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Lakatos Lakatos true (verh. Nikolić, Nikolić-L.), Ruža
* 1945-03-066.3.1945 Pápa/H, † 2022-05-044.5.2022 Wien. Roma-Sängerin. L. wuchs in einer Familie mit vier Geschwistern auf. Ihr Vater war von Beruf Pferdezüchter. Die Familie L. gehört zur Romagruppe der Lovara, deren wesentlichste musikalische Ausdrucksform im Singen liegt. Musik hatte einen hohen Stellenwert. Schon früh wurde L. in die informellen musikalischen Aktivitäten eingebunden, und ihr musikalisches Talent wurde in der Familie geschätzt und gefördert. Sie lernte die traditionellen Lieder der Lovara bei familiären Zusammenkünften und Festen. Im Zuge des Ungarnaufstandes 1956 flüchtete die Familie nach Österreich und musste alle Besitztümer zurücklassen. Die Familie lebte nach Aufenthalten in verschiedenen Flüchtlingslagern in einer Wohnwagensiedlung am Wiener Ringelseeplatz in Floridsdorf (Wien XXI), wo mehrere Romafamilien untergebracht waren. Mit 17 Jahren lernte sie ihren späteren Mann M. Nikolić kennen, der mit seiner Familie im benachbarten Wohnwagen wohnte. Bis Ende der 1980er Jahre wurde Romamusik in Österreich weder in der Öffentlichkeit noch in der Forschung thematisiert. Durch die beginnende Selbstorganisation der Roma/Romnja mit der ersten Vereinsgründung 1989 entstand ein kultureller Öffnungsprozess, und auch die Lieder der Lovara wurden in die Öffentlichkeit getragen. L. war die Protagonistin dieser Gattung. Ab 1990 trat sie regelmäßig in verschiedenen Zusammenhängen mit ihrem Mann auf, mit dem sie in einem kreativen gemeinsamen Prozess auch viele neue Lieder schrieb. In den späten 1990er Jahren formierte sich das Familienensemble Ruzsa Nikolić-Lakatos & The Gypsy Family. Neben neu arrangierten Versionen traditioneller Lieder (sog. langsame Lieder, loke gila) produzierte die Gruppe auch viele tanzbare neue Lieder (neve gila). Das Ensemble trat sehr erfolgreich im In- und Ausland auf. Der frühe Tod von Sohn Sascha 2004 und der Tod von Ehemann Mišo 2007 bildeten eine Zäsur im Leben der Sängerin sowie in der Entwicklung des Ensembles. Im Jahr 2011 wurden die Lieder der Lovara auf Antrag von L. in das UNESCO-Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Aufgrund ihrer vielfältigen öffentlichen Aktivitäten galt sie als „Botschafterin der Romakultur“. Nach ihrem Tod im Jahr 2022 begann am Music and Minorities Research Center (MMRC) der MUniv. Wien die Aufbereitung ihres musikalischen Erbes in der digitalen Ausstellung Ružake gila – Ružas Lieder – Ruža‘s songs.
Ehrungen
Verdienstkreuz des Landes Burgenland 2012.
Tondokumente
TD: Romane gila. Lieder und Tänze der Roma in Österreich. Kassette mit Begleitbuch, hg. v. U. Hemetek u. a. 1992; Amare gila – Unsere Lieder – Our Songs. Ruža Nikolić-Lakatos et al., eine Dokumentation der Lovaraliedkultur in Österreich, CD mit Begleitbuch, hg. v. U. Hemetek 1997.
Literatur
U. Hemetek et al., Ružake gila (Ružas Lieder): Aufarbeitung des musikalischen Erbes der Roma-Sängerin Ruža Nikolić-Lakatos als digitale Ausstellung 2024 (https://doi.org/10.21939/23dv-v776).

Autor*innen
Ursula Hemetek
Letzte inhaltliche Änderung
8.5.2025
Empfohlene Zitierweise
Ursula Hemetek, Art. „Lakatos (verh. Nikolić, Nikolić-L.), Ruža“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 8.5.2025, abgerufen am ), https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_L/Lakatos_Ruza.xml
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
© 1991 Gerhard Maurer
© 1991 Gerhard Maurer

GND
Lakatos (verh. Nikolić, Nikolić-L.), Ruža: 1139404660
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