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Kulturmanagement
Nach ital. „maneggiare“ (= handhaben, bewerkstelligen), verantwortliches und zielorientiertes Planen, Entscheiden und Handeln in Sachen Kultur. Die Funktionen eines Managers haben sich in der Industriegesellschaft des 19. Jh.s, als die Arbeitsvorgänge so unterschiedlich wurden, dass eine Koordination notwendig wurde, entwickelt (Musikindustrie).

In der 2. Hälfte des 20. Jh.s wurde das Kultur- und Kunstleben zunehmend professioneller gesehen. Der Ruf nach den Kriterien der Wirtschaft wurde in allen Bereichen des Kunstbetriebes laut. Seither ist K. planvolles öffentliches ökonomisch orientiertes Handeln, das sich auf künstlerische Inhalte oder kulturelle Ziele bezieht, auf die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft gerichtet ist und seine Ergebnisse in den Dienst der Allgemeinheit stellt. Diese Definition verschleiert, dass im letzten Drittel des 20. Jh.s K. zu einem Modestudium an Univ.en, von postgradualen Lehrgängen bis zur offiziellen Managerausbildung MBA (Master of Business Affairs) wurde. Dem Begriff Kultur wurden Regeln aus dem Bereich der Wirtschaft übergestülpt und die allgemeine Haltung ist, dass man damit ein Kulturleben managen könne. Verloren geht dabei die wichtige andere Seite des Begriffes: K. als auf Zukunft ausgerichtete Gestaltung.

Die Fülle des Lehrangebotes, die im krassen Gegensatz zur Realität der beruflichen Möglichkeiten steht, bedingt zur Zeit (2003) auf diesem Gebiet die Heranbildung von zu vielen Kulturmanagern, die es schwer haben, sich in den Arbeitsprozess einzugliedern. Verstärkt wird dieser Trend durch die Tatsache, dass große Industrie- und Handelsfirmen die Notwendigkeit von Kulturmanagern in ihren Betrieben einsehen und danach handeln, dass aber die Mehrheit der kleineren Betriebe mit diesem Berufsbild noch zu wenig anfangen kann. Der Managementeuphorie im Kulturbereich steht die Realität mangelnden Einsatzes gegenüber.

Das liegt in der ungenauen Definition des Begriffes Kultur. Unsere Gesellschaft kennt Trendwörter, die durch mediale Vermittlung sehr rasch trivial werden (z. B. „Kreativität“, „kulturell“, „Event“). Unter „Kultur“ wird in diesem Zusammenhang meist eine Sonderform von Kunst verstanden und es scheint, als wollte man sich mit diesem Überbegriff aus der Affäre der exakten Beurteilung von Kunst ziehen. So gibt es im heutigen Sprachgebrauch keine „Kunstverwaltung“, sondern eine „Kulturverwaltung“ und kaum den Begriff des „Kunstbetriebes“, als vielmehr den des „Kulturbetriebes“.

Grundsätzlich gibt es in den verschiedensten Berufen einen hohen Bedarf an diesbezüglich ausgebildeten Managern. KulturmanagerInnen konzipieren, organisieren, und realisieren Kunst und Kulturprojekte, sie leiten, betreuen oder beraten private und öffentliche Kunst- und Kulturinstitutionen wie Opernhäuser, Theater, Chöre, Festivals, Konzertagenturen, Messe- und Kongressgesellschaften, Kultusämter u. a. m.

Sie sind MitarbeiterInnen in Kulturredaktionen der verschiedenen Medien, sie arbeiten bei der Kulturförderung mit und sie sind Kommunikatoren zwischen Wirtschaft, den verschiedenen Kulturbereichen und der Kunst im besonderen Fall.

Einsatzmöglichkeiten für K. gibt es also zahlreiche. Dem steht gegenüber, dass die Ausbildungskriterien zum K. sich an den Kriterien des allgemeinen Managements anlehnen. Die Bereiche sind grundsätzlich Controlling, Betriebswirtschaftslehre, Vertragswesen und somit das Handwerk, aber nicht die entscheidende Essenz eines Kulturmanagers. Die aktuelle Form der Vermittlung von K. ist hauptsächlich mit dem englischen Begriff „civilisation“ oder „event management“ zu definieren. Zu diesem grundsätzlichen Handwerk eines Managers müssen, um dem Begriff des K.s gerecht zu werden, grundlegende Angebote in den Kunstwissenschaften sowie Medienmanagement hinzukommen.


Literatur
H. Rauhe/Ch. Demmer (Hg.), Kulturmanagement, Theorie und Praxis einer professionellen Kunst 1994; W. Staehle, Management, eine verhaltenswissenschaftliche Perspektive 1990; A. Bruce/K. Langdon, Projektmanagement 2001; P. Watzlawick et al., Menschliche Kommunikation, Formen, Störungen, Paradoxien 51980; H. Bonfadelli, Medienwirkungsforschung 2 (2000); F. M. Bogner, Das neue PR-Denken: Strategien, Konzepte, Aktivitäten 1999; J. Stone Gonzalez, The 21stCentury Intranet 1998; Sh. Holtz, Public Relations on the net: winning strategies to inform and influence the media, the investment community, the government, the public, and more! 1999; Ch. Mikunda, Der verbotene Ort oder Die inszenierte Verführung. Unwiderstehliches Marketing durch strategische Dramaturgie 1996; L. Kapfer, Das Gamma-Modell: Ganzheitliches Marketing Managementmodell 1992; P. Köppl, Public Affairs Management: Strategien und Taktiken erfolgreicher Unternehmenskommunikation 2000.

Autor*innen
Wolfgang Winkler
Letzte inhaltliche Änderung
14.3.2004
Empfohlene Zitierweise
Wolfgang Winkler, Art. „Kulturmanagement‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.3.2004, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00034554
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