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Radio-Symphonieorchester Wien (RSO Wien)
Orchester des Österreichischen Rundfunks , 1996 aus dem 1969 gegründeten ORF-Symphonieorchester hervorgegangen. Die Vorgeschichte geht bis zur Gründung der Österreichischen Radio-Verkehrs-AG 1924 zurück. Bis 1933 spielten verschiedene Ensembles Unterhaltungsmusik und Wiener Klassik für den Rundfunk. 1933 wurde ein Großes Orchester gegründet, bestehend aus 65 Mitgliedern der Wiener Symphoniker (Leitung: O. Kabasta), die fortan für beide Orchester spielten, daneben ein Unterhaltungsorchester (32 Musiker) und eine Jazz-Kapelle (12 Musiker; Leitung: H. Sandauer). Aus dem Großen Orchester wurde im Zweiten Weltkrieg das Reichsrundfunkorchester. 1945 baute M. Schönherr ein eigenes Rundfunkorchester auf (1947 bereits 70 Mitglieder), dessen Dienste je zur Hälfte zwischen U- und E-Musik aufgeteilt wurden. In Dornbirn wurde das Vorarlberger Funkorchester mit 43 Mitgliedern gegründet (Leitung: H. Moltkau), nach dessen Auflösung 1959 übersiedelten 20 Musiker in das Orchester nach Wien. Hier waren bis 1969 zwei Orchesternamen gebräuchlich: Großes Rundfunkorchester für U-Musik und Großes Orchester des Österreichischen Rundfunks – Radio Wien für E-Musik. Pionierarbeit leistete dieses nach 1945 mit Aufführungen von Werken vertriebener (Exil) österreichischer Komponisten (H. Gál, E. W. Korngold, E. Krenek, A. Schönberg, E. Wellesz etc.) sowie mit wichtigen österreichischen Opern-EA.en wie Alban Bergs Lulu 1949, Paul Hindemiths Cardillac 1956 (geleitet vom Komponisten), Kreneks Karl V. (ebenso), Wellesz’ Bakchantinnen 1960, Darius Milhauds Maximilian 1962.

Die Hoffnung auf ein echtes Symphonieorchester ohne Zweispartenbetrieb (U- und E-Musik) nach deutschem Vorbild erfüllte sich 1969 im Zuge der Reorganisation des Österreichischen Rundfunks (ORF) mit der Gründung des ORF-Symphonieorchesters. Der Auftrag war, vornehmlich Neue Musik in Wien bzw. in Österreich zu pflegen und zu fördern. Schwerpunkte des Repertoires waren also von Anfang an die damalige nationale und internationale Moderne sowie die Werke vergessener, vertriebener oder selten gespielter Komponisten. H. Pfitzners Christelflein begründete 1969 die lange Reihe konzertanter Opernaufführungen in Wien und bei den Salzburger Festspielen , die ebenfalls bestimmend für das Orchester werden sollte.

Das junge Orchester erhielt sofort eigene Konzertzyklen in den beiden traditionellen Wiener Konzerthäusern Musikverein ( Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ) und Wiener Konzerthaus sowie alljährliche Einladungen zu den Salzburger und Bregenzer Festspielen und zum steirischen herbst. Neben den ersten beiden Chefdirigenten M. Horvat (1969–75) und L. Segerstam (1975–82) wirkten namhafte Gastdirigenten wie Ernest Bour, B. Maderna, M. Gielen, W. Sawallisch, David Oistrach, V. Neumann, Ch. v. Dohnanyi u. a.

1979 trat neben die Pflege der zeitgenössischen Musik zunehmend auch die Erarbeitung der klassisch-romantischen Literatur. Mit dem dritten Chefdirigenten L. Zagrosek (1982–86) wurde ein breites Repertoire erarbeitet, das von vorklassischer Musik (J. S. Bach, Ch. W. Gluck) bis zur neuesten Literatur (Wolfgang Rihm, Helmut Lachenmann) reichte. Es folgten Tourneen nach Russland, Finnland und Deutschland. 1986 übernahm das Orchester in der Wiener Staatsoper Aufführungen von L. Bernsteins Oper A quiet Place unter der Leitung des Komponisten.

Unter dem Chefdirigenten P. Steinberg (1989–96) unternahm das Orchester drei Tourneen durch Japan, eine nach Spanien und etablierte sich auch international als virtuoses Ensemble. Bemerkenswert die zahlreichen konzertanten Opernaufführungen unter Steinbergs Leitung.

Am 1.9.1996 übernahm Dennis Russell Davies für 6 Jahre die Chefdirigentenstelle des nun RSO Wien genannten Orchesters. Sparmaßnahmen führten zu einer Reduktion der angestellten Musiker von ehemals 102 auf 87 Planstellen sowie zur Gründung einer Orchesterakademie mit 10 befristeten Jugendverträgen. Davies veranstaltete Komponisten-Workshops, eröffnete 1998 mit dem RSO Wien die Salzburger Festspiele und leitete im März 2000 die erste USA-Tournee des Orchesters. Ebenfalls 2000 gastierte das RSO Wien in Brasilien, 2001 folgte eine China-Tournee. Seit 2000 fungiert das RSO Wien jeden Sommer als Opernorchester im Theater an der Wien beim Festival Klangbogen ( Wiener Musiksommer ).

2002–2010 war B. de Billy Chefdirigent, sei Nachfolger ist (2016) Cornelius Meister. Vom Orchester liegen zahlreiche weitere CD-Einspielungen vor, herausragend darunter die vierteilige Anthologie Neue Musik aus Österreich, 9 Symphonien von E. Wellesz sowie Werke von Berio, Giya Kancheli, Valentin Silwestrow und Philip Glass.


Literatur
www.rso-wien.orf.at (1/2005); rso.orf.at (8/2016); eigene Recherchen.

Autor*innen
Andrea Seebohm
Letzte inhaltliche Änderung
15.09.2016
Empfohlene Zitierweise
Andrea Seebohm, Art. „Radio-Symphonieorchester Wien (RSO Wien)“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.09.2016, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001de59
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x0001de59
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