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LutzLutztrue (auch Luz), Joseph
* --1789/91 Schandau/D oder Schandau/Böhmen (Chlístovice-Žandov/CZ) oder Wien, † 1872-03-099.3.1872Wien. Schauspieler und Theaterdirektor. Über seine Jugend ist nichts bekannt. Zum ersten Mal erwähnt in Karlsbad als Schauspieler und Kassier der Theatergesellschaft (Wandertruppen) von Theresia Schantroch, deren Tochter er am 15.9.1828 heiratete. Noch im selben Jahr übernahm L. nach dem Tod von Th. Schantroch die Theatergesellschaft. Das geerbte Repertoire von Opernwerken und Stücken der Wiener Lokalposse passte er im Laufe der Jahre an die aktuelle Besetzung des Ensembles (ca. 30 Mitglieder) an; er selbst spielte Charakterrollen und führte Regie. Das Opernrepertoire seiner Truppe umfasste u. a. Opern von C. Kreutzer, G. Rossini, Ga. Donizetti, W. A. Mozart und C. M. v. Weber. 1828–49 spielte L. vorwiegend in Karlsbad und zwar in der Sommersaison. 1841 präsentierte er hier eine französische Vaudeville-Gesellschaft, 1842 die Wiener Truppe Johann Fenzls; gemeinsam mit J. Labitzky und dem Musikverein organisierte er Kurkonzerte (Kur- und Sommerfrische) und auch Aufführungen von Oratorien: u. a. 1841 L. v. Beethovens Christus am Ölberge, 1842 J. Haydns Die Jahreszeiten, 1846 Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus mit 400 Mitwirkenden. In den Wintermonaten spielte er in anderen Städten, so 1831 in Pilsen, 1832–34, 1838/39 und 1843–45 in Reichenberg, 1835–39 in Budweis. Einzelne Gastpiele sind auch in Bamberg/D und Nürnberg/D belegt. 1839–42 war er Leiter des Stadttheaters in Klagenfurt, wobei er daneben die Theatertätigkeit in Karlsbad weiterführen musste. Das Orchester, das L. nach Klagenfurt mitbrachte, stammte aus Teplitz, wo im September die Sommersaison zu Ende ging, im Frühjahr wirkte die lokale Militärmusikkapelle mit. Etwa bis 1841 unterhielt L. sowohl ein Schauspiel- als auch ein Opernensemble. In Karlsbad konnte er nach 1835 auf die Dienste des neu gegründeten Kurorchesters unter J. Labitzky, manchmal auch auf die des Kurorchesters aus Teplitz zurückgreifen. Später musste er aus finanziellen Gründen das Opernrepertoire einschränken. Nach 1842 war er in Budweis tätig, wo er bis 1854 nachweisbar ist; 1843 hatte er auch das Theater in Reichenberg gepachtet. 1842–46 spielte er im Winter in Marburg an der Drau, im November/Dezember 1844 auf Einladung von J. A. Stöger in Prag am Theater in der Rosengasse (ohne nennenswerten Erfolg). 1845–50 gastierte L. u. a. in Pilsen, Eger (Cheb/CZ) und Leitmeritz. 1848/49 ließ L. eine Sommerarena in Karlsbad erbauen, womit er sich verschuldete. 1852–55? wirkte er wieder in Marburg, teilweise auch in Laibach. 1858 kehrte er nach Karlsbad zurück und leitete das Theater gemeinsam mit Friedrich W. Ziegler. 1860 suchte er ohne Erfolg um die selbständige Pacht des Theaters an und ging daraufhin nach Wien bzw. Wiener Neustadt.

Dem Ensemble von L. gehörte eine zeitlang auch sein Bruder Anton (* 1798? [Ort?], † 22.2.1849 Eger) als Schauspieler, vorwiegend im komischen Fach, an. J. L.’ Tochter Anna (* 1834? [Ort?], † 30.4.1854 Marburg an der Drau) war ebenfalls Schauspielerin.


Literatur
J. Ludvová et al., Hudební divadlo v českých zemích. Osobnosti 19. století 2006 [inkl. sämtlicher dort genannter Lit. und Quellen]; O. Rudan, Das ständische Theater in Klagenfurt 1810–1868, 1973; O. Rudan, Die Schauspieler und Sänger am ständischen Theater in Klagenfurt 1810–1868, 1973; M. Leyrer, Das Klagenfurter Stadttheater zur Biedermeierzeit, Diss. Wien 1966 [Karl L.!]; K. K. priv. Prager Ztg. 13.12.1833; Der Humorist 18.3.1837, 132; 17.6.1837, 396; 17.11.1837, 191; 13.6.1838, 376; 19.9.1838, 599; 6.2.1839, 103; 7.2.1839, 107; 6.6.1839, 447; 24.7.1839, 583; 18.9.1839, 742; 18.10.1839, 834; 4.12.1839, 969f; 26.11.1840, 973; 16.4.1842, 307; 13.5.1842, 387; 13.10.1842, 824; 18.10.1842, 811; 8.6.1844, 552; 30.5.1845, 516; 20.4.1846, 384; 17.6.1846, 584; 23.4.1852, 395; 24.2.1853, 177ff; Bohemia 9.6.1840, 25.9.1840, 13.10.1840, 2.1.1841, 6.6.1841, 13.1.1843, 5.1.1844, 26.1.1844, 9.2.1844, 9.4.1844, 3., 8., 13. und 16.12.1844, 28.2.1845, 4.6.1858; Egerer Anzeiger 3.1.1849, 6.1.1849, 10.2.1849, 4.4.1849, 12.5.1849; Wr. Ztg. 26.8.1853, 22.10.1859; Morgen-Post [Wien] 12.3.1872; MGÖ 2 (1995), WStLA (TBP 1872).

Autor*innen
Vlasta Reittererová
Jitka Ludvová
Letzte inhaltliche Änderung
18.2.2014
Empfohlene Zitierweise
Vlasta Reittererová/Jitka Ludvová, Art. „Lutz (auch Luz), Joseph“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.2.2014, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00021e0c
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x00021e0c
GND
Lutz(auch Luz), Joseph: 1037709454
OBV
Weiterführende Literatur
GND
LutzAnton: 1077668147
OBV
Weiterführende Literatur
GND
LutzAnna: 1077668325
OBV
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