Friedrich: * ca. 1723 Forchheim/D, † 13.12.1796 Alsergrund (Wien IX). Er lebte bereits 1755 bei seiner Verehelichung in Wien bzw. seinen Vororten. Als Berufsangabe erscheint zunächst Arbeiter (Trauung), 1756–72 wird er als Musiker bzw. Geiger bezeichnet; 1764 erscheint er erstmals auch als Instrumentenmacher. 1768 erhielt L. seitens der niederösterreichischen Landesregierung ein Schutzdekret zur Herstellung verschiedener Holzblasinstrumente, 1777/78 lieferte er bereits Instrumente an die Hoftheater. Die wenigen weiteren Informationen über in ergeben sich hauptsächlich aus einer Notiz in der Wiener Zeitung vom 25.2.1789. Demnach hätte er seit mehr als 30 Jahren sämtliche Holzblasinstrumente hergestellt und könne sie auch selbst spielen. Er bot 17 verschiedene Instrumente in unterschiedlicher Ausführung an, wobei ein von ihm erfundenes Bassetthorn (Klarinette) in Dis oder G hervorzuheben ist. Bei Bestellungen von auswärts ersuchte er um Angabe, ob das Instrument im „Wienerton, Kammerton, oder gar [in] französische[r] Stimmung“ stehen soll.
L.s Tochter Katharina starb 1789 im Alter von 25 Jahren. Er selbst starb am „Schlagfluß“, wohnhaft im eigenen Haus, dem sog. „Flautenmacherhaus“, in der Alservorstadt Nr. 35 (Laudongasse 3). Aus der Verlassenschaftsabhandlung geht hervor, dass er Witwer war und einen Sohn hatte. Er hinterließ weder ein Testament noch ein Vermögen; der Sohn Martin gab an, er habe den Vater „durch mehrere Jahre als schlaghaft ernähren, einen eigenen Dienstboten zur Bedienung halten, und am Ende ihm aus Eigenem begraben lassen müssen.“
Sein Sohn Martin: * 21.4.1766 Wien, † 22.8.1836 Alsergrund. Er lernte vermutlich bei seinem Vater den Instrumentenbau, konnte aber auch alle Holzblasinstrumente spielen. Den Bürgereid leistete er am 9.10.1788 und nach dem Tod seines Vaters übernahm er dessen Werkstätte. In der Wiener Zeitung vom 25.2.1789 ist erwähnt, dass er ein Bassinstrument mit dem Namen Serpent erfunden habe. Tatsächlich ist dieses Instrument bereits bei Marin Mersenne 1636 und A. Kircher 1650 erwähnt. L. kann es also bestenfalls in Wien erstmals bekannt gemacht haben. 1799 bewarb er sich zusammen mit R. Griesbacher um die Stelle eines Hofinstrumentenmachers, die seit dem Tod von J. Baur vakant war. 1800 wurde den beiden die Stelle mit „Verzicht auf Besoldung und Hoflieferung gnädigst gewährt“. Daraus ist ersichtlich, dass es sich damals bereits um einen reinen Ehrentitel gehandelt hat. Ab 1801 ist L. in den Wiener Steuerbüchern zu finden und ab 1813 war er Vorsteher der Blasinstrumentenmacher, wobei das Gremium damals 9 Mitmeister umfasste. L. legte sein Gewerbe 1823 zurück.
Er war verheiratet mit Katharina Hackel (1767–23.6.1832) und hatte zahlreiche Kinder: Theresia (* 1791), Anna Maria (1793 –7.10.1800), Catharina (* 1794), Josepha (1799–28.5.1801), Anna (* 1802) und Franz (1804–13.9.1805). L. starb in seinem Haus an Schlagfluss. Aus seiner Verlassenschaftsabhandlung geht hervor, dass er „des äußeren Raths Mitglied und k. k. Armenvater“ war. Dies entsprach einer mittleren Funktion im Rat des Wiener Magistrats und im Fürsorgewesen. Es war kein Testament vorhanden und die drei Töchter erbten das Vermögen, das im Wesentlichen aus dem Haus in der Alserstraße und einer Haushälfte in Breitenbrunn/Bl bestand. Das Gesamtvermögen betrug 13.723 fl. Dem standen Passiva in Höhe von 12.442 fl gegenüber. Werkstätteninventar war nicht mehr vorhanden.
L. fertigte alle Arten von Holzblasinstrumenten in guter Qualität. Young listet insgesamt 16 erhaltene Instrumente auf, wobei die Oboen zahlenmäßig überwiegen. Für eine Geschäftsverbindung mit R. Griesbacher konnte kein Beleg gefunden werden.
R. Steblin in Journal of the American Musical Instrument Society 34 (2008); H. Strebel, Anton Stadler: Wirken u. Lebensumfeld des „Mozart-Klarinettisten“ 2016; Dullat 2010; H. Haupt, Wr. Instrumentenbau um 1800 , Diss. Wien 1952, 130, Anh. 62; Hopfner 1999; W. Jansen, The Bassoon. Its History, Construction, Makers, Players and Music 1 (1978), 429; R. Maunder in The Galpin Society Journal 51 (Juli 1998), 183–185; Ottner 1977; M. Nagy in Alta Musica 7 (1984), 30f; W. Waterhouse, The New Langwill Index 1993; Ph. T. Young, 4900 Historical Woodwind Instruments. An Inventory of 200 Makers in International Collections 1993; Sterbebuch 1792–1800 der Pfarre Alservorstadt (Wien VIII), fol. 139; Sterbebuch 1836–44 der Pfarre Alservorstadt, fol. 13. – Archivalien (WStLA): Unbehaustes Catastrum 1801–1812; Fasz. 2, 3797/1796 (Verlassenschaftsabhandlung F. L.); Konskriptionsbogen Alserstadt 45; TBP 22.8.1836; Fasz. 2, 2111/1836 (Verlassenschaftsabhandlung M. L.).
Christian Fastl