Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

Stadtpfeifer
Städtische Berufsmusiker, die in den deutschsprachigen Ländern seit dem 14. Jh. und bis in das 19. Jh. als Träger der bürgerlich-städtischen Musikkultur in Erscheinung getreten sind. Je nach Größe und Ansehen einer Stadt besorgten diese nicht allein alle Repräsentationsmusik, sondern standen auch als Kirchen, Hochzeits-, Jagdmusiker, „Tischbläser“ sowie als Stadt-Türmer (Thurner) zur Verfügung. Synonym und regional unterschiedlich wurden dafür auch die Begriffe „Ratsmusiker“, „Zinkenisten“, „Hoboisten“, „Stadtmusiker/Stadtmusikanten“ gebraucht. Die Stadt schützte ihre zumeist schlecht besoldeten Musiker vor der Konkurrenz wandernder und ländlicher Musikanten, woraus sich vielfach Rechtsstreitigkeiten ergaben. Den vielfältigen Aufgaben entsprach ein breit gefächertes Repertoire, das von den mündlich tradierten und improvisierten Signal- und Tanzmusiken bis zu den schriftfixierten (komponierten) Märschen, Tafelmusiken, Suiten, Arien und zu Symphonien und Solokonzerten (Konzert) reichte. Bei den St.n lag zudem die Ausbildung des eigenen musikalischen Nachwuchses, aber auch der Unterricht in Tasten-, Streich- und Blasinstrumenten. Hier liegen die Wurzeln der späteren privaten und öffentlichen Musikschulen (Musikschulwesen).

Um 1800 und mit dem Beginn der bürgerlichen Musikkultur spaltete sich die St.-Kultur, es entstanden einerseits die professionellen Symphonieorchester (Orchester), andererseits die Amateur-„Stadtkapellen“ mit haupt- oder nebenberuflich tätigen Stadtmusikdirektoren.


Literatur
Lit (alphabet.): D. Altenburg in Alta musica 4 (1979); M. Bárdiová in Alta musica 22 (2000); K. Bárdos in Pannonische Arbeitsberichte 1 (1990–94); A. Blöchl, Zur Gesch. der Blas- und Bläsermusik in Oberösterreich, Diss. Salzburg 2003; E. Egg/W. Pfaundler, Das große Tiroler Blasmusikbuch 1979; H. Federhofer in ZHVSt 42 (1951); H. Federhofer in Hist. Jb. d. Stadt Graz 4 (1971); MGÖ 1–3 (1995); H. Henry in Historic Brass Society Journal 3 (1991); E. Komorzynski in H. Zingerle (Hg.), [Fs.] W. Fischer 1956; H. Kriegl, Musikimposto, andere Patente u. Auflagen zur Gestaltung des öffentlichen Musiklebens, Diss. Graz 2003; W. Salmen (Hg.), Der Sozialstatus der Berufsmusiker vom 17. bis 19. Jh. 1971; W. Suppan in Annales 2 (2001); W. Suppan, Blasmusikforschung seit 1966. Eine Bibliographie 2003.

Autor*innen
Wolfgang Suppan
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2006
Empfohlene Zitierweise
Wolfgang Suppan, Art. „Stadtpfeifer‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2006, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e325
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.