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Niederösterreich
Flächenmäßig größtes österreichisches Bundesland (ca. 19.200 km², ca. 1,7 Millionen Einwohner) zwischen Enns und March, Hauptstadt ist mit St. Pölten die größte Stadt des Bundeslandes. 1501–64 auch als Verwaltungsbegriff für die habsburgischen Erbländer Österreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnten und Krain in Verwendung; im Folgenden wird N. jedoch nur um Umfang des heutigen Territoriums behandelt. Im bereits während der Antike besiedelten Gebiet fanden Kelten, Römer, Germanen und Slawen ihren Lebensraum, genannt Noricum und Pannonien. Der territoriale Beginn des heutigen Bundeslandes datiert – als Mark der Karolinger – aus dem 9. Jh. und beruht schließlich auf der gegen Ende des 10. Jh.s errichteten Mark der Babenberger, damals noch Bestandteil des Herzogtums Bayern . Die Babenberger kolonisierten das Gebiet systematisch durch Bewirtschaftung, Stadt- und Klostergründungen. Mit der Ablösung von Bayern 1156 erlangte Österreich, im Wesentlichen bestehend aus dem heutigen N. und Oberösterreich , den Status eines Herzogtums mit allen Funktionen eines Landes im mittelalterlichen Sinne. Bedeutsam für die weitere Entwicklung nach dem Aussterben der Babenberger 1246 ist der böhmische Kg. Přemysl Otakar II. und ab 1282 das Wirken der Habsburger. Ihr Avancement zu römischen Kaisern und deutschen Königen ab dem 15. Jh. und der permanente Gebietsgewinn seit Beginn des 16. Jh.s mehrten das Ansehen des Herzogtums Österreich unter der Enns und seiner Hauptstadt Wien. Verbunden waren damit gleichermaßen der kulturelle Aufstieg wie auch durch Kriege bedingte zeitweilige Rückschläge (u. a. infolge von Einfällen von Matthias Corvinus, Schweden während des 30-jährigen Krieges 1645/46, Türken 1529 und 1683, Kuruzzen 1703 unter Franz II. Rákóczi, Preußen zuletzt 1866 und Franzosen 1805 und 1809). Für die Entwicklung N.s war sodann die Jh.wende zum 18. Jh. bedeutungsvoll, als erste Fabriken um Wien einerseits und rege Bautätigkeit – u. a. wurden zahlreiche Schlösser in dieser Ära erweitert, modernisiert und auch neu errichtet – für wirtschaftlichen Aufschwung sorgten. Der geistlichen Macht, repräsentiert durch ein dichtes Netz von Pfarreien, Stiften und Klöstern, stand alsbald die weltliche Macht mit prächtig ausgestatteten Schlössern ebenbürtig gegenüber. K. Joseph II. reformierte zwischen 1780/90 das öffentliche Leben und schloss in N. 37 Klöster. 1783 wurde N. endgültig von Oberösterreich getrennt. Ab diesem Zeitraum trägt das Gebiet im offiziellen Sprachgebrauch seinen heutigen Namen, der mit der Schaffung der Republik Österreich am 12.11.1918 gesetzlich fixiert wurde. Um eine Machtballung im Osten Österreichs zu verhindern, erfolgte 1920/22 die Abtrennung von Wien, das als eigenständiges Bundesland konstituiert wurde. Die historischen Gebäude in der Wiener Herrengasse blieben vorerst weiterhin Sitz der N.en Landesregierung.

Nach den Napoleonischen Kriegen, der Erholung vom wirtschaftlichen Bankrott und den Folgen der Revolution aus 1848 erfasste der Geist der Gründerzeit auch N. In nahezu allen größeren Orten N.s wurden die mittelalterlichen Befestigungsanlagen obsolet. Dort, wo sie erhalten blieben, erfolgte die Besiedelung außerhalb der Mauern und hat insoweit Bedeutung für die Musik, als seit dem letzten Drittel des 20. Jh.s im Zuge mehrerer Revitalisierungsschritte funktionstüchtige Räumlichkeiten u. a. für musikalische Aktivitäten hergestellt wurden. Das Gebiet außerhalb der alten Zentren dient auch als Gelände für Fabriken, v. a. an den Ufern größerer Flüsse. Teile von N. erleben solcherart erneut einen wirtschaftlichen Aufschwung, während in den an die Tschechoslowakei grenzenden Regionen weiterhin landwirtschaftliche Nutzung im Vordergrund steht.

1918 wurde N. zum Grenzland gegenüber der neu entstandenen Tschechoslowakei, wobei die Friedensbestimmungen von St. Germain/F zum Verlust einiger Ortschaften im Waldviertel führten, da die Tschechen den Bahnknotenpunkt bei Gmünd beanspruchten. Die über Jh.e gefestigten wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen mit der tschechischen Bevölkerung gerieten ins Wanken. Zudem verursachte die neue Grenzziehung die Verlagerung des territorialen Schwerpunkts nach N., das durch Industrialisierung und Zuzug bereits zum bevölkerungsreichsten Bundesland geworden war.

Im Dritten Reich (Nationalsozialismus), nach der Okkupation der Tschechoslowakei durch Hitler, kamen die 1918 verlorenen Gebiete (und weitere deutschsprachige Grenzgebiete Böhmen und Mährens) bis 1945 in die Verwaltung N.s. Während der letzten Phase des Zweiten Weltkrieges erlitt N. schwere Zerstörungen durch Bombardierungen, Kampfhandlungen und Plünderungen. Die Besatzung durch die Sowjetunion erschwerte den Wiederaufbau sowie die kulturelle und ökonomische Entwicklung. Erst 1955, nach Inkrafttreten des Staatsvertrages, setzte der bis in die 1970er Jahre dauernde Aufholprozess ein, ehe N. annähernd das Niveau der anderen Bundesländer erreichte. Durch die Notwendigkeit einer massiven Strukturreform reduzierte sich die Landwirtschaft zugunsten des Industrie- und Dienstleistungssektors, besonders des Fremdenverkehrs, der die Musik seither als Attraktion zu nutzen versteht. Weitere Modernisierungsschübe in den 1980er Jahren lösten eine Diskussion um eine eigene Bundeshauptstadt aus: 1986 wurde der Landtag durch eine Volksabstimmung mit der Erhebung von St. Pölten zur Landeshauptstadt und zur Errichtung eines eigenen Regierungsviertels ermächtigt. 1996/97 übersiedelten Landtag und Landesverwaltung von Wien in das neue Landhaus St. Pölten.

Während das Gebiet um Wien und südlich der Donau vermehrt an Prestige gewann, blieb die nördliche Region noch lange unterentwickelt. Erst der Fall des „Eisernen Vorhangs“ 1989 und Förderungsmaßnahmen der EU, etwa das Pilotprojekt „Impulszentrum“ im Waldviertel, erleichterten die Wiederaufnahme der durch die politischen Rahmenbedingungen unterbrochenen Kontakte zu Tschechien. Das Gebiet wird mit EU-Fördermitteln saniert und für den Fremdenverkehr attraktiv.

Die geologisch bedingte Bildung von klar umgrenzten Regionen sowie die wechselvolle Historie, stets mit Ausrichtung auf die im Zentrum liegende Bundeshauptstadt Wien, verhinderte die Entstehung einer eigenständigen Musikgeschichte: Marchfeld, Mostviertel, Weinviertel sowie Teile der Thermenregion wurden als Kornkammer und Obst- bzw. Weinanbaugebiet genutzt, das Waldviertel zur Holzproduktion, und Alpenvorland sowie Thermenregion fungierten bereits im 19. Jh. als Erholungsgebiet. Im Industriegebiet prägten die umliegenden Orte ein anderes Profil aus als etwa in Kurorten an der Thermenlinie.

Da Nutzung und Besiedlung korrelieren, ergibt sich ein heterogenes Bild der Bevölkerung in ihrer Beziehung zu Musik. Während die Bewohner der Mittelgebirgsregion des Waldviertels nördlich der Donau in ihrer Interaktion mit dem kulturellen Zentrum Wien lange aus verkehrstechnischen Gründen benachteiligt waren, partizipierte die Bevölkerung der Umgebung Wiens deutlich an der Musikentwicklung der Metropole. Diese wiederum existiert in der heutigen Dimension bestenfalls ab 1856, seit der Schleifung der Wehranlage mit Graben und Stadtmauer, als die permanent wachsenden Vorstädte und Vororte in das Stadtgefüge integriert wurden. Für die Musikgeschichte N.s bedeutet dies, dass oftmals musikalische Aktivitäten zwar an Wien gebunden waren, aber politisch N. zuzurechnen sind. Kontinuität und Eigenständigkeit in der Musikkultur N.s sind erst ab 1955 gewährleistet, nicht aber stringent realisiert, denn die verstärkte Medienpräsenz offenbarte Defizite, was wiederum zur Orientierung am internationalen Mainstream führte. Erst mit der Entdeckung des Wertes der regionalen Kultur für den Fremdenverkehr wurde v. a. im letzten Dezennium des 20. Jh.s die eigene Geschichte recherchiert und marktgerecht aufbereitet.

Historisch betrachtet, datieren Belege für Musik in N. aus der Frühzeit der Besiedlung (archäologische Funde). Als bislang ältestes Zeugnis für Musik gilt eine jungpaläolithische Knochenflöte aus Grubgraben bei Kammern; ein prähistorisches Musikinstrument aus dem Neolithikum wurde bei Grabungen in Stronegg (Weinviertel) freigelegt. Quellen von Kelten und Römern (Austria Romana) lassen allerdings bestenfalls Mutmaßungen über musikalische Aktivitäten zu, während zahlreiche Kirchen, Klöster (Klosterkultur) und Burgen aus dem Mittelalter, heute teilweise nur noch als Ruinen oder als Wüstungen sichtbar, von einer Musikkultur auf der Höhe der Zeit zeugen. Die den geistlichen Einrichtungen eigene Kontinuität ermöglichte die Tradierung zumindest einiger schriftlicher Belege aus dem 12.–16. Jh., Handschriften, die teils vor Ort angefertigt wurden, teils aus anderen Regionen stammen. Bedeutsam sind v. a. St. Pölten (760 von Tegernsee/D aus als Benediktinerkloster gegründet, 955 im Zuge der Neumissionierung N.s in ein Chorherrenstift umgewandelt), Melk (um 1000 als Weltpriesterkollegium von den Babenbergern gegründet, 1702–39 im Barockstil neu aufgebaut), Göttweig (1083 vom Bischof von Passau gegründet und 1094 den Benediktinern übergeben), Seitenstetten und Herzogenburg (1112), Klosterneuburg (1114 durch Markgraf Leopold III. gegründet und 1133 den Augustiner-Chorherren übergeben), Heiligenkreuz (1133), Zwettl (1138), Altenburg (1144), Geras (1153) und Lilienfeld (1202) u. a. Obwohl im Lauf der Geschichte eine Vielzahl von Quellen vernichtet wurde, teils durch Kriegsfolgen, teils aus privatem Ermessen, ließen sich anhand jedes dieser Klöster die wesentlichen historischen Prozesse in N., insbesondere die Entwicklungen der geistlichen Musik in Landregionen exemplifizieren, nicht zuletzt anhand von St. Pölten, das immerhin ja auch das älteste Kloster des Landes beherbergt hatte und seit 1784 auch Sitz des Landesbistums ist. Eine Exemplifikation der Kirchenmusik würde auch zeigen, wie stark ihre prägende Kraft (auch dann, wenn dies nicht unmittelbar sichtbar wird) bis in jüngere Zeit hin gewesen ist und dass es oftmals starker, Musik liebender Persönlichkeiten bedarf. Nur so war mit dem vorhandenen Potential in ländlichen Regionen zumindest das Niveau der Zeit zu erreichen, während sich dieses bei Krisen aller Art meist abrupt verflüchtigt. Im Gegensatz zur städtischen Musikkultur, wo größere Ressourcen eher Krisenfestigkeit garantieren, waren im ländlichen Raum Höhepunkte und Ausfälle auf einzelne Orte bezogen und fielen zeitlich auseinander. Genau genommen, existiert für jeden Ort eine eigene Musikhistorie, die durch die jeweilige Ära aktiver Musiker bestimmt wird. Zeitgleichheit der Entwicklungen blieb dem jüngsten Medienzeitalter vorbehalten.

Dass Kirchenmusik lange Zeit einen dominanten Status in der breiten Bevölkerung N.s innehatte und bis zum Cäcilianismus Anhaltspunkte für Entwicklungen in der Musik zu geben vermochte, beweisen Dokumente über die Anschaffung, Restaurierung und den Neubau von Orgeln in Kirchen. Im Stiftsurbar von St. Pölten wird bereits 1426 eine Orgel erwähnt, die im 16., 18. Jh. und 1903 jeweils durch eine neue ersetzt wurde. Aus 1620 stammt die Orgel des Stiftes Ardagger von J. G. Freund, die zuletzt 1977 restauriert wurde, aus 1630 die Orgel aus Stift Altenburg, aus 1642 die Hauptorgel von Klosterneuburg, aus 1654 jene aus Pernegg und der Großteil aus dem 18. und 19. Jh. Eines der kostspieligsten Orgelprojekte wurde in Stift Zwettl, zwischen 1728 und 1731, von J. I. Egedacher aus Passau konzipiert, realisiert. Die meisten Orgeln wurden im 18. und 19. Jh. errichtet und je nach materieller Lage der Pfarren oder Stifte ausgetauscht oder restauriert. Die Bedeutung der Orgeln lässt sich auch daran ermessen, dass sich finanzschwache Pfarren um jene Orgeln bemühten, die aus aufgelassenen Klöstern stammten. So gelangte die von J. Hencke erbaute Orgel für die Kirche des Dorotheerklosters in Wien in die Stadtpfarrkirche Baden. Als kaum gebrauchtes Instrument kostete diese Orgel weniger als eine neue. Phasenweise dürfte die Nachfrage nach Orgeln so groß gewesen sein, dass Aufträge nach Oberösterreich, Böhmen oder Mähren ergingen, da heimische Orgelbauer wie Georg Ertl (St. Pölten, 17. Jh.), Andre Khrafft (Melk, 17. Jh.), Johann Jakob Schumacher (Marktl, 18. Jh.) oder die Orgelbauerfamilie Gatto (Krems, 18. Jh.) keine Kapazitäten mehr zur Verfügung hatten. Im 20. Jh. begegnen die Firma Hradetzky aus Krems oder Friedrich Heftner aus Mauerbach.

Während die Kirchenmusik durch die von Rom ausgehende Ordnung weltweit bestimmten Kriterien folgt, also eine Art von Globalisierung lange vor dem Medienzeitalter Homogenität in der Entwicklung begünstigte, ist die Geschichte der weltlichen Musik heterogen. Musikalische Kontinuität war in den Städten aus Repräsentationsgründen notwendig, im ländlichen Raum prägten hingegen persönliche Vorlieben Art und Qualität der Musikpraxis. Es wäre angesichts der kulturellen Vorherrschaft Wiens verfehlt, in der ländlichen Region vor 1800 nach Impulsen für musikalischen Fortschritt zu fahnden oder N. als Wohnsitz überzeitlich schaffender Komponisten anzunehmen. Es hätte für sie keine Existenzmöglichkeit gegeben, weder künstlerisch (Mangel an hochqualifizierten Interpreten) noch materiell, da nicht jeder Adelssitz über eine Kapelle verfügte. Daher trachteten alle namhaften Komponisten danach, an Höfen oder Städten unter Musik liebender Herrschaft Fuß zu fassen. Der andere Weg, nämlich Gebrauchsmusik für die Feste in den Regionen zu schaffen und aufzuführen, mochte weniger befriedigend erscheinen.

Von weltlicher Musik, jener der Minnesänger und des Volkes, berichten in erster Linie Sagen (Mythen) und sekundär Dokumente zur Gründung von Orten und Landsitzen oder die Dokumentation von Besuchern. Eine Synthese aus höfischem Stil und geistlichem Inhalt schien Chuonrat v. Fuczesbrunn gelungen zu sein, der zwischen 1182/86 in Feuersbrunn aufscheint. Walther v. der Vogelweide bereiste das Gebiet des heutigen Bezirks Tulln und wurde bei seinem Aufenthalt in Zeiselmauer am 12.11.1203 urkundlich erwähnt. Bereits 1184 finden sich seine Spuren in Gloggnitz. Neidhart v. Reuental, ebenfalls in Zeiselmauer erwähnt, fand nach seinem Zerwürfnis mit seinem Lehensherrn bei Hzg. Friedrich II., genannt der Streitbare, einen neuen Gönner (Mäzen), der ihm in Melk, später in Lengenbach bei Tulln ein Lehen verschaffte. Diese Gegend ist auch für den Minnesänger Gottfried v. Totzenbach von Bedeutung, da er mit seinem Bruder zu den Gefolgsleuten der Lengenbacher zählte. Ulrich v. Liechtenstein, dessen Ahnen seit 1140 in der Nähe von Mödling auf der gleichnamigen Burg residierten, dürfte sich mehrfach in N. aufgehalten haben. 1227 und 1240 ist er als Gast in Gloggnitz erwähnt. Bei einem Turnier in Penzing (heute Wien XIV) besiegte er Konrad v. Streitwiesen, was er in seinem Frauendienst erzählt. In diesem Werk wird auch Ulrich v. Sachsendorf, Ministeriale der Herrn von Kuenring und Dichter am Wiener Hof Friedrichs des Streitbaren, angeführt; er stammte aus Kollersdorf. 1246 belehnte Friedrich der Streitbare den Tannhäuser mit dem Gut „Luitpoldsdorf“ (wohl Leopoldsdorf im Marchfeld). Verwandtschaftliche Beziehungen zu Ulrich v. Montfort führen nach Kranichberg im Semmeringgebiet, denn die Tochter des letzten Stadeckers heiratete 1400 dessen Sohn. Wie bedeutsam, ja lebensrettend Musik im Mittelalter sein konnte, davon weiß die bekannte Erzählung über den englischen Kg. Richard Löwenherz zu berichten: er wurde 1192/93 von dem Kuenringer Hadmar II. auf Dürnstein festgehalten und von seinem Sänger Blondel mit einem Lieblingslied ausgeforscht. Erst die Entrichtung des auf Richard ausgesetzten Lösegelds verschaffte dem König die Freiheit.

Abgesehen von Dokumenten und Sagen künden bildliche Darstellungen von Musik: Ein Spielmann mit Streichinstrument am Fuße des Kreuzes (sog. St. Kümmernis) aus den 1420er Jahren ziert etwa das Glasfenster an der Südseite der gotischen Pfarrkirche des Marktes Weiten bei Melk, Stuckdecken und Wände in zahlreichen der etwa 500 Schlösser und Burgen in N. zeigen Musiker mit unterschiedlichen Instrumenten, zumeist als Dekoration der Bibliotheken. Im Festsaal von Schloss Kirchstetten etwa entstanden um 1750 prächtige Stuckarbeiten mit Putten und Musikinstrumenten. So sehr man geneigt ist, diese Skulpturen als Beweise für eine vitale Musikkultur heranzuziehen, so sehr ist zu bedenken, dass man in Repräsentationsräumen alle Künste durch Allegorien vertreten wissen wollte und nicht alle Schlossinsassen Musik als Darbietungs-, geschweige denn Kunstform zu genießen pflegten. Tafel- und Tanzmusik weist auf den Gebrauch, ebenso Musikbegleitung zu Theaterstücken.

Dass Tanzmusik im Zeremoniell vorgesehen war, davon zeugen Tanzsäle, Salons und andere große Repräsentationsräume. Doch nicht alle Schlösser waren ganzjährig bewohnt und Repräsentation fand hauptsächlich in Wien statt. Zurzeit (2004) sind keine Quellen über eigens angestellte Musiker oder Belege über spezielle Kompositionsaufträge verifizierbar. Vielmehr wird gelegentlich berichtet, dass für Festivitäten Musiker aus Wien verpflichtet wurden und jene Musikstücke zur Aufführung gelangten, die dem Anlass entsprachen bzw. im Repertoire der Interpreten enthalten waren. Zwar gewährte man den Kindern oft eine profunde Musikausbildung, doch nicht alle Nachkommen erwiesen sich als musikalisch oder hatten zu Musik eine nennenswerte Beziehung. In manchen Adelsfamilien wurde die Musikausbildung gleichermaßen als lästige Pflicht wahrgenommen, wie später in bürgerlichen Haushaltungen. Allein die Existenz von Instrumenten oder Informationen über Notenarchive, die bei Besitzerwechsel nach Wien verbracht wurden oder in diversen Kriegswirren verloren gingen, verrät nichts über Ausmaß, Intensität oder Qualität des Musiklebens. Wesentliche Quellen scheinen während des Zweiten Weltkrieges und der nachfolgenden 10-jährigen Besatzung in Verlust geraten zu sein, wovon Zeitzeugen unabhängig voneinander berichten.

Trotz allem kann N. auf eine Reihe namhafter Komponisten verweisen, die entweder in ihrer Heimat oder in den Metropolen Zentraleuropas Ruhm und Ansehen erwarben, allen voran die Brüder Haydn aus Rohrau (wobei J. Haydns auch als Burgenländer „vereinnahmt“ wird), der spätere Hofkapellmeister J. H. Schmelzer aus Scheibbs, G. J. Werner aus Ybbs an der Donau, der Geistliche G. Donberger aus Bruck an der Leitha oder der in Stein an der Donau verstorbene Steirer J. G. Zechner; ihre Berufsmöglichkeiten in Wien und Oberösterreich bzw. in Deutschland fanden F. J. Aumann (aus Traismauer), F. Deller (aus Drosendorf), der gebürtige Wiener G. M. Monn wirkte zeitweilig in Klosterneuburg und Melk, P. Cl. Scheupflug als Seelsorger in Alland und Heiligenkreuz. Aus Klosterneuburg stammte J. G. Albrechtsberger, aus Schwechat J. Eybler. F. Schneider machte einmal von sich reden, weil er seine Orgelimprovisation wegen einer Verzögerung des Festgottesdienstes in Melk bis auf eine Stunde ausdehnte. Der Piarist S. a Sancto L. Müller aus Oberhöflein bei Geras teilte sein Leben als Regens chori und danach als Prof. für klassische Literatur und Philosophie in Wien, M. Paradeiser starb am Tag seiner Antrittsvorlesung als Theologie-Prof. Der gebürtige Melker Abbé M. Stadler hinterließ sogar in L. v. Beethovens Schaffen Spuren, W. A. Mozarts schrieb er säuberlich ab und verwahrte sich gegen eine Vollendung, er selbst komponierte Messen, Psalmen, Kantaten, Lieder, Orgel- und Klaviermusik, wurde später von Joseph II. für Lilienfeld und Kremsmünster als Abbé Commandantaire eingesetzt, wirkte auch als Leiter des Kaiserlichen Musikarchivs und sammelte Material für eine Musikgeschichte Österreichs. J. B. Holzer aus Korneuburg und J. B. Schenk aus Wiener Neustadt begaben sich nach einer profunden Grundausbildung ebenfalls nach Wien, Letzterer unterwies Beethoven einige Zeit in Kontrapunkt. Überblickt man die genannten Namen, entsteht der Eindruck, dass N. mehr Komponisten abgegeben als angezogen hat. Das ist nach den Gegebenheiten nur zu verständlich: eine von Wien isolierte Betrachtungsweise N.s ist auf weite Strecken eine durchaus künstliche.

Mit dem gesellschaftlichen Wandel im späten 18. und frühen 19. Jh. änderten sich die Bedingungen für Musiker und Komponisten, damit auch ihre Lebensgewohnheiten. N. entwickelte sich zum Sommerwohnsitz, v. a. der Kurort Baden bei Wien: schon Ch. W. Gluck hatte hier zur Kur geweilt, Haydn veranlasste der Tod seiner Gattin Maria Anna daselbst zu einem eintägigen Aufenthalt (22.3.1800), Mozarts Gattin Konstanze nahm die Bäder in Anspruch, was wiederum Mozart nach Baden führte und die Freundschaft zum Chorregenten A. Stoll begründete, der Konstanze beherbergte. Berichte über Kuraufenthalte von K. Kreutzer, Michail Glinka und O. Nicolai vervollständigen das Bild von Baden als neuem, kulturellem Zentrum. Bekannt ist, dass Beethoven mehrere Werke in N. komponierte. Im Gebiet der Föhrenberge und in Heiligenstadt (heute Wien XIX) zeugen Wanderwege und Gedenkstätten von seiner Anwesenheit, in Schloss Gneixendorf (Besitz seines Bruders) ist ein Gedenkraum eingerichtet. Da Liechtental damals noch vor der Wiener Stadtmauer gelegen war (heute zu Wien IX gehörig), ist auch Fr. Schubert eigentlich ein gebürtiger N.er, jedenfalls hielt er sich später öfter hier auf, v. a. auf Schloss Atzenbrugg. Kurorte benötigen dringend Musik (Kurmusik), dem sollten auch Joh. Strauss Vater und J. Lanner Rechnung tragen, indem sie mehrfach in Baden auftraten. Später sollten der Komponist und Textdichter R. Genée, sein Konkurrent C. Millöcker, C. M. Ziehrer, K. Komzák und O. Straus in Baden Wohnsitz nehmen, gleichsam Tür an Tür mit dem Kritiker E. Hanslick. Einige Kompositionen gelten als Hommage an Baden: Komzák widmete Baden die Bad’ner Mad’ln, Ziehrer die Badener Parkpolka und E. Strauss das Souvenir de Baden. Jahrzehnte später komponierte M. Schönherr, der Komponist und Dirigent, seinen Konzertwalzer Kurparkzauber. Seine Familie hatte während des Zweiten Weltkriegs in Baden günstigere Verhältnisse gefunden und sich danach dauerhaft in Baden angesiedelt.

Mit fortschreitender Erschließung der Gebiete durch die Eisenbahn intensivierte sich der kulturelle Austausch zwischen Musikliebhabern in N. und Schaffenden aus Wien. Zum einen erwarb das Bürgertum Grund und Boden für Sommerwohnsitze und brachte seine musikalischen Gepflogenheiten mit, zum anderen suchten immer mehr Komponisten Distanz vom Trubel der wachsenden Großstadt. Mancher Komponist nahm das Verhalten wohlhabender Bürger an und übersiedelte im Frühling auf seinen Sommersitz. Joh. Strauss Sohn, an Höhenangst leidend, wählte einige Jahre als Sommersitz den in der Ebene liegenden Ort Schönau an der Triesting. Dort besaß er nicht nur eine Villa, sondern auch eine kleine Landwirtschaft und Pferde. Allerdings gab er diesen Wohnsitz nach der Scheidung von seiner 2. Gattin Angelika Dittrich auf und verlegte seine Sommerresidenz nach Bad Ischl (Salzkammergut).

Ein namhafter Komponist konnte fast nur in N. komponieren: H. Wolf. Lange Zeit als Bohemien schaffend, bewohnte er häufig die Sommerwohnsitze seiner Freunde in der kalten Jahreszeit. Da diese Häuser im Winter vom Hauspersonal gewartet wurden, konnte er auf gesicherte Versorgung zählen und in absoluter Stille schreiben. Die von ihm hauptsächlich bewohnten Häuser lagen in Döbling (heute Wien XIX) und Perchtoldsdorf. Gast war er zudem in Mayerling, Mauer (heute Wien XXIII) und anderen Orten südlich von Wien. In Mödling wurde 1897 seine Geisteskrankheit vom Freundeskreis bemerkt und seine Überstellung in eine Anstalt veranlasst. Sein berühmter Studienkollege G. Mahler hatte nach seiner Demission als Operndirektor beschlossen, seine Feriendomizile mit Komponierhäuschen aufzugeben und auf dem Kreuzbergrücken (Breitenstein am Semmering) den Sommer zu verbringen. 1913 ließ Gattin Alma ein Haus errichten, über dessen Kamin Oskar Kokoschka ein Fresko malte. Im nahen Payerbach komponierte 1899 der junge A. Schönberg als Gast der Geschwister Zemlinsky die Verklärte Nacht. Später sollte er seinen Wohnsitz nach Mödling verlegen und A. Webern ihm dorthin folgen. Gegenpol J. M. Hauer lebte in Wiener Neustadt, Zeitgenosse Franz Schmidt in Perchtoldsdorf.

Entscheidend für eine vitale Musikkultur ist die Präsenz von Musik im öffentlichen Raum. Blasmusikkapellen (Blasorchester), Gesangvereine (Männergesang) und Kirchenchöre sowie Volksmusikgruppen sorgten in der Vergangenheit, teilweise ungebrochen bis in die Gegenwart, für Unterhaltung. Manche Chöre mit ambitionierten Laien dienen dem Schaffen eines bestimmten Komponisten (z. B. die Mödlinger Singakademie v. a. Beethovens Missa solemnis). Jeder Kurort verfügt über eine eigene Kurkapelle, Kurgäste wollten und wollen in Theatern unterhalten werden, in den vielzitierten Provinzbühnen, wo angehende Kapellmeister, Musiker, Sängerinnen und Sänger erste Erfahrungen ohne Verlust ihres Ansehens erwerben konnten.

Großer Beliebtheit erfreuen sich nach wie vor Kinderchöre, allen voran die Altenburger Sängerknaben. Dereinst vom Mittelalter – vergleichbar dem Usus in anderen Stiften – bis in die Mitte des 19. Jh. aufrecht erhalten, wurden sie 1961 zur musikalischen Gestaltung der Liturgie erneut ins Leben gerufen und haben ihr Niveau zu hoher Professionalität gesteigert, die dem Chor weltweite Tourneen gestattet. Gleichermaßen aus dem geistlichen Bereich gingen 1921 aufgrund der Initiative von P. St. Marusczyk die Sängerknaben vom Wienerwald in St. Gabriel hervor: auch sie verfügten über ein großes Repertoire, unternahmen Welttourneen und wirkten bei Radio-, Film- und Fernsehproduktionen mit. Der gemischte Kinderchor Gumpoldskirchner Spatzen hingegen ist weltlich orientiert. Die Kinder wurden vom Chor-Gründer J. W. Ziegler ab 1949 ungeachtet ihrer Vorbildung aus der Umgebung rekrutiert. Der Chor unternimmt nicht nur weltweite Tourneen, sondern wird auch zu Opernproduktionen herangezogen. Nicht weniger ambitioniert sind die Ohrwürmer, ein Kinder- und Jugendchor der Evangelischen Pfarrgemeinde Mödling, oder der Jugendchor Langenlois.

Da Singen und Tanzen die natürlichsten Möglichkeiten musikalischen Ausdrucks sind, erweist sich ein Blick in die Volkskultur als aufschlussreich: Die ministerielle Initiative von 1904 „Das Volkslied in Österreich“ (Volksmusikforschung) lebt im N.en Volksliedwerk, das sich beiden Bereichen und sowohl der Pflege als auch Forschung widmet, weiter. Die große Volksmusikedition des Dachverbandes (Corpus Musicae Popularis Austriacae/COMPA) wurde mit einem Band zu N. eröffnet: St. Pölten und Umgebung steht für eine zentrale Region, „in der die städtische und ländliche Welt in spezifischer Wechselwirkung die musikalische Volkskultur prägten“. Es gibt zahlreiche Volks- und Fortbildungsveranstaltungen (z. B. im Seminarzentrum Schloss Zeillern), bei denen Interessierte sich Angebote von der Praxis bis zu den theoretischen Grundlagen aneignen können. Die regionale Heterogenität N.s schlägt sich in den traditionellen Liedern sehr deutlich nieder; oft wird auf das Alltagsleben Bezug genommen, Identitätsgefühle befriedigen diverse Heimatlieder. Die gleiche Funktion erfüllt die 1965 akkreditierte „Niederösterreichische Landeshymne“ mit einem Text von Franz Karl Ginzkey auf Musik von Beethoven (s. Nb.; Hymnen).

Von der regionalen Volkstanzkultur zeugen zahlreiche Tanzgruppen, Kurse und Festivals. Ihr diente einst auch ein Gutteil der instrumentalen Volksmusik, die heute von privaten Gruppen wie nicht zuletzt den Blasmusikvereinen (Musikverein, Orchestervereine) lebendig erhalten wird. Viele der noch aktiven Vereine gingen aus Arbeiter-Musikvereinen (Arbeiter-Musikbewegung) hervor. Der Wurzeln zwar eingedenk, distanzierte man sich jedoch in der 2. Hälfte des 20. Jh.s von schichtspezifischer Identifikation: Maßgeblich für die Zugehörigkeit zur Musikkappelle ist nicht mehr die Arbeit in der Fabrik, sondern das Interesse an Musik und der Wohnort.

Die Entwicklung der Musikkultur ab der 2. Hälfte des 20. Jh.s unterscheidet sich in N. durch nichts von jener in anderen Bundesländern. Entscheidend für den Aufholprozess sind zwei Faktoren: die Mobilität und die Medien. So ist der musikalische Austausch – etwa bei internationalen Wettbewerben– durch den Individualverkehr zur Selbstverständlichkeit geworden. Die Medienpräsenz steigerte zudem die Wertigkeit der gelebten Musikpraxis, da man im Vergleich erkennen konnte, dass die eigenen Leistungen das allgemeine Niveau nicht unterschreiten und ausreichend musikalisches Potential verfügbar ist. Dieses zu schulen, wurde ein dichtes Netz an MSch.n (Musikschulwesen) errichtet, die Gründung von Ensembles gefördert und die Etablierung von Festivals forciert. Die basale Musikausbildung für gegenwärtig 46.000 Schüler besorgen 168 MSch.n, verwaltet nach dem Privatschulgesetz unter dem Dach des Musikschulwerkes, wovon 7 mit Öffentlichkeitsrecht ausgestattet sind. Um Einheitlichkeit in der Ausbildung der Studierenden und der Besoldung der Lehrenden zu gewährleisten, wurde das N.ische Musikschulgesetz geschaffen (1.1.1990), dessen Neufassung seit 1.1.2000 Gültigkeit besitzt. Für die Finanzierung sorgen Eltern, Gemeinden und das Land N. Die Höhe der Förderung richtet sich nach der Qualifikation der Lehrenden. Damit wird versucht, das Niveau der Schülerinnen und Schüler zu heben, denn N. fördert höher qualifizierte Lehrkräfte überproportional, um die Musikschulerhalter zur Einstellung bestens ausgebildeter Lehrerinnen und Lehrer zu motivieren. Den Lehrenden war und ist es ein Anliegen, durch Landes-übergreifende Aktivitäten in der Öffentlichkeit präsent zu bleiben. Seit 1987 existiert z. B. die Initiative N.ische Musiklehrerinnen und Musiklehrer, die durch intensive Zusammenarbeit mit dem Institut für Musikpädagogik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Innovationen umgehend umsetzt. Diese Kooperation verdankt sich dem Phänomen der Parallelausbildung am Konservatorium der Stadt Wien: Dieser Ausbildungsstätte sind nämlich die Wiener MSch.n (Musiklehranstalten Wien) zugeordnet, die ihre Lehrkräfte aus dem Absolventenkreis des Konservatoriums rekrutieren. Die Absolventinnen und Absolventen der Univ. wiederum suchen deshalb ihre Wirkungsstätten in N., wiewohl auch im Land selbst zwei Konservatorien entsprechende Ausbildungen anbieten: das Josef Matthias Hauer Konservatorium in Wiener Neustadt und das Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese St. Pölten (Kirchenmusikschulen).

Für die Musikerinnen und Musiker ergibt sich zudem die Möglichkeit einer Orchesterkarriere im Tonkünstler-Orchester N. (Niederösterreichisches Tonkünstlerorchester). Sein Name geht mittelbar auf eine der ältesten Einrichtungen Wiens zurück, die Tonkünstler-Sozietät, die bereits im 18. Jh. Konzerte gab. Am 10.1.1907 trat der Verein Wiener Tonkünstler-Orchester zum ersten Mal im Musikverein unter O. Nedbal vor die Öffentlichkeit, reüssierte 1913 mit der UA von Schönbergs Gurreliedern unter F. Schreker und musste sich im Ersten Weltkrieg mit dem Concertvereins-Orchester fusionieren. Daraus entstand das Wiener Sinfonie-Orchester, während der Verein des Tonkünstler-Orchesters nur noch als Veranstalter erhalten blieb. 1939 wurde für Konzerte in Wien und Umgebung das Gau-Symphonie-Orchester Niederdonau gegründet, das 1946 in Niederösterreichisches Tonkünstler-Orchester umbenannt wurde. R. Moralt, F. Lehár und N. Dostal zählen zu den ersten Dirigenten des neuen Orchesters, das seither an Qualifikation und Breitenwirkung gewonnen hat und Konzerte in Wien, im Festspielhaus St. Pölten, Krems, Baden und auf Schloss Grafenegg anbietet.

Zur Förderung des kreativen Potentials hat sich die Interessengemeinschaft Niederösterreichischer Komponistinnen und Komponisten (INÖK) als Dachorganisation konstituiert (Interessenvertretungen), die einschlägige Konzerte, neue Werke und Editionen ermöglicht und alle Mitglieder via Internet aktuell präsentiert. N. erwies sich auch im 20. Jh. als ein für Komponisten anregendes Gebiet. So verbrachte etwa G. v. Einem seit 1973 große Teile des Jahres auf dem Landgut in Rindlberg im Waldviertel, dem der Komponist in seinen Waldviertler Liedern, einem Auftragswerk des Landeshauptmanns Siegfried Ludwig (1983), ein bleibendes Denkmal gesetzt hat. Als das Gebiet durch eine neue Straße erschlossen wurde, verlegte er seinen Wohnsitz nach Oberdürnbach bei Maissau, wo er 1996 verstarb. Der Komponist Th. Berger wurde 1905 in Traismauer geboren, erhielt seine erste Ausbildung in St. Pölten, verließ dann aber seine Heimat, um eine internationale Karriere zu starten.

Im Verlauf des 20. Jh.s öffnete sich N. dem Fremdenverkehr und begann, namhafte Schlösser und Stifte für Festivals zu nützen, wobei alle Musiksparten vertreten sind, etwa das Weinviertel-Festival mit gemischtem Programm, Opern Air Gars am Kamp, Oper Klosterneuburg, Allegro vivo (Kammermusikfestival Stift Altenburg), das Internationale Folkfestival Gutenbrunn (Waldviertel) und nicht zuletzt die Internationalen Barocktage Stift Melk. Die Barocktage erlangten internationale Berühmtheit v. a. durch Übertragungen im ORF. Die mediale Präsenz N.s ist allerdings nicht nur durch das Landesstudio des ORF in St. Pölten gegeben, sondern darüber hinaus durch ambitionierte Medienbetreiber, die einige Lokalradios für die nächste Umgebung ins Leben gerufen hatten: Radio Maria (Amstetten), Kronehit-Radio (St. Pölten, Wien), LP1 (St. Pölten), Digi Hit Radio 103,3 (St. Leonhart am Forst), Radio Waldviertel W4 (Gmünd), Radio 93,4 Die Musikwelle, Lokalradio Baden GmbH & Co KG, Party FM 106,7 Nö Süd Regional Betriebs GmbH (Wiener Neustadt), GymRadio 94,5 Lokalradio Hollabrunn. Da die Kosten zumeist nicht durch Werbeeinnahmen abgedeckt werden können, sind manche Sender nur kurzfristig in Betrieb. Insgesamt hat sich der Facettenreichtum in der Musikkultur N.s bis in die jüngste Vergangenheit erhalten.


Werke
W (NA): DTÖ 33 (Albrechtsberger), 81 (C. Ditters v. Dittersdorf), 66 (Ä. Schenk), 93, 105, 111/112 (Schmelzer) u. a.; COMPA 1 (1993), 3/1 (1995), 14/1 (2001).
Literatur
MGÖ 1–3 (1995); Arge Musikschulstatistik (Hg.), Statistisches Jb. der MSch.n in Österreich 2003; Erhart 1998 u. 2002; L. Nowak in Jb. f. Landeskunde von N., NF 29 (1944/48); W. Deutsch, Das große niederösterreichische Blasmusikbuch 1982; J. Trummer (Hg.), Kirchenchöre Österreichs 1987; K. Gutkas, Gesch. des Landes N. 1974; E. Schafran, Die niederösterr. Stifte 1925; F. R. Vorderwinkler, Kultur Reise N. Burgen, Schlösser, Museen, Sakralbauten, Galerien 2001; W. M. Weiss, N. Gesch. und Kunst des österr. Kernlandes 2002; eigene Recherchen unter Mitarbeit von Stefan Schmidl und Friedrich Zitter.

Autor*innen
Margareta Saary
Letzte inhaltliche Änderung
22.5.2024
Empfohlene Zitierweise
Margareta Saary, Art. „Niederösterreich“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 22.5.2024, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001db46
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© Monika Kornberger
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10.1553/0x0001db46
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