Scheu,
Josef Franz Georg
* 15.9.1841 Wien,
† 12.10.1904 Wien.
Hornist, Komponist, Chorleiter, Musikkritiker.
Sang als Kind im Kirchenchor und in der Kindersingschule des Konservatoriums der GdM, wo er dann – neben einer Tätigkeit (ab 1856) als Chorsänger am Theater an der Wien – Klavier (bei J. Fischhof, E. Pirkhert und F. Ramesch), Waldhorn (R. Lewy sowie Komposition (S. Sechter) studierte; 1864–66 Besuch der Klasse für höheres Orgelspiel bei E. Köhler an der Schule des Vereins zur Beförderung echter Kirchenmusik. 1865–81 (zwangsweise Pensionierung wegen politisch-gewerkschaftlicher Tätigkeiten) Hornist im Hofburgtheater, daneben Musiklehrer, später auch Gesanglehrer und Korrepetitor. Sch. widmete sich ab 1867 wie seine Brüder, die Politiker Andreas (1844–1927) und Heinrich (1845–1926) der Arbeiterbewegung (Arbeiter-Musikbewegung), komponierte 1868 das zu deren Hymne gewordene Lied der Arbeit (T: Josef Zapf [1847–1902]), gründete im selben Jahr eine Liedertafel im Arbeiterbildungsverein Gumpendorf (Wien VI), 1872 mit dem bereits 1873 behördlicherseits aufgelösten Wiener Musikerbund(ab 1873 Wiener Musikverein) die erste österreichische Musikergewerkschaft. 1875–78 wirkte Sch. als Redakteur der Österreichischen Musikerzeitung, gründete 1878 mit dem von ihm geleiteten Arbeiter-Sängerbund Wien den ersten österreichischen Arbeitergesangverein, war 1882 zeitweise in Untersuchungshaft und war ab 1890 als Chormeister der Freien Typographia, dem ersten Arbeiterchor mit Frauenbeteiligung, ab 1894 auch des Arbeiter-Sängerbundes Landstraße (Wien III) tätig. 1891 war er an der Gründung des Verbandes der Arbeiter-Gesangvereine Niederösterreichs, 1901 des Reichsverbandes der Arbeiter-Gesangvereine beteiligt. 1902–04 war er Redakteur der von ihm gegründeten Arbeitersänger-Zeitung, seit 1895 zudem Musikkritiker der Wiener Arbeiter-Zeitung.
Sein Sohn Robert (1873–1964) war Jurist, Journalist und Schriftsteller, widmete sich besonders der Kulturpolitik. Dessen Bruder Gustav (1875–1935) war Jurist und Politiker (sozialdemokratischer Gemeinderat der Ersten Republik) sowie Förderer zeitgenössischer Künstler (u. a. Adolf Loos, A. Berg), verheiratet mit der Schriftstellerin und Verlegerin Helene Sch.-Riesz (1880–1970). Beider Sohn Friedrich Sch. war Journalist und Korrespondent (1905–85; 1954–72 Leiter des außenpolitischen Ressorts der Arbeiter-Zeitung).
Gedenkstätten
Grab ehrenhalber am Wr. Zentralfriedhof; J.-Sch.-Hof (Wien XI); Sch.gasse (Wien X); Sch.-Park (Wien V); J.-Sch.-Weg (Linz).
Grab ehrenhalber am Wr. Zentralfriedhof; J.-Sch.-Hof (Wien XI); Sch.gasse (Wien X); Sch.-Park (Wien V); J.-Sch.-Weg (Linz).
Werke
Arbeiter-Liederbuch f. 4-stimmigen Männerchor 1900; Chöre in div. Besetzungen mit u. ohne Orch.; Lieder (z. T. nach Gedichten seines Bruders A. Sch.).
Arbeiter-Liederbuch f. 4-stimmigen Männerchor 1900; Chöre in div. Besetzungen mit u. ohne Orch.; Lieder (z. T. nach Gedichten seines Bruders A. Sch.).
Schriften
Die Arbeiter-Gesangvereine und ihre Bedeutung für die sozialdemokratische Partei 1909; zahlreiche Aufsätze und Kritiken.
Die Arbeiter-Gesangvereine und ihre Bedeutung für die sozialdemokratische Partei 1909; zahlreiche Aufsätze und Kritiken.
Literatur
DBEM 2003; Czeike 5 (1997); ÖBL 10 (1994); H. Steiner, Die Gebrüder Sch. 1968; H. Brenner, Stimmt an das Lied 1986; R. Fränkel, 80 Jahre Lied der Arbeit 1948; Ulrich 1997; MGÖ 3 (1995); Archiv der ÖAW (Bestand St. Anna, G10).
DBEM 2003; Czeike 5 (1997); ÖBL 10 (1994); H. Steiner, Die Gebrüder Sch. 1968; H. Brenner, Stimmt an das Lied 1986; R. Fränkel, 80 Jahre Lied der Arbeit 1948; Ulrich 1997; MGÖ 3 (1995); Archiv der ÖAW (Bestand St. Anna, G10).
Autor*innen
Uwe Harten
Letzte inhaltliche Änderung
26.4.2023
Empfohlene Zitierweise
Uwe Harten,
Art. „Scheu, Josef Franz Georg“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
26.4.2023, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e0bc
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