgelforum 22 (September 2018); www.steyr.at (10/2005); eigene Recherchen.