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Scio, Scio, Sebastiano Familie
Sebastiano (detto Arlecchino): * --vor 1687 Venedig/I, † --nach 1742 (Ort?). Komödiant, Medikamentenverkäufer, Puppenspieler, Seiltänzer. Er ist mit seiner Komödiantengesellschaft 1687 in Hamburg/D nachweisbar und ein Jahr später am schwedischen Hof in Stockholm. Ab 1690 fasste S. dann zunehmend in Deutschland Fuß, 1692 erhielt er ein Teilzeitengagement in der Theatertruppe von Tereza Corona Sabolini Constantini (detta Diana) und ihrem Mann Giovanni Battista Constantini, die seit 1690 am Hof Hzg. Georg Wilhelms in Celle/D tätig war. S. blieb bis 1699 am Celler Hof, daneben unterhielt er eine eigene Truppe, mit der er das gesamte deutschsprachige Gebiet und angrenzende Länder bereiste. Stationen waren z. B. Brünn, Prag, Wien, Dresden/D, Leipzig/D, Halle an der Saale/D, Berlin, Kiel/D, Kopenhagen. Für den Wiener Fasching 1705 erhielt er eine Bewilligung zum Seiltanzen sowie für die Aufführung von Komödien und Opern. Seit 1708 leitete er zusammen mit T. Ristori jene italienische Truppe, der F. M. Pecori vorstand und die 1709/10 einen italienischen Bühnenbetrieb am neu erbauten Kärtnertortheater zu etablieren versuchte. Mit dem Tod seiner Frau Anna Magdalena (* ca. 1656 [Ort?], † 14.7.1711 Wien) verliert sich seine Spur in Wien. Ca. 1718 ist er als kurpfälzischer Tanzmeister belegt. Er könnte daher mit jenem S. S. identisch sein, der 1740 Ballettmeister in Mannheim/D war und 1742 in Warschau am Hoftheater Kg. Stanislaus I. nachweisbar ist.

Sein Sohn war vielleicht

Johann Franz (Franciscus) de (Edler von?): * ?, † 1746 (Ort?). Tanzmeister. Ehelichte am 28.8.1710 in der Wiener Michaelerkirche Francisca Petrin und war anschließend Oberösterreichischer Landschaftstanzmeister in Linz. Das Trauungsbuch von St. Stephan verzeichnet für November 1731 seine zweite Heirat mit Barbara Catharina Goldrainer. Er (und auch seine Söhne) erscheinen zeitweise mit dem Prädikat „de S.“ bzw. „v. S.“.

Dessen Kinder

Johanna Maria Anna: * ca. 1710 Wien?, † nach 1735 (Ort?). Tänzerin. Soll bereits ab ca. 1719 bei Hof getanzt haben und erhielt 1722 den Titel einer Hoftänzerscholarin. 1727–35 wirkliche kaiserliche Hoftänzerin. J. S. gilt als erste Berufstänzerin am Wiener Kaiserhof. 1727 ehelichte sie C. Phillibois, nach dessen Tod könnte sie ein zweites Mal geheiratet haben.

Niclas (Nikolaus Franziskus): * 16.1.1714 Linz, † 26.6.1746 Wien. Tänzer. Erhielt 1727 den Titel eines Hoftänzerscholars und erlernte anschließend bis 1728 die Tanzkunst in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich. 1733 wurde er als Hofscholar mit 360 fl Monatsgehalt am Wiener Hof angestellt, nachdem ihm 1730 noch A. F. Phillibois bei der Besetzung der nach dem Tod von C. Phillibois freigewordenen Hoftänzerstelle vorgezogen worden war. 1735–46 war S. wirklicher Hoftänzer. Seine Witwe Anna Catharina (geb. Wisenthaler; * ca. 1715 [Ort?], † 10.6.1755 Wien; Verehelichung am 27.11.1736 in der Wiener Michaelerkirche) hatte nach seinem Tod sieben Kinder zu versorgen.

Sigmund (Sigismund Franziskus Josephus): * 30.6.1715 Linz, † 12.10.1775 Wien. Tanzmeister. Wirkte als Hoftanzmeister in Wien. Seine Frau war vermutlich Friederike (Friderica) Tartani (gen. La S.; * ca. 1711 Darmstadt/D, † 29.1.1800 Wieden [Wien IV]).

Wilhelm (Franciscus Wilhelmus): * 22.11.1718 Linz, † 5.5.1788 Wien. Tanzmeister. War Akademie-Tanzmeister in Wien und wird als pensionierter K. k. Hoftanzmeister der Erzhzg.in Maria Theresia bezeichnet. 1787 wurde sein Haus in Oberdöbling (Wien XIX) aufgrund von Verschuldung versteigert. Verheiratet mit Barbara Edler v. Lainhaz v. Brzeniow (* ca. 1728/34 Prag, † 24.12.1794 Wien).

Unklar ist das Verwandtschaftsverhältnis von

Josef von: * ?, † ?. Tanzmeister. War zunächst in Graz, um 1813 in Klagenfurt tätig. Sein Sohn Franz (* 30.4.1793 Graz, † ?) ist bis 1823 als Tanzmeister in Graz nachweisbar.

Weiters sind zu nennen: Scio père (Tänzer in Bordeaux/F 1778–1782) und Scio fils (Tänzer ebenda 1778–81), Eleonora S. (ca. 1700–?, Opernsängerin) sowie der Violinist Étienne S. (1766–96) und dessen Frau, die Opernsängerin Julie-Angélique S. (geb. Le Grand, 1768–1807).


Literatur
M. Frolowitz in G. Baumbach (Hg.), Theaterkunst & Heilkunst 2002; P. u. P. Mlakar, Unsterblicher Theatertanz 1 (1992); A. Sommer-Mathis, Tänzer am Wr. Hofe im Spiegel der Oberst-Hofmeisteramtsakten und Hofparteienprotokolle bis 1740, 1992, 77–79 u. 86–90; Raab 1994; R. Topka, Der Hofstaat Kaiser Karl VI., Diss. Wien 1954; E. Schenk, Die Anfänge des Wr. Kärntnertortheaters, Diss. Wien 1969, 24 u. 49; StMl 1962–66; Ulrich 1997; MGG 1 (1949) [Berlin]; MGÖ 2 (1995); K-R 1997 [J.-A. S.]; Taufbuch 1698–1730 der Stadtpfarre Linz, pag. 397, 431, 516; Trauungsbuch der Pfarre St. Michael (Wien I), 1705–25, pag. 88, 1728–37, pag. 508; Trauungsbuch der Dompfarre St. Stephan (Wien I), 1725–29, pag. 358, 1729–33, pag. 543; Sterbebuch 1783–92 der Franziskanerpfarre (Wien I), fol. 59; Sterbebuch 1783–94 der Pfarre St. Augustin (Wien I), fol. 87; Derra de Moroda Dance Archives, Salzburg (Personenkartei); WStLA (Portheim-Kat.; G. Gugitz, Auszüge aus dem TBP 18. Jh. [Archivbehelf]); K. Schlegel in Sächsische Biographie (9/2023); Mitt. Diözesanarchiv Brixen (K.A., KB 035, p. 256).

Autor*innen
Gabi Vettermann
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
3.10.2023
Empfohlene Zitierweise
Gabi Vettermann/Christian Fastl, Art. „Scio, Familie“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 3.10.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e216
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x0001e216
GND
Scio, Franz: 1043393153
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Scio, Johanna: 1043393668
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Scio, Sigmund: 1043394168
OBV
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GND
Scio, Wilhelm: 1043394451
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