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Orpheus Trust
Verein zur Erforschung und Veröffentlichung vertriebener und vergessener Kunst; im Mai 1996 von Primavera Gruber gegründet mit dem Ziel, der vom NS-Regime (Nationalsozialismus) verfolgten und aus Österreich vertriebenen Musik (Exil) den ihr gebührenden Raum wiederzugeben. Ende 2006 wurde der Verein aufgrund mangelnder öffentlicher Förderung aufgelöst. Er verfügte über die weltweit größte Sammlung an Informationen zu vom NS-Regime verfolgter Musik, die einen Bezug zu Österreich aufweist. Die Anliegen des Vereins wurden auf drei Hauptebenen verfolgt:

1) Erforschung und Dokumentation von Leben und Werk verfolgter, vertriebener oder im KZ getöteter Musikschaffender (Komponisten, Interpreten, Musikwissenschafter und Musikpublizisten). Der Verein verfügte über Datenbanken mit biographischen und künstlerischen Daten zu ca. 4.600 verfolgten Musikschaffenden sowie zu über 11.000 Kompositionen und über ein Repertoireverzeichnis. Im öffentlich zugänglichen Archiv fanden sich 215 „oral history“-Interviews mit Exilanten und ihren Angehörigen, biographische Materialien und die Nachlässe von F. Spielmann, der Musiker Hermann und Alfred Lunger, des Kammersängers Franz Steiner, des Komponisten Kurt List und des Sängers O. Karlweis. Seit Juli 2002 gab es ein auf den Datenbanken des O. T. aufbauendes, davon jedoch unabhängiges und vom Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung gefördertes Forschungsprojekt Verfolgte Musik.

2) Aufführungen, Veranstaltungen: Seit dem Gründungskonzert 1996 im Wiener Konzerthaus wurden über 250 Konzerte, Vorträge, Publikationen, Workshops, Symposien und Masterclasses in Kooperation mit Veranstaltern in ganz Österreich veranstaltet.

3) Beratung, Informationsvermittlung und -austausch: Der Verein O. T. beantwortete jährlich ca. 300 wissenschaftliche Anfragen, erstellte Programmvorschläge, besorgte Quellennachweise und Notenmaterial für Künstler, Musikveranstalter, Studierende und andere Interessenten. Er hielt Kontakt mit Exilanten und deren Angehörigen und vermittelte diese Zeitzeugen an Schulen und zu Gesprächsveranstaltungen. Weitere Aktivitäten umfassten die Non-Profit-Vermittlung von Musikern, die Exilmusik im Repertoire haben, Informationsaustausch und Vernetzung von Musikveranstaltern, Exilforschern, wissenschaftlichen Institutionen und anderen Interessenten im In- und Ausland.

Der Fritz Spielmann Fonds des O. T., begründet von den Cousins F. Spielmanns und dem Kulturamt der Stadt Wien, stellte jungen Musikwissenschaftern und Musikern kleine Stipendien für Forschungsprojekte zur Verfügung.

Die umfangreichen Bestände des O. T. gingen 2007 an das Archiv der Akad. der Künste in Berlin über und finden sich dort gesammelt als Archiv O. T.


Ehrungen
Friedrich Torberg-Medaille der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) für das Musikprogramm beim Projekt Verlorene Nachbarschaft an Primavera Gruber 1999; Preis der Dr.-Karl-Renner-Stiftung der Stadt Wien an den O. T. für seine Aktivitäten im Jahr 2001, 2003.
Literatur
www.orpheustrust.at (1/2009).

Autor*innen
Sabine Reiter
Letzte inhaltliche Änderung
19.1.2009
Empfohlene Zitierweise
Sabine Reiter, Art. „Orpheus Trust‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 19.1.2009, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x000476eb
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.