Seine Kinder
Wenzel (Wenzeslaus [II]): * 5.10.1826 Jagerberg, † 21.1.1898 Graz. Postbeamter, Musiker, Komponist. War ca. 1866/71 k. k. Obertelegrafist in Graz und ca. 1876/77 k. k. Telegrafenamtschef in Bruck an der Mur, wo er auch dem Geselligkeitsverein Tafelrunde vorstand. 1895 wurde er als Postkontrollor des Grazer Hauptpostamts pensioniert. W. M. trat als Spieler des Melophons (ein Handzuginstrument in der äußeren Form einer Gitarre) mit eigenen Kompositionen in Graz (1865) und Wien (1870) auf. Er schrieb auch für die Grazer Zeitung Tagespost. Zwei weitere Brüder, Johann Eduard (* 27.12.1829 Jagerberg, † nach 1884 [Ort?]) und Karl (I; * 31.8.1834 Jagerberg, † zw. 1884/93 [Ort?]), ergriffen ebenfalls den Lehrerberuf.
mehrere Walzer 1867; Kompositionen f. Melophon.
Amalie (eig. Amalia; verh. Friedrich): * 10.7.1844 [nicht: 1845, 1847] St. Georgen an der Stiefing/St, † 18.1.1918 Wien. Sängerin (Sopran). Nach erstem Musikunterricht beim Vater besuchte sie 1857–59 die MSch. des Musikvereins für Steiermark in Graz, wo sie bei J. Netzer studierte; 1859 erste Konzertauftritte als Solistin. Nach dem Tod des Vaters von ihrem Bruder W. unterstützt, scheiterte ein geplantes Gesangstudium in Wien (angeblich bei G. Gentiluomo) an den fehlenden finanziellen Mitteln. Erst 1863/64 trat sie wieder öffentlich als Solistin in Erscheinung, 1864 gab sie ihr Bühnendebüt in der Operette Leichte Kavallerie von F. v. Suppè am Grazer Thaliatheater; sie soll auch Schülerin von E. Stolz und I. Zajc gewesen sein. M. heiratete 1865 (Trauzeugen: F. X. Rafael und Theatersekretär Eugen Spork) den Volksschauspieler und Operettensänger Carl Friedrich (* 21.5.1839 Wieden [Wien IV], † 21.11.1891 Heiligenstadt [Wien XIX]), mit dem sie 1866 an das Wiener Carltheater ging; nach kurzem Studium bei Hofkapellmeister H. Proch wurde sie am 1.5.1869 an die Wiener Hofoper engagiert, wo sie M. L. Dustmann als erste dramatische Sopranistin ablöste (1875 u. a. Titelrolle in der UA der Königin von Saba von K. Goldmark); besondere Wertschätzung durch Rich. Wagner, der ihr die Rolle der Brünnhilde bei den ersten Aufführungen des Ring des Nibelungen in Bayreuth/D 1876 anvertraute; 1877 reiste sie mit Wagner nach London und erntete große Erfolge; sang die Kundry in der UA des Parsifal 1882; zahlreiche Tourneen und Gastspiele; 1894 Abschied von der Bühne (letzter Konzertauftritt 1913); danach als Gesangspädagogin in Graz und Wien (1905–09 und 1911–15 an der MSch. Kaiser, 1909–11 an der MAkad.) tätig. A. M. zählte zu den größten Wagner-Sängerinnen ihrer Zeit. Die 1893 in Zeitungen verbreitete Nachricht, M. habe in Amerika ihren Neffen Karl (II) M. (Sohn von K. M. [I]) geheiratet, dementierte sie als unwahr (sie starb auch als verwitwete Friedrich); sie lebte aber zuletzt mit diesem zusammen. Nach 1900 befand M. sich in finanziellen Schwierigkeiten.
Ehrengrab auf dem Wr. Zentralfriedhof; M.weg (Wien XVI); Gedenktafel am Geburtshaus (ehemalige Schule, heute Marktgemeindeamt St. Georgen an der Stiefing, s. Abb.).
Prämium des Musikvereins f. Steiermark 1858; 1. Preis des Musikvereins f. Steiermark beim Studienabschluss; k. k. Kammersängerin 1876; Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone 1898.
Kinder von Wenzel (II)
Hedwig Anna Josefine (verh. Hirsch): * 4.8.1867 [nicht: 1871] Graz, † 1939 München/D. Sängerin (Sopran). Besuchte als Kind die MSch. des Musikvereins für Steiermark und war danach Schülerin von L. Weinlich-Tipka in Graz; inwieweit ihre Tante A. M. sie förderte, ist unbekannt. Sie trat ab etwa 1887 als Konzertsängerin in Graz und Marburg an der Drau in Erscheinung. Vermutlich 1894/95 weitere Studien bei Ida Fichna in Wien (an Th. Kretschmanns MSch. des Kirchenmusikvereins an der Votivkirche), von hier erhielt sie 1895 ihr erstes Opernengagement in Leipzig/D, ein Jahr später wechselte sie nach Mainz/D; 1896 Gastspiel in Wiener Neustadt. 1897 sang sie in Bayreuth, 1897/98 möglicherweise kurz in Köln/D, 1898/99 wieder in Mainz, 1899/1900 in Zürich/CH und danach bis 1911 wieder in Mainz. Ca. 1903 soll sie auch als Gesangspädagogin in Wien tätig gewesen, möglicherweise liegt hier jedoch eine Verwechslung mit ihrer Tante vor. Ab 1903 war M. mit dem Musikkritiker Heinrich Hirsch (* 1849 Mainz, † ?) verheiratet, bereits 1900 war deren gemeinsame Tochter Ella zur Welt gekommen, die 1917 als Pianistin auftrat.
Libretto zur Oper Der Gott und die Bajadere ihres Bruders L.
Richard Wagners Frauengestalten 1903; gesangspädagogische Aufsätze (Die Erziehung zum Gesang).
Leopold Eduard Wenzel (ab 1909 M.- Szlámka): * 26.8.1871 Graz, † 1.12.1948 Wien. Pianist, Kapellmeister, Komponist. Studierte 1886–91 am Konservatorium der GdM (auch bei A. Bruckner) Musiktheorie, Klavier und Komposition (bei F. Krenn); 1891/92 erfolgte sein erstes Engagement als Kapellmeister ans Pressburger Theater. 1892–94 war er Chordirigent des Philharmonischen Vereins (und Lehrer für Gesang und Klavier an dessen MSch.) in Marburg an der Drau, wo er auch als Pianist auftrat und Operettenkritiken für die Marburger Zeitung schrieb. 1894/95 Kapellmeister am Theater zu Olmütz, 1895–99 lebte er in Graz (offenbar ohne fixe Anstellung). Nach einer Tätigkeit als Kapellmeister und Chordirektor am Stadttheater Mainz (1899–1901), erfolgte 1906 sein Engagement als Opernkapellmeister nach Linz (1908 auch in Salzburg tätig); wo sich M. 1902–06 aufhielt, ist bislang unbekannt. Sein erfolgreiches Linzer Wirken (u. a. leitete er die Proben zur Linzer EA von G. Mahlers 1. Symphonie, die der Komponist selbst dirigierte) beendete er 1909, danach dürfte er in Pressburg und Wien gelebt haben. Über seine 1909 in Pressburg erfolgte Adoption durch Johann Szlámka sind keine Hintergründe bekannt, er führte den Doppelnamen auch nicht öffentlich. 1909/10 dirigierte er das Wiener Tonkünstler-Orchester (auch eigene Werke). 1909 leitete er A. Bruckners 4. Symphonie in Antwerpen/B, 1910 ebendort R. Wagners Rheingold. 1911 Kapellmeister eines Sommerorchesters in Russland, danach wieder in Wien; 1911/12 auch Auftritte als Pianist in Altmünster/OÖ, 1912 Gastdirigent des Wiener Konzertvereins (Wiener Symphoniker). 1915/16 war M. Kapellmeister an der Volksoper Wien, danach scheint er v. a. als Gesangspädagoge in Wien gewirkt zu haben. Zw. 1927/33 ist er noch als Chormeister des Wiener Evangelischen Singvereins nachweisbar.
Oper Der Gott und die Bajadere 1892 (T: Hedwig M. nach Johann Wolfgang v. Goethe), Lieder, Tänze, Kammermusik (z. T. aufgeführt vom Fitzner-Quartett in Wien), Klavierbearbeitungen.
Meine Erinnerungen an Anton Bruckner, in Völkischer Beobachter 30.6.1938.
Leopolds Frau
Lucy (Pauline Luzia; geb. Andés): * 3.6.1878 Wien, † 5.3.1958 Wien. Sängerin (Mezzosopran/Alt). Die Tochter eines Fabriksbesitzers heiratete zunächst 1899 den Steuerbeamten Oskar Löblich, trennte sich jedoch bald wieder von ihm. Nach einer Gesangsausbildung bei I. Fichna erhielt sie – wieder unter ihrem Mädchennamen firmierend – 1904 ein Engagement am Hoftheater Coburg/D. 1907 gab sie Liederabende in Linz und Salzburg, wobei sie bereits als Braut M.s galt, von dem sie auch Lieder sang; im selben Jahr ist weiters ein Auftritt in einem Konzert des Wiener Tonkünstler-Orchesters nachweisbar. 1909 lebte sie – nach wie vor nicht mit M. verheiratet – in Pressburg, wo sie von Andreas Johann Zechmeister adoptiert wurde. Erst danach heiratete sie M., als Konzertsängerin L. M. trat sie 1912 in Altmünster und 1913 in Wien auf.
K-R 1997 u. 2000; NGroveD 16 (2001); MGG 8 (1960); ÖBL 6 (1975); StMl 1962–66 u. ²2009; Czeike 4 (1995); R. Hilmar in Mitt. d. ÖGMw 25 (1992) u. 26 (1993); G. Skelton, Wagner at Bayreuth 1965; [Kat.] 100 Jahre Wr. Oper 1969, 51f; [Fs.] 800 Jahre Pfarre St. Georgen an der Stiefing 1959, 71 u. 95f; A. Ehrlich (Hg.), Berühmte Sängerinnen der Vergangenheit und Gegenwart 1895; Deutschlands, Österreich-Ungarns u. der Schweiz Künstler, Gelehrte u. Schriftsteller in Wort u. Bild 1908; F. Jansa, Dt. Tonkünstler u. Musiker in Wort u. Bild21911; Blick auf Mainzer Frauengeschichte, hg. v. der Landeshauptstadt Mainz 2012, 66; J. Heise, Hedwig M. (https://mugi.hfmt-hamburg.de/Artikel/Hedwig_Materna, 6/2018); Ordinariats-Bl. der Budweiser Diöcese 1857, 205; [Grazer] Tagespost 5.8.1858, 2, 29.1.1859, 11, 2.6.1863, 4, 27.8.1863, 4, 30.8.1863, 3, 2.9.1863, 4, 2.11.1863, 4, 11.11.1863, 4, 17.12.1863, 3, 4.2.1864, 7, 13.3.1864, 8, 16.5.1865, 5; 9.2.1867, 4, 20.11.1870, 3, 10.9.1876, 7, 11.10.1877, 9; Grazer Ztg. 2.8.1859, 769, 9.12.1863, 3f, 7.4.1864, 9; NFP 1.4.1866, 10, 4.9.1876, 1, 8.2.1884, 12, 10.10.1893, Abendbl., 1, 10.11.1895, 7, 4.11.1899, 22, 10.10.1903, 9, 31.12.1907, 11, 25.11.1909, 13, 4.4.1912, 10, 2.5.1916, 11, 28.2.1926,17, 16.5.1931, 8; Die Presse 30.10.1868, 12, 15.9.1893, 9, 12.9.1894, 11; Grazer Volksbl. 15.2.1887, 3, 5.5.1898, 11; Das Vaterland 23.11.1891, 2, 26.10.1906, 4; Marburger Ztg. 6.7.1893, 5, 11.10.1894, 4; Dt. Volksbl. 14.9.1893, Abend-Ausg., 4, 17.10.1909, 19, 16.11.1910, 9, 3.9.1915, Mittag-Ausg., 2, 14.6.1916, Mittag-Ausg., 14; Grazer Tagbl. 31.8.1892, Abend-Ausg., 3, 2.9.1892, 4, 15.9.1893, 4, 19.9.1893, 4, 18.4.1895, 10, 5.10.1895, 5, 29.2.1896, 4, 30.6.1898, 4, 30.5.1899, 5, 5.4.1900, 5, 15.7.1903, 15, 1.3.1910, Abend-Ausg., 4, 29.12.1917, 7; Wr. Caricaturen 15.10.1893, 3; Neues Wr. Journal 31.12.1894, 3; Mährisches Tagbl. 8.4.1895, 7; Signale f. die musikalische Welt 1895, 902; Lavanthaler Bote 9.3.1895, 2; Neuigkeits-Welt-Bl. 25.1.1898, 5; Wr. Salonbl. 25.6.1905, 17; [Linzer] Tages-Post 3.6.1906, 8, 25.1.1907, 8, 14.5.1911, 11, 29.8.1911, 6, 18.8.1912, 6; Linzer Volksbl. 17.11.1907, 6, 24.11.1907, 8; Salzburger Volksbl. 20.11.1907, 7, 12.12.1907, 5; Salzburger Chronik 8.4.1908, 5, 10.10.1908, 6; Neues Wr. Tagbl. 22.10.1910, 22, 26.4.1913, 14; Neues Wr. Abendbl. 5.10.1911, 8, 17.8.1912, 6; Fremden-Bl. 18.1.1918, Abend-Ausg., 3; Der Bezirksbote f. den politischen Bezirk Bruck a. d. Leitha 30.4.1933, 3; Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 1785–1825 von Žeretitz (Pfarre Hradisko [Hradíštko/CZ]), pag. 29; Trauungsbuch 1784–1819 der Pfarre Jagerberg/St, fol. 50; Taufbuch 1806–39 der Pfarre Jagerberg, fol. 26, 31, 33, 38; Sterbebuch 1833–76 der Pfarre Jagerberg, pag. 82; Taufbuch 1844–58 Pfarre St. Georgen/Stiefing, fol. 11; Sterbebuch 1855–89 der Pfarre St. Georgen/Stiefing, pag. 64; Trauungsbuch 1858–69 der Pfarre Graz-Heiliges Blut, fol. 201; Trauungsbuch 1861–72 der Dompfarre Graz, fol. 102; Taufbuch 1865–71 der Pfarre Graz-Heiliges Blut, fol. 130; Taufbuch 1871–76 der Pfarre Graz-St. Leonhard, fol. 43; Taufbuch 1877–80 der Pfarre St. Karl (Wien IV), fol. 119; Sterbebuch 1883–98 der Pfarre Heiligenstadt (Wien XIX), fol. 216; Taufbuch 1839 der Pfarre St. Josef zu Margareten (Wien V), fol. 77; Trauungsbuch 1899–1901 der Pfarre St. Othmar unter den Weißgerbern (Wien III), fol. 7; Sterbebuch 1918 der Pfarre St. Josef zu Margareten, fol. 5; https://www.tobias-broeker.de/rare-manuscripts/m-r/materna-leopold/ (7/2018); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at, Dt. Bühnen-Jb.er, Jahresberichte des Konservatoriums der GdM, Lehmann-Adressbücher von Wien).
Christian Fastl