Das M. als selbstverständlicher Bestandteil der katholischen Marienverehrung wurde von der Gegenreformation deutlich aufgewertet. Die stärkste Wirkung auf österreichische Komponisten ist dabei – neben dem (gattungsübergreifenden) Einfluss der italienischen Meister – von O. di Lasso ausgegangen. Die Mitglieder der Grazer unter den Erzhzg.en Karl und Ferdinand v. Innerösterreich rezipierten die hauptsächlich von Lasso geprägte Sonderform des Parodie-M. So verarbeiten zwei M.s von F. Rovigo die Motette Benedicta es von Josquin des Prez bzw. die Villanella Venus Du und Dein Kind von J. Regnart. Für das 17. Jh. sind v. a. die Beiträge von St. Bernardi, H. I. F. Biber (Vesperae à 32) und J. H. Schmelzer (Vesperae solennes) zu nennen. Im 18. Jh. verlagerte sich die „motettische“ Kompositionstechnik in Richtung einer kantatenartigen Behandlung der Textabschnitte. Dies gilt für das bekannte M. (BWV 243) von J. S. Bach ebenso wie für die in Österreich herausragenden Komponisten J. J. Fux (K 94 mit Laudate Dominum und K 97–101, alle von ganz unterschiedlicher Faktur) und W. A. Mozart (in dessen Vespern KV 321 und 339 von 1779 bzw. 1780). Ganz in der Tradition der Wiener Klassik stehen noch die M.s von Fr. Schubert (D 486, 1815) und A. Bruckner (1852). Die danach entstandenen Werke stellen (mit Ausnahme von K. Penderecki) eher Raritäten dar, z. B. E. Wellesz (Festliches Praeludium für Chor u. Orgel über byzantinisches M. op. 100, 1966), E. L. Leitner (M. für Sopran u. Orgel 1986) oder A. F. Kropfreiter (Marienkroner M. für Orgel 1987).
NGroveD 15 (2001); MGG 5 (1996); Riemann 1967; P.-G. Nohl, Lat. Kirchenmusiktexte 1996; G. Gruber, Beiträge zur Gesch. und Kompositionstechnik des Parodiemagnificat in der 2. Hälfte des 16. Jh.s, Diss. Graz 1964 (Ausg. in DTÖ 133 [1981]); G. Gruber in KmJb 51 (1967); BrucknerH 1996; MGÖ 1 (1995).