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Nemeth, Nemeth, true Carl
* 1926 -01-1111.1.1926 Wien, † 2002 -12-077.12.2002 Graz. Intendant und Musikwissenschaftler. 1936–43 Humanistisches Gymnasium Wien, 1943–46 Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft. Studierte Musikwissenschaft und Germanistik an der Univ. Wien (Dr. 1949), 1950 Mitarbeiter der Haydn-Society, 1953 am musikwissenschaftlichen Institut der Univ. Wien, 1955 Sekretär der Franz-Schmidt-Gemeinde Wien, 1958–61 zunächst Angestellter, dann Leiter der Österreichischen Phonothek, 1964–72 Leiter des künstlerischen Betriebsbüros der Volksoper Wien, 1972–90 Intendant der Vereinigten Bühnen Graz, Direktoriumsmitglied des steirischen herbstes, Geschäftsführer des Grazer Philharmonischen Orchesters, 1983 Honorarprof. für Historische Musikwissenschaft an der Univ. Graz.

Unter der Intendanz N. fanden an der Grazer Oper mehr als 3000 Premieren und Repertoirevorstellungen statt, wobei die Realisierung von Opernraritäten einen fixen Bestandteil der Programmrichtlinie darstellte. 1972/73 erlebte die bis dahin österreichweit in Vergessenheit geratene Belcanto-Oper mit Vincenzo Bellinis I Puritani unter der Leitung des Spezialisten Argeo Quadri eine beachtliche Renaissance. Es folgten u. a. Bellinis La Sonnambula (Ausstattung: J.-P. Ponnelle), G. Rossinis La gazza ladra und Mosé in Egitto, Ga. Donizettis Lucia di Lammermoor, Anna Bolena, L’elisir d’amore und Viva la Mamma sowie G. Verdis I Lombardi alla prima crociata. Aber auch die kontinuierliche Pflege der Werke W. A. Mozarts und R. Strauss' war Teil von N.s Konzept (u. a. Elektra in Zusammenarbeit mit H. Kupfer sowie Ariadne auf Naxos, Dirigent: E. Märzendorfer). Operetten- und Musical-Produktionen waren ebenso zahlreich vertreten, wobei Anatevka (mit O. Czerwenka als Tevje), West Side Story (dt. Fassung von M. Prawy) sowie diverse Joh. Strauß- und R. Stolz-Soireen besonders gefielen. Aus der Sparte „neues Musiktheater“ wurden zahlreiche UA.en und EA.en herausgebracht, viele davon in Zusammenarbeit mit dem Avantgardemusikfestival steirischer herbst (u. a. E. Krenek: Orpheus und Eurydike und Jonny spielt auf, Benjamin Britten: Tod in Venedig und Ein Sommernachtstraum, O. M. Zykan: Symphonie Aus der heilen Welt, I. Eröd/Peter Daniel Wolfkind: Orpheus ex machina, Wolfgang Rihm: Jakob Lenz sowie F. Cerha: Der Rattenfänger). Als Pendant dazu sind 3 Produktionen aus dem Bereich der alten Musik zu nennen: H. Kupfer setzte 1980 G. F. Händels Oper Alcina in Szene. Das Team Christian Pöppelreiter/Jörg Koßdorff/N. Bareza, welches für die vieldiskutierte Realisierung Rich. Wagners Ring des Nibelungen am Ende der Ära N. verantwortlich gewesen ist, verwirklichte 1984 eine open-air-Aufführung von Claudio Monteverdis L’Orfeo im Grazer Landhaushof. Von Bedeutung war ferner die Premiere der Oper Angelica vincitrice di Alcina von J. J. Fux anlässlich der Wiedereröffnung des renovierten Opernhauses am 12.1.1985. Das Repertoire wurde regelmäßig durch selten gespielte Werke ergänzt (u. a. Georges Bizets Die Perlenfischer 1977, Léo Delibes Lakmé 1978, R. Wagners Das Liebesverbot 1983, K. Goldmarks Die Königin von Saba 1985, Arrigo Boitos Mefistofele 1988 und Hector Berlioz’ Beatrice und Benedict 1990. Die Sparte Ballett wurde zunächst zugunsten der Oper in den Hintergrund gerückt, erlebte aber eine starke Aufwertung ab der Bestellung des international tätigen Choreographen W. Orlikowsky zum Chef der Kompanie. Im Laufe der Jahre gelang es, alle großen klassischen Ballette auf die Bühne zu bringen. Höhepunkt war 1989 die EA von Spartakus von Aram Chatschaturjan. – Darüber hinaus zahlreiche Gastspiele im In- und Ausland, 17 Fernsehaufzeichnungen.


Ehrungen
Theodor-Körner-Preis 1957; Ehrenbürger der Stadt Dallas, Texas/USA; Intendantenprämien des BMuK 1979, 1981, 1982; Cavaliere ufficiale al merito della Repubblica Italiana 1983; Österr. Ehrenkreuz für Wissenschaft u. Kunst 1. Kl. 1985; Ehrenzeichen der Landeshauptstadt Graz in Gold 1985, mit dem Stern 1996; Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark 1986; Ehrenmitglied der Vereinigten Bühnen Graz 1990; Bürger der Stadt Graz 2001; Großer Josef-Krainer-Preis 2001.
Schriften
Josef Forster. Ein Steirischer Komponist. Leben u. Werk, Diss. Wien 1949; Franz Schmidt. Ein Meister nach Brahms und Bruckner 1957; Wien – Stadt der Musik 2000; zahlreiche musikwissenschaftliche Aufsätze, Besprechungen u. Beiträge.
Literatur
div. Who is Who.

Autor*innen
Michael Nemeth
Letzte inhaltliche Änderung
16.5.2004
Empfohlene Zitierweise
Michael Nemeth, Art. „Nemeth, Carl“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 16.5.2004, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001daf6
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x0001daf6
GND
Nemeth, Carl: 1038276233
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