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Pfeifen
Erzeugung von Tönen durch Anblasen der gespitzten Lippen ohne Zuhilfenahme eines Instrumentes. Durch Veränderung der Zungenstellung und des Anblasedruckes können Töne verschiedener Höhe hervorgebracht werden, sodass geschickte Pfeifer Melodien wie mit einem Blasinstrument erzeugen können. Pfiffe von großer Lautstärke, aber ohne intendierte Tonhöhe, kann man durch Pfeifen mit den Fingern hervorbringen, wobei dann die Schneidezähne als Kante dienen. Das Sprichwort, dass man Mädchen, die pfeifen und Hühnern, die kräh’n, den Hals umdrehen sollte, verweist auf das mangelnde Ansehen dieser Kunst, deren eher beiläufige und mitunter sogar etwas frivole Ausübung in der Öffentlichkeit man nur den Männern gestattet. Im Theater oder Konzert vom Publikum „ausgepfiffen“ zu werden, gilt als große Schande (Skandale). Pfeifsignale spielen eine wichtige Rolle im Gaunerwesen, aber es gibt auch den durchaus anständigen „Familienpfiff“, ein feststehendes Pfeifsignal, das etwa Ehepaare unter sich vereinbaren, um sich über größere Distanzen, im Gedränge, bei der Rückkehr nach Hause usw. leichter identifizieren zu können. In manchen Hirtenkulturen, z. B. La Gomera (Kanarische Insel/E), sind zwecks Verständigung über große Entfernungen Pfeifsprachen mit semantischer Bedeutung entwickelt worden. Die Unterhaltungsmusik kennt seit etwa 1870 Stücke, die die Ausführung eines Teiles durch einen „Kunstpfeifer“ vorsehen.
Literatur
V. Straebel/M. Osterwold (Hg.), P. im Walde. Ein unvollständiges Hb. zur Phänomenologie des P.s 1994.

Autor*innen
Gerlinde Haid
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2005
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid, Art. „Pfeifen“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2005, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0005a438
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