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Minisex
1978 von R. Nemeczek (Gesang) und R. Oschelda (Gitarre) als zeitgemäße Gitarren-Pop-Gruppe – in englischer Sprache singend – gegründet. Die erste Platte (Minisex) erschien 1980, der mediale Durchbruch kam 1982 mit Bikini Atoll und einem Musikkonzept, das die typischen Gitarrenriffs vermied und Synthesizer-Sequences in den Vordergrund stellte; ein „cooler offshoot des Punk" (Nemeczek) mit der Nähe zur Pop-Avantgarde und zum Art-Pop wie zur Neuen Deutschen Welle.

Den Erfolg beschreibt Nemeczek: „Früher waren wir jedenfalls der missionarischen Ansicht. [...] Jetzt machen wir [...] kurzlebige Musik, die zwar nur kurz, dafür aber umso intensiver im Hirn der Menschen vorhanden sein soll. Das ist für uns Popmusik [...] [Musik für] maximalen Lustgewinn [...] keine Musik für die Ewigkeit“. In diesem Bekenntnis zu Pop beschreibt Nemeczek den Wandel von der aufklärerischen zur hedonistischen, von der fortschrittsgläubigen modernen zur postmodernen Phase der Entwicklung der Popularkultur, die das Spiel mit den Signs des Fortschritts treibt.

M. ist Teil der Reifungsphase (vgl. E. Larkey 1993) des österreichischen Pop in den 1980er Jahren, einer Phase in der nach der Herausbildung einzelner Austro-Pop-Stars und deren symbiotischer Beziehung zum öffentlichen elektronischen Medium (Ö 3, Rundfunk und Fernsehen), gekennzeichnet durch Produktions- und Distributionshilfen für die einen, durch regionale Identitätsbildung für die anderen, eine eigenständige Szene entstand. Nemeczek war Gründungsmitglied des Vereins Wiener Szene, die auf Selbstverwaltung mehr denn auf staatliche Förderung setzte, und des alternativen Lables Schallter, das Blutrausch veröffentlichte, eine Sammel-LP mit Chuzpe, Mordbuben A.G. etc., mit jenen Teilen der Szene, die G. Brödl als „Die guten Kräfte sammeln sich“ nicht nur beschreibt, sondern als Teil der Szene kreiert und affirmiert. Diese neue Welle stellte sich dem linken Austro-Pop alternativ entgegen – auch politisch.

M. versuchten nach den kommerziell erfolgreichen 1980er Jahren ein erstes Revival in den frühen 1990er Jahren, das wiederum von eigener Infrastruktur getragen war; Fred Jakesch ermöglichte als Mitglied und Studiobesitzer eine kostengünstige Einspielung. Mit dem Revival der Neuen Deutschen Welle durch die allgemeine erneute Wertschätzung des Spiels mit Zeichen im Pop im Soge des neuen Brit-Pop der späten 1990er Jahre, versuchte Nemeczek die alten Songs neu aufzubereiten – beide Revivals brachten nicht den durch Nemeczek popadäquat als kommerziell definierten Erfolg.


Werke
W (Hit-Singles, alle bei Nemeczeks Label Schallter erschienen): Ich fahre mit dem Auto 1982, Du kleiner Spion 1982, Eismeer 1984, Rudi gib acht 1984, Millionen zählen nicht 1984.
Literatur
G. Brödl (Hg.), Die guten Kraefte. Neue Rockmusik in Österreich 1982; E. Larkey, Pungent Sounds 1993; M. Blumenau in W. Gröbchen (Hg.), Heimspiel 1995; https://oe1.orf.at/artikel/644652/Minisex (11/2019).

Autor*innen
Werner Jauk
Letzte inhaltliche Änderung
13.11.2019
Empfohlene Zitierweise
Werner Jauk, Art. „Minisex“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 13.11.2019, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d9b5
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x0001d9b5
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