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Orpheum Graz
Eröffnet am 1.7.1899 als Varieté-Theater in Ergänzung (und Konkurrenz) zu den beiden Theatern in Graz („Stadttheater“ und „Landständisches Theater“, heute Oper und Schauspielhaus), ursprünglich genannt „Grazer O. Spezialitäten-Theater I. Ranges“, vergleichbar mit dem Wiener Ronacher. Auf dem heutigen O. Auf dem heutigen O.-Gelände (Bezirk Lend) befand sich ursprünglich der St. Georgen-Friedhof (1786 aufgelassen), dann ein Gasthausbetrieb mit Gastgarten, kleiner Brauerei und dem Carolinenbad, 1867 entstand die Puntigamer Bierhalle. Der Umbau in ein Varieté-Theater (nach Plänen des Architekten Friedrich Hofmann) erfolgte aufgrund der schlechten Einkünfte durch die Bierhalle und in der Hoffnung, mit der neuen städtischen Unterhaltungsform „Varieté“ Erfolge zu erzielen. Das O. bestand aus dem Hauptgebäude mit Varietésaal (936 Sitzplätze, davon 630 um Tische gruppiert, Bühne und Orchestergraben für O.skapelle mit ca. 18 Musikern, Parterre- und Galerielogen), dem Nebengebäude mit Küche und Chambre Separée, 1905 wurde im Garten eine Sommerbühne errichtet (Holzbau mit 542 Sitzplätzen: Operetten, Singspiele, Possen, Schwänke). Nach 1906 Umbauten und neue Räumlichkeiten (Casino de Paris). Weitere Renovierungen 1912, Schließung des Varietés O. im Mai 1936. Die „Murvorstadt“ (Standort des O.s) am rechten Murufer war schon seit eh und je beliebt für das „Volksvergnügen“, während die beiden Theater am linken Murufer die „hohe“ Theaterkunst repräsentierten. Außer Varietés wurden geboten: Bälle, Kabarett, Pantomime, Unterhaltungsprogramme mit Akrobaten, Komikern, Tänzern und Tänzerinnen, aber auch zeitgenössische „Sensationen“ (wie afro-amerikanische Musiker und TänzerInnen, die beispielsweise 1903 erstmals den Cakewalk in Graz aufführten). In den 1920er und 1930er Jahren folgten v. a. „Ausstattungsrevuen“ (Revue).

1944 wurde das O. zerstört, wiedererrichtet und 1951–71 als Kino geführt, ab 1972 fand es als „Haus der Jugend“ Verwendung, 1985 erfolgte der Umbau in ein Kulturzentrum. Heute (2004) ist das ehemalige Varieté O. als „O. Graz“ den Vereinigten Bühnen Graz (Theater Graz) zugeordnet und als Veranstaltungsort mit Theater- und Musik-Programmen, die von Pop, Jazz, Kabarett bis zur Neuen Musik der Gegenwart (Musikprotokoll, steirischer herbst) reichen, fester Bestandteil des Grazer Kulturlebens.


Literatur
G. M. Dienes/K. A. Kubinzky (Hg.), [Kat.] Die Murvorstadt. Grazer Stadtmuseum, Graz 1991; I. Harer in jazzforschung/jazzresearch 30 (1998); Beiträge v. I. Harer u. R. Kanzian in Historisches Jb. der Stadt Graz 27/28 (1998); Th. Kanzian, Das Grazer Varieté O. (1899–1936). Volkskultur und Unterhaltung, Dipl.arb. Graz 1994; W. Brunner (Hg.), Stadtlex. 2003.

Autor*innen
Ingeborg Harer
Letzte inhaltliche Änderung
30.6.2004
Empfohlene Zitierweise
Ingeborg Harer, Art. „Orpheum Graz‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 30.6.2004, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001dbf3
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