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Litanei
Ursprünglich liturgische Bezeichnung der Prozessionen zu den Bitttagen (an den drei Wochentagen vor dem Fest Christi Himmelfahrt) und am Markustag (25. April), wurde aber im Lauf der Zeit meist in einer engeren Bedeutung für bestimmte liturgische Wechselgebete gebraucht, die an die Heilige Dreifaltigkeit und an die Heiligen gerichtet werden. Vom apostolischen Stuhl approbiert sind unter diesen nur die Allerheiligen-L., die Lauretanische L. zu Ehren der Hl. Maria und die L. vom heiligsten Namen Jesu. Zahlreiche andere L.en (mit bischöflichen Approbationen) dienen dem außerliturgischen und privaten Gebrauch. Die bereits in der Liturgie der apostolischen Constitutionen feststehende Formel „Kyrie eleison“ erscheint in den L.en abwechselnd mit „Christe eleison“ als Einleitung und Schluss der Anrufungen. Diese Formeln waren schon sehr früh dem Volk zur responsorialen Ausführung zugewiesen. Neben das Kyrieleis traten mit dem ausgehenden Mittelalter auch deutsche L.-Responsorien wie „bitte bei Gott für uns“ u. a. Mit ihren melodisch einfachen Rezitationsformeln und den immer gleichen Responsorien gehören die L.en zu den mittelalterlichen Rufen. In manchen Quellen werden jedoch auch die jüngeren Ruflieder, selbst wenn sie strophisch gebaut sind und durchgestaltete Melodien haben, als L.en bezeichnet. Sie finden sich in zahlreichen Drucken und Handschriften geistlichen Liedgutes. Gelegentlich wird dafür der Ausdruck „L.-Lieder“ verwendet. Volkssprachliche gesungene Versionen der L.en im engeren Sinn haben sich in Österreich, besonders in Ostösterreich, bei Wallfahrten und Prozessionen und anderen Anlässen der Volksfrömmigkeit erhalten. Sie wurden in Niederösterreich Mitte des 19. Jh.s von Dechant J. Gabler nach dem Gesang der Vorbeter (und zum Gebrauch durch dieselben) aufgezeichnet und konnten von der neueren Volksliedforschung auch durch Tonaufnahmen festgehalten werden.
Literatur
J. Hergenröther/F. Kaulen, Wetzer und Weltes Kirchenlex. 2 (1883) [Bittage, Bittwoche; Bittgänge], 7 (1891) [Kyrie eleison, Litanei]; G. R. Schroubek in Hb. des Volksliedes 1 (1973); N. Wallner, Dt. Marienlieder der Enneberger Ladiner (Südtirol) 1970; S. Ortner, Das Innsbrucker Catholisch Gesangbuechlein von 1588, Diss. Innsbruck 2002; J. Gabler, Katholisches Wallfahrtsbuch 1854; N. Beuttner, Catholisch Gesang-Buch 1602 (Faks. 1968); D. G. Corner, Geistliche Nachtigall 1674; A. Hofer (Hg.), Geistliche Lieder aus Niederösterreich für den Gottesdienst 1983.

Autor*innen
Gerlinde Haid
Letzte inhaltliche Änderung
14.3.2004
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid, Art. „Litanei“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.3.2004, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d7c8
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