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Osterlied
Im Rahmen der Osterliturgie bzw. eines Osterspiels Geistliche Spiele) gesungenes Lied (Kirchenlied). Als erstes deutschsprachiges O. gilt das vor oder nach dem Te Deum vom Volk gesungene Christ ist erstanden. Die ältesten neumierten Belege (beide ca. 1160) stammen aus dem von Augustiner-Chorherren reformierten Salzburger Domkapitel (Liber Ordinarius des Mengotus, A-Wn 1482, fol. 84v und Liber Ordinarius, A-Su M II 6, fol. 67 [Abb. bei Lipphardt]). In Klosterneuburg CCl 574, fol. 144v (frühes 13. Jh. [Abb. bei Pfeiffer]) ist es ohne Notation überliefert, in CCl 1213, fol. 83v (datiert 1325) hingegen mit (adiastematischen) deutschen Neumen (Abb. in MGG 8). Der Text lautet hier: „Christ der [!] ist erstanden von der marter alle / des sull wir alle fro sein / christ sol unser trost sein / kyrieleis.“ Die Leise – diese Bezeichnung leitet sich vom litaneimäßigen Ruf „Kyrieleis“ ab, in den sie mündet – lehnt sich textlich und melodisch an die Sequenz Victimae paschali laudes an; charakteristisch ist die aufsteigende Tonbewegung (hier mit Quilisma) auf der Silbe „erstánden“. Liturgische und textliche Varianten finden sich in Salzburg (als Prozessionsgesang), Seckau, St. Lambrecht und Admont. Auch zahlreiche mehrstimmige Bearbeitungen (z. B. in den Trienter Codices 88, 90 und 91, s. DTÖ 14/15 [1900]) und Übersetzungen bezeugen die Beliebtheit dieses O.es, das in Salzburg noch 1706 von M. S. Biechteler verwendet wurde und auch im heutigen Gotteslob (Nr. 213) steht. Als weitere Lieder seien Es giengen drei vrauwen (mit dem vorigen ebenfalls in der Visitatio sepulchri bzw. als 2. Strophe) und Also heilig ist dieser tag (meist zusammen mit dem Ostersonntag-Hymnus Salve festa dies) erwähnt.
Literatur
MGG 5 (1996) [Kirchenlied. II. Mittelalter] u. 8 (1960) [Lied, C. Das Kirchenlied]; W. Lipphardt in Jb. des Stiftes Klosterneuburg N. F. 7 (1971); H. Pfeiffer in Jb. des Stiftes Klosterneuburg 1 (1908); H. Spies in Mitt. d. Ges. f. Sbg. Lk. 81 (1941), 92f; H. Federhofer in [Kgr.-Ber.] Katholische Kirchenmusik Wien 1954, 1955; Kellner 1956; J. Janota, Studien zu Funktion und Typus des dt. geistlichen Liedes im Mittelalter 1968.

Autor*innen
Alexander Rausch
Letzte inhaltliche Änderung
30.6.2004
Empfohlene Zitierweise
Alexander Rausch, Art. „Osterlied‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 30.6.2004, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001dbf5
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