Das Musikleben der L. wurde in erster Linie von Mailand dominiert, das sich spätestens seit dem 13. Jh. als politisches und kulturelles Zentrum etablierte, wobei insbesondere die Städte Como, Pavia und Cremona in enger Verbindung mit Mailand standen.
Cremona entwickelte sich ab dem 16. Jh. zu einem Zentrum des Saiteninstrumentenbaus (Andrea und Nicolò Amati, Andrea Stradivari, Andrea Guarnieri). Musikalisches Zentrum war bis ins 18. Jh. die Domkapelle, an der u. a. 1570–94 M.’ A. Ingegneri als Sänger, dann als Domkapellmeister wirkte.
Eine eigenständigere Entwicklung weisen die bis Ende des 18. Jh.s unter venezianischem Einfluss stehenden Städte Brescia und Bergamo sowie das bis 1631 von den Gonzaga beherrschte Mantua auf. Brescia, ursprünglich Teil der lombardischen Liga, im 14./15. Jh. von den Visconti, dann den Malatesta regiert, stand auch zur Zeit der venezianischen Herrschaft (1428–1797) in enger Beziehung mit Mailand. Musikalischer Mittelpunkt war die Domkapelle, an der u. a. C. Merulo Kapellmeister war. Bereits im 15. Jh. wurde Brescia ein bedeutendes Zentrum für Instrumentenbau, was sich wiederum befruchtend auf die Instrumentalmusikpflege auswirkte. Im Orgelbau war die Orgelbauer- und Organistendynastie Antegnati lange Zeit in der L. führend. Auf dem Gebiet der Saiteninstrumente brachte Brescia im 16. Jh. eine bedeutende Lautenmacherschule hervor und gilt als Wiege des modernen Geigenbaus mit Gasparo da Salò als deren bedeutendstem Vertreter. Bergamo stand seit 1329 unter Herrschaft der Visconti, ab 1430 unter venezianischer Herrschaft. Musikalisches Zentrum war lange Zeit die Kapelle der Basilika Santa Maria Maggiore, der auch eine MSch. angeschlossen war und die u. a. von Franchino Gaffurio und P. A. Ziani geleitet wurde. Nach dem Vorbild Brescias brachte die Stadt bedeutende Orgelbauerdynastien (Bossi seit 1635, seit dem 18. Jh. Serassi) hervor. Die Etablierung eines regelmäßigen Theaterbetriebs erfolgte erst verhältnismäßig spät (1786 erstes öffentliches Theater). Einen wichtigen Impuls auf diesem Gebiet erhielt Bergamo v. a. durch das Wirken des gebürtigen Bayern Johann Simon Mayr (1763–1845), der bereits vor seiner Bestellung zum Domkapellmeister (1802–45) Erfolge als Opernkomponist in Venedig und Mailand gefeiert hatte und eine Schlüsselfigur in der Rezeption von Werken der Wiener Klassik darstellte. Mayr initiierte 1805 die Einrichtung des ersten Konservatoriums der L. (Lezioni caritatevoli di musica), wo er u. a. Lehrer von G. Donizetti und B. Merelli war, sowie die Gründung der Unione filarmonica und der Società del Quartetto zur Verbreitung von Instrumentalmusik. Sein ebenfalls aus Bergamo stammender Enkelschüler M. Salvi war 1861–67 Direktor der Hofoper in Wien. Die Geschichte von Mantua war ab dem 14. Jh. durch seine unabhängige politische Entwicklung geprägt: 1328–1708 von den Gonzaga regiert (seit 1530 Herzogtum), kam es danach bis 1859 unter österreichische Herrschaft. Zu einer Hochblüte gelangte die herzogliche Kapelle im 16. und 17. Jh., mit dem Wirken von Claudio Monteverdi (ab 1589) wurde Mantua ein Zentrum des Musiktheaters in der sonst aufgrund der Gegenreformation eher theaterfeindlichen L.
Die zeitweise Verflechtung der lombardischen Geschichte mit der österreichischen sowie die zahlreichen dynastischen Beziehungen führten auch auf musikalischem Gebiet zu teilweise engen Wechselwirkungen. Bei der Italianisierung der Hofmusikkapelle ab dem 17. Jh. wurden auch lombardische Musiker nach Wien berufen, wobei hier Mantua eine herausragende Bedeutung zukommt, v. a. durch die Heirat Ferdinands II. mit Eleonora (I.) v. Gonzaga (1622) sowie Ferdinands III. mit Eleonora (II.) v. Gonzaga (1651), was sich wiederum befruchtend auf die Wiener Opern- und Oratorienpflege auswirkte. Unter den zahlreichen Musikern, die aus Mantua nach Wien gelangten, waren u. a. A. Caldara, G. B. Buonamente und M.’A. Ziani. Zu den in Wien tätigen Vertretern der lombardischen Organistenschule zählen G. G. Arrigoni sowie die Brescianer G. B. Pederzuoli und F. Turini. In Salzburg wirkte kurze Zeit (1590/91) der aus Cremona stammende T. Massaini, um dann 1600–08 als Domkapellmeister nach Lodi zurückzukehren. Die aus Mantua angereisten Sänger F. Rasi und F. Compagnolo waren an der Rezeption der Oper in Salzburg maßgeblich beteiligt. An der Innsbrucker Hofkapelle wirkten im 16. Jh. insbesondere die Mailänder Orfeo de Cornay und P. M. de Losy sowie T. Massaini.
Das 18. Jh. brachte in der L. mit der Gründung erster öffentlicher Theater in den Provinzstädten Brescia (1664), Pavia (1701), Como (1712), Mantua (1732), Cremona (1745) u. a. einen Aufschwung des Theaterwesens und eine Blüte der Instrumentalmusik, insbesondere durch das Wirken von G. B. Sammartini in Mailand. Seit dem 19. Jh. wurde das kulturelle Leben der RegionL., begünstigt durch die politische Konstellation, von der Hauptstadt Mailand dominiert. Nach Mailänder Vorbild wurden in den größeren Provinzhauptstädten Konservatorien eingerichtet, formierten sich Gesellschaften zur Förderung von Aufführungen von Instrumentalmusik wie etwa die 1816 mit einer Aufführung von J. Haydns Schöpfung gegründete Società Filarmonica in Cremona oder die 1822 von J. S. Mayr gegründete Unione filarmonica in Bergamo.
Zu den bedeutendsten Musikarchiven der L. außerhalb von Mailand gehören in Bergamo das Museo Donizettiano und die Biblioteca Civica Angelo Mai (Nachlass J. S. Mayrs). Cremona beherbergt neben Instrumentensammlungen (Museo Stradivariano, Palazzo Comunale) seit 1955 auch die Scuola di Paleografia e Filologia Musicale (Univ. Pavia).
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