Militärmusikkapelle
Im Bereich militärischer Aufgaben und militärischen Zeremoniells sind Musikinstrumente als Signalwerkzeuge, als den „turgor vitalis“ anfeuernde Kraft während des Kampfes sowie zur Unterhaltung unverzichtbarer Bestandteil der Truppe. Die Kommunikation mithilfe einer Signal-Sprache wird in erster Linie „lauten“, d. h. Blas- und Schlaginstrumenten, anvertraut. Die Musik der berittenen Truppen wurde von Trompeten/Fanfaren und Pauken, die der Fußtruppen von Pfeifen und Trommeln (s. Abb.) bestritten. Im Bereich psychologisch wirksamer und/oder unterhaltsamer Musik kam und kommt es zu unterschiedlichen traditionellen und modischen Ensemble- und Orchesterbildungen. V. a. Erweiterungen der klassischen mitteleuropäischen Harmoniemusik-Ensembles und die „Türkischen Musikkapellen“ (Türkische Musik) unterhielten im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jh. die Truppe ebenso wie das zivile Publikum. Christoph Friedrich Nicolai berichtet 1781 aus Wien von einer „merkwürdigen Militärmusik, welche […] alle Abend vor der Hauptwache auf dem Hofe gemacht wird, ehe man den Zapfenstreich schlägt. Sie besteht aus zwey Schalmeyen, zwei Klarinetten, zwei Waldhörnern, einer Trompete, zwei Fagotten, einer gewöhnlichen und einer großen Trommel. Es werden Stücke von mancherley Art nach Noten gespielt. Diese Musik ist nicht allein eine angenehme Unterhaltung, besonders an einem stillen mondhellen Sommerabend, sondern sie verdient auch die Aufmerksamkeit eines Musikers, der seine Kunst von verschiedenen Seiten betrachten will […] Die türkische Musik im Prater hat gar nichts ausgezeichnetes“ (Rameis). Die „M.n“ der Donaumonarchie musizierten sowohl „auf Blech“ wie „auf Streich“, je nachdem, ob im Saal oder im Freien konzertiert oder ob marschiert (Marsch) wurde – eine Tradition, die in der Zweiten Republik von der Musik des Wiener Garderegiments aufrecht erhalten wird. Das Vorbild der während des Zweiten Weltkrieges in Europa eingesetzten US-Airforce-Band Glenn Millers führte seit den 1960er Jahren auch in Europa zu M.n in Bigband-Besetzung sowie in verschiedenen Jazz-Formationen.
Literatur
(Alphabetisch:) E. Brixel in Alta Musica 20 (1998); B. Habla in B. Habla (Hg.), [Fs.] W. Suppan 1993; B. Höfele in Alta Musica 20 (1998); E. Rameis, Die österr. Militärmusik – von ihren Anfängen bis zum Jahre 1918 , ergänzt u. bearb. v. E. Brixel 1976; A. O. Sollfelner/Chr. Glanz, Die österreichische Militärmusik in der II. Republik 2000; A. Suppan in Annales 2 (1996/97), hg. v. W. Pass 2001; W. Suppan, Blasmusikforschung seit 1966. Eine Bibliographie 2003.
(Alphabetisch:) E. Brixel in Alta Musica 20 (1998); B. Habla in B. Habla (Hg.), [Fs.] W. Suppan 1993; B. Höfele in Alta Musica 20 (1998); E. Rameis, Die österr. Militärmusik – von ihren Anfängen bis zum Jahre 1918 , ergänzt u. bearb. v. E. Brixel 1976; A. O. Sollfelner/Chr. Glanz, Die österreichische Militärmusik in der II. Republik 2000; A. Suppan in Annales 2 (1996/97), hg. v. W. Pass 2001; W. Suppan, Blasmusikforschung seit 1966. Eine Bibliographie 2003.
Autor*innen
Wolfgang Suppan
Letzte inhaltliche Änderung
9.11.2022
Empfohlene Zitierweise
Wolfgang Suppan,
Art. „Militärmusikkapelle“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
9.11.2022, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d9ab
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