Johann Ulrich: get. 1.6.1650 Wien, † ?. Orgelbauer. Wird bereits bei seiner Verehelichung am 3.10.1683 in Wien als Bürger und Orgelmacher bezeichnet. Bis etwa 1700 trat er als geschäftsführender Orgelbauer mit seinem Bruder Ferdinand auf, dann schien es umgekehrt gewesen zu sein. Jedenfalls ist beider Leben nur sehr lückenhaft überliefert. Die Brüder R. erhielten bedeutende Aufträge in und um Wien, die Qualität der Werke erreichte aber nie den Wert der hochwertigen Gehäuse und Prospekte.
Sein Bruder Ferdinand (Josef): get. 14.5.1656 Wien, † 29.5.1723 Wien. Orgelbauer. Getauft nur auf den Namen F., nannte sich später F. J. Ab 1685 Hoforgelbauer und Bürger der Stadt Wien. Seine Witwe ehelichte 1724 G. Sonnholz.
Wien IX, Servitenkirche 1686 (I/12), Frohnleiten/St, Servitenkirche 1688 I/6, Stift Heiligenkreuz 1689 (I/12), Stift St. Florian bei Linz (zwei Chororgeln) 1691, Wien I, Augustinerkirche 1691 (I/6), Hainburg 1697 (I/7), Wien, Stephansdom 1701 (I/10), Hauptorgel 1720 (II/32), Stift Heiligenkreuz (II/24) 1721.
Dessen Sohn Anton Franz: get. 31.1.1687 Wien, † 23.4.1722 Wien. Organist. Taufpate: A. Draghi. War 1716–22 Domorganist an St. Stephan.
Dessen Bruder Johannes Ferdinand Tobias: get. 17.10.1695 Wien, † 5.3.1733 Wien. Orgelbauer. Sein Taufpate war F. T. Richter. War 1717–23 Orgelmacher-Adjunkt seines Vaters bei Hof, dem er 1723 als Hoforgelmacher nachfolgte.
Franz Veit: get. 12.7.1650 Wien, † 14.6.1700 Wien. Violinist. War ab ca. 1668 als Kopist für die Hofmusikkapelle tätig, wo er 1672 eine Anstellung als Notist erhielt und ca. ab Mitte der 1680er Jahre auch als Violinist Verwendung fand. Erst 1693 wurde ihm der Titel eines kaiserlichen Musikers zugestanden, laut Köchel gehörte er der HMK 1696–1700 als Violinist an.
Dessen Bruder Johann Andreas: get. 17.5.1652 Wien, † ca. 1728? Brünn?/Mähren (Brno/CZ). Tischler? und Orgelbauer?. Ist möglicherweise mit dem ab 1703 (Heirat) in Brünn nachweisbaren Orgelbauer und Tischler gleichen Namens identisch, der bis in die 1720er Jahre tätig war. Taufpatin einer seiner Söhne war Eva Rosina Sieber, die erste Frau von J. D. Sieber.
Dessen Sohn Anton Josef: * 28.2.1724 Brünn, † 14.7.1779 Graz. Gesellenzeit bei C. Werner in Graz . Nach dessen Tod Heirat der Witwe Werners am 19.4.1750 und Übernahme der Werkstatt. Bedeutender Grazer Orgelbauer des Rokoko, der aber – zeitweilig im Schatten zweier anderer blühender Werkstätten in Graz – nach Ungarn und Kroatien ausweichen musste. Dort sind noch einige Werke erhalten, in der Steiermark nur eine Orgel und etliche Gehäuse.
Fürstenfeld/St 1753 II/18, St. Ruprecht an der Raab/St (II/20), St. Nikolai ob Draßling/St 1756 (I/6), Schwanberg/St 1759 (II/16), Trški Vrh/HR, Maria Jerusalem 1761 (I/12), Zlatar/HR 1762, Szécsisziget/H 1763 (I/7), Varaždinske Toplice/HR 1765 (I/13), Sopot/HR 1766, Donja Stubica/HR 1766, Graz, Dom 1771 (II/21), Stift Rein 1772 (II/16), Pernegg an der Mur/St 1773 (I/10), St. Marein bei Graz/St 1775 (II/15), Frauenberg/St, Maria Rehkogel 1775 (II/19).
Unklar ist das Verwandtschaftsverhältnis zu
Nicephorus OFM: * ?, † ?. Orgelbauer. Erbaute 1734 die Klosterorgel von Mürzzuschlag (I/9), deren Gehäuse heute in St. Andrä im Sausal/St zu sehen ist.
MGG 14 (2005); MGG 11 (1963); H. Heiling in SK 38/4 (1991); Beiträge v. H. Heiling u. K. Szigeti in Organa Austriaca 3 (1982); H. Federhofer in Aus Archiv und Chronik 4 (1951); G. Allmer in Bll. f. Heimatkunde 57 (1983); G. Allmer in Principal 1 (1998); J. Meder/N. Vranic, Orgulje u Hrvatstkoj 1992, 73–75, 80f; Jiři Sehnal, Barokní varhanářství na Moravě 1, 2003; H. Haupt, Das Hof- u. hofbefreite Handwerk im barocken Wien 1620 bis 1770 , 2007; H. Haupt, Kunst u. Kultur in den Kameralzahlamtsbüchern Kaiser Karls VI. 1993; Eberstaller 1955; R. Topka, Der Hofstaat Kaiser Karl VI. , Diss. Wien 1954; Knaus 1968 u. 1969; Köchel 1869; M. Ebenbauer, Die Dommusikkapelle St. Stephan im Wien des 19. Jh.s , Dipl.arb. Wien 2002, 43; Taufbuch der Pfarre Brünn-St. Jakob 1704–16, pag. 281 u. 1716–27, pag. 541; Dompfarre St. Stephan Wien (Taufbücher 01-20, 01-21, 01-22, 01-39, 01-45, Trauungsbücher 02–28, 02–44); WStLA (G. Gugitz, Auszüge aus dem TBP 18. Jh. [Archivbehelf]; G. Gugitz, Auszüge aus den Totenbeschaubüchern 1648–99 [Archivbehelf]);
Christian Fastl