Neue Volksmusik
In den späten 1980er Jahren aufkommende Richtung innerhalb der
Popularmusik, die lokale
Volksmusiktraditionen mit internationalen Strömungen der Jugendmusikkultur vermischt und wegen dieser Verbindung von regional und international zur sog. Weltmusik zählt. Grundlage bildet zumeist die
alpenländische Volksmusik (aber auch das
Wienerlied,
Neuwirth Extremschrammeln), die auf vielfältige Weise mit
Jazz
(Broadlahn), Punk und
Hip Hop
(Attwenger) oder Disco und Dancefloor
(DJ-Ötzi) verbunden wird. Populärster Vertreter dieser Richtung war in den 1990er Jahren
H. v. Goisern (
Koa Hiatamadl, 1993 Nr. 1 der österreichischen Jahreshitparade), international am erfolgreichsten
DJ-Ötzi (
Anton aus Tirol, 2000 Nr. 1 der internationalen Hitparade). Weitere Beispiele österreichischer Bands sind
Aniada A Noar und die
Ausseer Hardbradler.
Während ersten vergleichbaren Versuchen in den 1970er Jahren (Wilfried, Der Watzmann ruft von W. Ambros) noch kein durchschlagender Erfolg beschieden war, bescherte die N. V. (auch Neue Volxmusik) der österreichischen Musikindustrie nach dem Ende des Austro-Pop in den 1980er Jahren einen neuerlichen Aufschwung. Die Idee, einem jungen, urbanen Publikum Volksmusikalisches (erkennbar v. a. an den Texten im Dialekt sowie an den Melodien) im „modernen“ Gewande (v. a. in rhythmischer und harmonischer Hinsicht, auch in der Instrumentation) zu präsentieren, korreliert dabei auffallend mit einer gesellschaftspolitischen Wende, in der traditionelle Werte wie Heimat wieder Konjunktur haben (2004). Dass Vertreter traditioneller Volksmusik unter Verweis auf ein vermeintliches „Reinheitsgebot“ (sog. „echtes“ Volkslied) verschiedentlich heftige Kritik an der N.n V. (ähnlich auch an der volkstümlichen Musik) geübt haben, ändert nichts an deren Erfolg und Akzeptanz als adäquater Ausdruck für breite Schichten. Als regelmäßiger Veranstalter von N.r V. hat sich das Festival Glatt&Verkehrt in Krems etabliert.
Ch. Seiler (Hg.), Schräg dahoam. Zur Zukunft der VolksmusikChristian Seiler (Hg.), Schräg dahoam. Zur Zukunft der Volksmusik. St. Andrä-Wördern 1995. 1995; G. Hohl, Die Neue Österr. VolksmusikGünter Hohl, Die Neue Österreichische Volksmusik. Eine musikanalytische Darstellung am Beispiel von Broadlahn, Attwenger und Hubert von Goisern. Dipl.arb. Graz 1997., Dipl.arb. Graz 1997; M. Huber in Österr. Zs. für SoziologieMichael Huber, Das Phänomen „Neue Volksmusik“. Wie ein Genre entsteht, in Österreichische Zeitschrift für Soziologie 23/2 (1998), 67–81. 23/2 (1998); B. Boisits in S. Ingram et al. (Hg.), Reverberations. Representations of Modernity, Tradition and Cultural Value in-between Central Europe and North AmericaBarbara Boisits, Austria's Neue Volxmusik: The sound of the Global Village?, in: Susan Ingram (Hg.)/Markus Reisenleitner (Hg.)/Cornelia Szabó-Knotik (Hg.), Reverberations. Representations of Modernity, Tradition and Cultural Value in-between Central Europe and North America. Frankfurt am Main 2002, 105–112. 2002; Ch. Schachinger in Der StandardChristian Schachinger, Rock 'n' Roll im Heidiland, in Der Standard (Album) 20.12.2003, 1f. 20.12.2003 (Album).
16.5.2004
Barbara Boisits,
Art. „Neue Volksmusik“,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
16.5.2004, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001db0b
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