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Mederitsch Mederitsch Gallus Anton: (Mederisch, Medritsch, Medric, Metorisch), Familie
Gallus Anton: * 1710-10-1515.10.1710 Götzendorf (Velm-Götzendorf/NÖ), † 1774-12-2929. [lt. WStLA, TBP 1774; lt. Sperrsrelation: 30.] 12.1774 Wien. Kontrabassist. Ist erstmals 1750 anlässlich seiner Heirat in Wien als Musiker bezeugt. 1757 wird er als 2. Kontrabassist im Orchester der „Teutschen Comoedie“ im Kärntnertortheater (für das 1751–59 J. Haydn als Komponist tätig war) genannt und anlässlich seines Todes als Kirchenmusiker und völlig verarmt bezeichnet (der Wert seines Nachlasses wurde auf lediglich 12 Gulden geschätzt). Sein Sohn

Johann Georg Anton Gallus (Pseud. Johann Gallus; M. detto Gallus; M.-Gallus): * 26.? [get. 27.] 12.1752 Wien, † 18.12.1835 Lemberg/Galizien (L’viv/UA). Komponist und Kontrabassist. Nach Aussage W. A. Mozarts (1783) ein Schüler von G. Ch. Wagenseil, ist M. erstmals 1774 in Wien als Musiker dokumentiert, 1779 erfolgten die UA.en (unter dem Namen „M., sonst genannt Gallus“) seines Singspiels Der redliche Verwalter sowie des Melodrams Arkatastor und Illiane im Bauernfeindischen Saal in Wien-Josefstadt. 1781/82 Theaterkapellmeister in Olmütz (Olomouc/CZ), war er danach bis 1792 Kontrabassist im Orchester des National-Hoftheaters bzw. Burgtheaters (NGroveD 16 [2001]). Seine 1782 im Theater in der Leopoldstadt uraufgeführten Singspiele Die Seefahrer, Der Schlosser und Die Rekruten blieben z. T. 12 Jahre lang auf dem Spielplan dieser Bühne, wogegen sein Singspiel Rose oder Pflicht und Liebe im Streit (UA 9.2.1783 am Nationaltheater) nach der 2. Vorstellung abgesetzt wurde. Bei allen Schwächen dieses Stückes (Mozart hat die Musik „ein Galimathias“ genannt) ist jedoch zu bedenken, dass seine Premiere die vorletzte in der von Ambitionslosigkeit von seiten des deutschen Ensembles gekennzeichneten Endphase des deutschen Singspiels an diesem Theater war. M. konzentrierte sich nunmehr auf die Kammermusik, die ersten Drucke seiner Streichquartette erschienen 1784 bei Schott, 1785 bei J. André. Er soll sich dann 1786/87 (?) am Hof des polnischen Kg.s Stanislaus II. aufgehalten haben; 1788–90 ist er jedenfalls wieder in Wien nachweisbar, es erschienen 1788 zwei seiner Klavierquintette bei F. A. Hoffmeister in Wien, seine Verehelichung (1789) und die Geburt seiner ersten Tochter (1790) fanden ebenfalls in Wien statt. 1793/94 war er Kapellmeister am vereinigten Pest-Ofener Theater, wo am 5.5.1794 seine Bühnenmusik zu William Shakespeares Macbeth (Übersetzung v. Gottfried August Bürger) mit nachhaltigem Erfolg uraufgeführt wurde. Für M. wesentlich war (wahrscheinlich im Herbst 1795) die Begegnung mit E. Schikaneder, für dessen Freihaustheater auf der Wieden er eine weitere Fassung (Übersetzung v. Johann Joachim Eschenburg) seiner Musik zu Macbeth schrieb (UA 5.3.1796). Sie zeigt ihn als „Meister und Kenner des Orchesters“ (Aigner), der dessen Apparat, der jeweiligen Bühnensituation entsprechend, mit Effekt einzusetzen verstand. Durch seine Vertonung des 1. Aktes der großen heroisch-komischen Oper Babylons Pyramiden (UA 25.10.1797; 2. Akt von P. v. Winter) trug M. auch zu einem der größten finanziellen Erfolge E. Schikaneders bei (bis 1801 64 Aufführungen), wenngleich M.s Musik in einer Kritik vernichtend rezensiert wurde (AmZ). In die Literaturgeschichte ist M. als Klavier- und Generalbasslehrer (um 1800) des jungen F. Grillparzer eingegangen, woran sich der Dichter in seiner Selbstbiographie von 1853 zwar unter Anführung verschiedener possenhafter, an Mozart erinnernder, Züge seines Lehrers, aber doch nicht ohne „eine gewisse Faszination“ (Antonicek) erinnert. 1798–1814 erschienen zahlreiche kammermusikalische Werke von M. in Wiener Verlagen J. Traeg, J. Eder, Artaria, Th. Weigl, S. A. Steiner), weiters sind mehrere Bühnenmusiken (Johanna Franul v. Weissenthurn Die Bestürmung von Smolensk 1808 am Burgtheater, 1811 3 Stücke, darunter Shakespeares Hamlet, am Theater in der Leopoldstadt) bezeugt. 1817 übersiedelte er nach Lemberg, wo er mit F. X. W. Mozart Freundschaft schloss. Dieser betrieb bei ihm kirchenmusikalische Studien und sorgte für den völlig Verarmten bis zu dessen Tod. M. vermachte Mozart seinen gesamten musikalischen Nachlass, der zusammen mit dessen eigenem an den Dom-Musik-Verein und Mozarteum in Salzburg gelangte und lange Zeit hindurch für verschollen oder vernichtet galt.

Besonders in den Streichquartetten erscheint M.s, von seinem Freund Mozart stammende, Charakterisierung als des „vielleicht… größte[n] Contrapunktist[en] unseres Zeitalters“ als gerechtfertigt. Diese – auf seinen Lehrer G. Ch. Wagenseil hinweisende – Verbundenheit mit der musikalischen Tradition kommt auch in den von ihm in Lemberg angefertigten Kopien zum Ausdruck, wobei sich z. B. in jenen von G. Ch. Wagenseil auch neue Kompositionen oder Neufassungen bereits bekannter befinden. Offen bleibt die Frage nach der Herkunft der Vorlagen und die Veranlassung zur Anfertigung dieser Abschriften.


Werke
u. a. 4 Messen, 1 Stabat mater, 8 Opern u. Singspiele, 7 Schauspielmusiken, 2 Symphonien, 4 Ouvertüren, 5 Klavierkonzerte, Kammermusik (3 Klavierquintette, 43 Streichquartette, 3 Streichtrios, Sonaten f. Kl. u. V.); über 6000 Seiten Kopien v. ca. 400 Werken v. 32 Komponisten des 17. u. 18. Jh.s (v. a. J. S. u. C. Ph. E. Bach, J. A. Hasse, G. Ch. Wagenseil, G. F. Händel). Autographe großteils im Mozarteum (Slg. Mozart-Nachlass) u. im Dommusikarchiv Salzburg.
Literatur
NGroveD 16 (2001); Th. Aigner, Thematisches Verzeichnis der Werke von J. G. M., Diss. Salzburg, 1 (1973) (Druck: Thematisches Verzeichnis der Werke v. J. M. detto G. 1974); Th. Aigner, J. G. M. Sein Leben und Analyse seiner Werke, Diss. Salzburg 2 (1973); Th. Aigner in Mf 26 (1973); Th. Antonicek in Mf 30 (1977); ADB 49 (1904) [Gallus]; MGG 9 (1960); E. v. Komorzynski in Alt-Wr. Kalender für das Jahr 1919 (1919); AmZ 1 (1798), 72–76; G. Gugitz in ÖMZ 7 (1952); W. Hummel, W. A. Mozarts Söhne 1956; G. Steinringer, Grillparzers Beziehung zur Musik, Diss. Wien 1977; Michtner 1970; W. A. Bauer/O. E. Deutsch (Hg.), Mozart. Briefe u. Aufzeichnungen 3 (1963) u. 6 (1971); H. Krones in Haydn-Studien 7 (1998); E. K. Blümml in E. K. Blümml/G. Gugitz, Altwienerisches 21921; Bauer 1955; E. K. Blümml/G. Gugitz, Alt-Wr. Thespiskarren 1925; W. Binal, Dt.sprachiges Theater in Budapest 1972; ÖBL 6 (1975); Czeike 4 (1995); Riemann 1961; Wurzbach 17 (1867); A. Koch in T. Fuchs/M. Zoch (Hg.), [Fs.] W. Felix (1997); WStLA (Portheim-Kat., TBP 1774).

Autor*innen
Hubert Reitterer
Letzte inhaltliche Änderung
14.3.2004
Empfohlene Zitierweise
Hubert Reitterer, Art. „Mederitsch (Mederisch, Medritsch, Medric, Metorisch), Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.3.2004, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d93c
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x0001d93c
GND
Mederitsch Gallus Anton: 1037850408
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Mederitsch Gallus: 118732447
OBV
Weiterführende Literatur

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