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St. Peter (Bludenz)
Dominikanerinnenkloster bei Bludenz, gegründet 1286. Pest und Klosterbrand beendeten 1560 das klösterliche Leben, 1575 wurde es mit Nonnen aus dem Kloster Hirschthal (Kennelbach/V) wieder besiedelt. 1647 kam es zur Neugründung und Leitung des Klosters Cazis/CH durch Nonnen aus Bludenz. Zwischen 1707/09 Errichtung der heutigen barocken Anlage, die zwischen 1721/23 erweitert wurde; 1816 Zuteilung zum Bistum Brixen (vorher Chur/CH). 1941 wurde das Kloster von den Nationalsozialisten aufgehoben, 1945 Rückkehr der Nonnen. 2002 Wiederbelebung durch das Kloster Cazis.

1621 fordert eine Messstiftung für die Schwester Anna Maria Zürcher einen Jahrtag „mit 2 gesungnen Ämpteren“. Unter der Priorin Sabina Hirschauer (1640–46) wurden Nonnen angehalten, die „edle Musik des Figurals“ zu erlernen. Unter ihrer Nachfolgerin Clara Zürcher (1647–89) kam es 1656 zur Errichtung einer neuen Orgel (um 262 fl); 1723 wurde eine neue Orgel um 541 fl durch M. Abbrederis erbaut; 1905 Orgelbau durch A. Behmann, Umbau 1951 durch Gebrüder Mayer sowie 1963 durch Edmund Hohn. Von 1641 an gab es eine Fronleichnamsprozession und von Maria Himmelfahrt an den „Dreissigsten“ hindurch abends eine Marienandacht mit musizierter lauretanischer Litanei und Segen. Die Nonnen führten im 17. und 18. Jh. ein reges Musikleben, Organistinnen werden im Anniversarial oder Jartzeitbuech des Klosters (1592–1721) erwähnt: Anna Katharina Zürcher († 1663) von Bludenz und M. Cäcilia Gartner († 1676) aus Einsiedeln/CH. Besondere Musikerinnen waren Dominika Zürcher († 1666), M. Magdalena Opser († 1672), M. Victoria Reinhart († 1773); im 19. Jh.: Anna Katharina Juliana Hopfgartner, M. Alberta Mages, M. Augustina und M. Theresia Erdt, M. Alberta Ebenhoch, M. Vincentia Kaspar u. a. Im 18. Jh. blühte im Kloster die instrumental begleitete Kirchenmusik, die vor allem durch die süddeutsch-österreichischen Zeitgenossen geprägt war: F. X. Brixi, P. Magnus Schnitzer OSB, C. I. Constanz, Johann Anton Kobrich, Franz Gleissner u. a. Als klostereigener Komponist kann der Beichtvater P. Ambros Thomas OP aus Konstanz/D gesehen werden, der zwischen 1781/86 hier wirkte und ein beachtliches Œuvre hinterließ. Mit Ende des 19. Jh.s wurde die Kirchenmusik bescheidener, wurden die Gesänge vorwiegend a cappella oder orgelbegleitet. Seit 2002 ist ein neuer Aufschwung bemerkbar: Ein gemischter Klosterchor gestaltet Orchestermessen, Zither und Harfe begleiten den Gesang der Schwestern. Eine Nonnengeige aus dem Kloster wird heute im Vorarlberger Landesmuseum aufbewahrt. Musikalien (Handschriften und Drucke) sind seit dem 17. Jh. erhalten und befinden sich im Klosterarchiv.


Literatur
H. Sander, Beiträge zur Gesch. des Frauenklosters St. P. bei Bludenz 1901; A. Rohrer in ders. (Hg.), Das Dominikanerinnenkloster St. P. in Bludenz 1286 bis 2006, 2007; A. Bösch-Niederer in Vorarlberg Archiv Lieferung 04319 (1995); H. Nadler, Orgelbau in Vorarlberg und Liechtenstein 1 (1985), 40; K. H. Burmeister (Hg.), Jahrzeitbuch des Dominikanerinnenklosters St. P. bei Bludenz (1592–1721), 1984.

Autor*innen
Annemarie Bösch-Niederer
Letzte inhaltliche Änderung
7.2.2012
Empfohlene Zitierweise
Annemarie Bösch-Niederer, Art. „St. Peter (Bludenz)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 7.2.2012, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x002a632c
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