Liedbegleitung
„Begleiten“ („Accompagnieren“) eines Sängers auf bzw. mit einem
Instrument; ist im allgemeinen Bewusstsein trotz einer langen und stilistisch
differenzierten Geschichte an das im späten 18. Jh. entwickelte
Klavierlied gebunden. Dennoch muss etwa
bereits das Begleiten von mittelalterlichen
Spielmanns- oder
Minneliedern auf Fidel, Rebec,
Harfe, Leier oder
Drehleier als
L. angesprochen werden. Bei der Ausführung
war hier allerdings das improvisatorische Moment größer als das des reinen „Begleitens“,
da die „Begleitstimme(n)“ nicht notiert war(en), sondern durch heterophone oder gar
polyphone Umspielungen bzw.
Verzierungen gewonnen wurden (
Lied). Beim
Begleiten von (mehrstimmig notierten, aber oft solistisch dargebotenen)
Gesellschaftsliedern von
Renaissance und Frühbarock (
Barock) durch ein Akkordinstrument (im Sinne
des Intabulierens,
Tabulatur) war
wegen der üblichen Verzierungspraxis ebenfalls kompositorische Kompetenz gefordert – wie
auch noch beim
generalbassbegleiteten Lied des 17. und 18. Jh.s; die „manierliche“
(kunstvolle, verzierte, durch die Einführung von freien Gegenstimmen erweiterte)
Ausführung des Basso continuo wurde in einem hohen Maße als ein „aus dem Stegreif
Komponieren“ angesehen. Das galt bis zu einem gewissen Grad auch noch für die Begleitung
von Strophenliedern, die bis weit ins 19. Jh. hinein zwar immer auf der Basis der
notierten „Begleitung“, aber je Affekt der Strophe mehr oder weniger variiert
stattzufinden hatte; dementsprechend waren nicht selten die Komponisten selbst (wie z.
B.
Fr. Schubert für
J. M. Vogl) bevorzugte
Liedbegleiter. Doch auch später nahmen – neben den bedeutenden Konzertpianisten sowie
Korrepetitoren und Opernkapellmeistern – Komponisten wie
J. Brahms (von Julius Stockhausen),
H. Wolf,
G. Mahler,
A. Zemlinsky, später
J. Marx,
M. Rubin oder
R. Schollum durchaus oft diese
Funktion wahr.
Als eigenständige Disziplin existiert die „L.“ an den
österreichischen Hochschulen für
Musik und darstellende Kunst erst relativ kurz; zunächst waren die Fächer
„Klavierbegleitung“ oder „Solokorrepetition“ für mehrere Bereiche zuständig. In
Wien traten aber Prof.en für das
Fach „Lied und Oratorium“ wie K.
Pilss (1960–67), K.
Schmidek (1955–84) oder E.
Werba (1949–92) auch als Liedbegleiter hervor. 1958/59 lehrte erstmals
Franz Holetschek „Klavier-Vokal- und Instrumentalbegleitung“, ehe R. Schollum (1959–83)
als erster spezieller Prof. für „Vokalbegleitung“ fungierte; ihm folgten R. Ortner (1983–91), Norman Shetler
(1991–95) und David Lutz (seit 1994). – An der Kunstuniv.
Graz nahm Gerhard Zeller ab 1976
eine Professur für „Lied- und Instrumentenbegleitung“ wahr, die von ihm geleitete
Studienrichtung „Klavier-Vokalbegleitung“ existiert seit 1986/87. – Am Salzburger
„Mozarteum“ leitete der Pianist P.
Schilhawsky 1958–89 eine Klasse für „Liedinterpretation und Oratorium“;
„Klavierkammermusik, Vokal- und Instrumentalbegleitung“ unterrichteten dann Erika
Frieser (1984–90) und Raimund See (1987–90), nach der Teilung der Bereiche hatten E.
Frieser (1990–95), R. See (1990–94), Mitsuko Shirai-Höll (1994–98) und Hartmut Höll
(seit 1998) Professuren für „Klavier-Vokalbegleitung“ inne.
Mitt. Archive der MUniv.en Wien und Graz; Studienführer der Salzburger
MUniv. „Mozarteum“.
14.3.2004
Hartmut Krones,
Art. „Liedbegleitung“,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
14.3.2004, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d793
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