Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

Scherrer, Scherrer, true Anton
* 1795-03-2727.3.1795 Wiener Neustadt/NÖ, † 1839-02-2525.2.1839 St. Pölten. Beamter, Musikdilettant, Komponist. Sohn von Johann Georg Sch., der bei dessen Geburt Bühnenmeister in der Wandertruppe von Johann Georg Wilhelm war, später jedoch als Zimmerergeselle bezeichnet wird. Möglicherweise sammelte also A. Sch. früh (Musik-)Theatereindrücke. Laut A. Schmidt (in den Recensionen, auf ihn fußt auch K. Wurzbach) war er zunächst Lehrer und nahm Generalbassunterricht bei E. A. Förster in Wien, gleichzeitig soll er in den Staatsdienst eingetreten sein. Zum Zeitpunkt seiner Heirat 1819 im Wiener Stephansdom wohnte er am Spittelberg (Wien VII) und wird als „beeideter Practicant bey der k. k. Stadthauptmannschaft“ bezeichnet. 1820 war er Akzessist bei der niederösterreichischen Landesregierung, sieben Jahre später in gleicher Eigenschaft bei der vereinigten Hofkanzlei tätig. Groß waren Sch.s Verdienste um das frühe Wiener Vereinswesen. Bereits 1818 wird er gemeinsam mit Anton Ziegler und Anton Scholz als „Unternehmer der vereinigten Privat-Musikgesellschaft“ genannt, die das Oratorium Timotheus oder die Gewalt der Musik (Das Alexanderfest) von G. F. Händel (Bearbeitung: W. A. Mozart) zu Wohltätigkeitszwecken zur Aufführung brachte. Er gründete weiters gemeinsam mit J. Smegkal den Verein für Kunst und Frohsinn, dessen Musikaufführungen er leitete, und 1827 auch den Kirchenmusik-Verein an der französischen Nationalkirche zu St. Anna (Verein zur Beförderung echter Kirchenmusik, u. a. gemeinsam mit Michael Fischer – mit dem er sich um 1823 das Chorregentenamt zu St. Ulrich [Wien VII] teilte – und J. Weingarten). Sch. dürfte auch ausübendes Mitglied der GdM gewesen sein und rief die musikalischen Abendunterhaltungen im Saal zum römischen Kaiser (Wien I) ins Leben. Weiters betrieb er eine Gesangschule für Knaben und Mädchen in der Josefstadt (Wien VIII) und gab Gitarreunterricht. Ca. 1830 übersiedelte er aus beruflichen Gründen nach St. Pölten, wo er als k. k. Kreisamts-Registrant arbeitete. Hier setzte Sch. seine musikalischen Tätigkeiten fort, war Mitbegründer sowie 1837–39 erster Musikdirektor des Musikvereins St. Pölten und dirigierte auch fallweise am Theater. Neben seinem musikalischen Talent soll Sch. eine weitere künstlerische Ader als Kalligraph und Lithograph besessen haben.
Werke
Bühnenmusik zu F. Raimunds Der Verschwender, Ouvertüren f. großes Orch., kleinere Kirchenmusik, Märsche, Tanzmusik, Serenaden f. Fl., Vl. und Git, weitere Gitarrenmusik, Gitarrenschule, Abhandlung über Kirchenmusik im Allgemeinen 1837 (mit einer Choralgesangschule als Anhang).
Literatur
Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik 31.10.1863, 691–695; Wurzbach 29 (1875); H. Fleischmann, Das Musikschulwesen in der Stadt Wien in der ersten Hälfte des XIX. Jh.s, Diss. Wien 1989, 65f u. 85; A. Ziegler, Addressen-Buch von Tonkünstlern, Dilettanten, […] in Wien 1823; Wr. Ztg. 25.6.1818, 572, 15.4.1837, 515; Wr. allgemeine Theaterztg. 4.7.1818, 320; Oesterr. Morgenbl. 8.1.1838, 16; Der Humorist 4.6.1838, Beilage, 92; Taufbuch der Pfarre Wiener Neustadt 1784–1801, 175; Taufbuch 1816–23 der Pfarre Maria Treu (Wien VIII), 268; Taufbuch 1827–28 der Pfarre St. Ulrich (Wien VII), 132; Trauungsbuch 1819–21 der Dompfarre St. Stephan (Wien I), fol. 243; Trauungsbuch 1812–20 der Pfarre Maria Treu, fol. 205; Sterbebuch 1833–50 der Dompfarre St. Pölten, fol. 102.

Autor*innen
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
29.5.2024
Empfohlene Zitierweise
Christian Fastl, Art. „Scherrer, Anton“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 29.5.2024, abgerufen am ), https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_S/Scherrer_Anton.xml
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.



ORTE
Orte
LINKS
ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft

Publikationen zur Musikwissenschaft im Verlag