Die erste Sitzung der Hauptleitung des Ö.-s. C. fand am 26.12.1929 in Salzburg statt, mit 1.2.1930 begann die Herausgabe der Verbandszeitschrift Der Chorleiter. Darin wollte man zu künstlerischen Fragen des Männergesangs ebenso Stellung beziehen wie Anregungen und Belehrungen bieten, damit die künstlerische und nationale Bedeutung des deutschen Liedes und der Männergesangvereine entsprechend gehoben würde. Neben Fachartikeln (z. B. über den Deutschen Sängerbund, das deutsche Lied, die kulturelle Bedeutung von Landvereinen, Vereinsarbeit, Tonmalerei im Männerchor, gegen Vereinsmeierei) kam es auch zur Veröffentlichung von Vorschlägen für Programmgestaltungen (z. B. für den Deutschen Liedertag 1930 von Ch. Artl).
Am 12.1.1930 wurde die Chorgesang-Akad. der Landesgruppe Niederösterreich-Wien-Nordburgenland des Ö.-s. C. in den Räumlichkeiten der Wiener Lehrerbildungsanstalt in der Hegelgasse eröffnet. Sie sollte der Heran- und Fortbildung im Bereich des Männergesangs dienen, zu diesem Zweck wurden neben einer Kindersingschule Chorgesang-, Chormeister- und (Chor-)Solistenkurse eingerichtet. Als Lehrer fungierten: H. Wagner-Schönkirch, J. K. Obermayer, R. Wickenhauser, Oskar Jölli, Leopold Reibenspies, Rudolf Schmidt, Wilhelm Niederle und Siegfried Gatscher. Der Erfolg der Chorgesang-Akad. war zwiespältig; während es für die Kindersingschule und den Chorgesangkurs im Herbst 1930 kaum Interessenten gab, waren die Chormeister- und Solistenkurse deutlich mehr gefragt. Die Kurse der Chorgesang-Akad. gab es zumindest noch Anfang 1934. Für die Weiterbildung der Chormeister veranstaltete der Ö.-s. C. auch verschiedene Chormeisterkurse im kleineren und größeren Rahmen (z. B. in Salzburg oder Wiener Neustadt), ein geplanter „höherer Chormeisterkurs“ in Wels musste 1930 aus finanziellen Gründen jedoch verschoben werden. Ebenso erging es einem Chordirigenten-Kongress, den der Ö.-s. C. für das Frühjahr des Haydn-Jahres 1932 plante. Überhaupt hatte der Verband während seines Bestehens laufend mit finanziellen Problemen zu kämpfen, mehrmals wurde die schlechte Zahlungsmoral der Mitglieder im Chorleiter gerügt. Ende 1930 schloss man mit dem Verlag Haslinger ein Übereinkommen, das die Forcierung der Publikation von Chorliteratur vorsah. Dieses Vorhaben konnte gewisse Erfolge vorweisen, obwohl vor Drucklegung die Werke von einer Prüfungskommission des Ö.-s. C. entsprechend geprüft wurden (sie durften z. B. nicht zu schwer sein). 1929 und 1930 gab der Ö.-s. C. das Handbuch für Sänger des Ostmärkischen Sängerbundes-Wien heraus, 1931 noch einen Nachtrag dazu. Das Handbuch stellt eine Art Schematismus des Männerchorwesens des Ostmärkischen Sängerbundes dar und ist heute eine wertvolle Quelle für die Forschung.
1931 rief der Ö.-s. C. eine Initiative zur finanziellen Unterstützung von J. Reiter ins Leben (Josef-Reiter-Ehrenspende). Ehrenmitglieder des Ö.-s. C., der auch Ehrenzeichen verlieh, waren H. Wagner-Schönkirch (Ehrenpräsident) und C. Führich sowie der Vorsitzende des Deutschen Sängerbundes Karl Hammerschmidt und der Salzburger Fürsterzbischof Ignatius Rieder. Am 28.1.1934 fasste man den Beschluss, den Ö.-s. C. als Sektion Chormeisterverband in den neuen Pflichtverband (Vaterländische Front) Kapellmeister-Union Österreichs einzugliedern. Im Februar 1934 erfolgte daher die vereinsrechtliche Auflösung des Ö.-s. C.
Der Chorleiter. Zs. f. dt. Chorwesen 1930–34; Handbuch f. Sänger des Ostmärkischen Sängerbundes-Wien (Kreis XXI des Deutschen Sängerbundes) für das Jahr 1929.