Gesellschaftsmedaile des Konservatoriums der GdM 1859.
NGroveD 13 (2001); K-R 1997 u. 2002; ÖBL 4 (1969); Riemann 1959; Neue Wr. Musik-Ztg. 14.4.1859, 58, 28.7.1859, 119; Taufbuch der Alservorstadtpfarre (Wien VIII) 1840–41, fol. 47; eigene Recherchen (Jahrbücher des Konservatoriums der GdM; www.anno.onb.ac.at).
Deren Nichten
Helene: * 23.5.1873 Schloss Plaß, Böhmen (Plasy/CZ), † 9.9.1951 Wien. Tänzerin. Ab 1886 an der Wiener Hofoper im Ballettcorps tätig, seit 1897 als Solotänzerin, 1902 bis zu ihrer Pensionierung 1918 als Mimikerin. Heiratete am 18.2.1920 den Sänger F. Schrödter. 1920 übernahm sie die Tanzschule ihres Kollegen Voitus van Hamme im Gebäude des Musikvereins (s. Abb.).
Raab 1994; Die Bühne 4/163 (1927), 59.
Clementine (Clemy, verh. Chmel): * 25.4.1877 Wien, † 18.4.1938 Prag. Tänzerin, Sängerin. Im Alter von sechs Jahren Beginn der Ballettausbildung in der Ballettschule der Wiener Hofoper. 1888 im Alter von 11 Jahren als Elevin im Ballett der Wiener Hofoper, 1890–92 Mitglied des Corps, seit 1891 Mimikerin. Nach der Geburt ihres Sohnes Clemens begann sie eine Karriere als Schauspielerin (Sprechausbildung bei Bernhard Baumeister), 1894 Engagements in Pilsen, Olmütz und Troppau, 1895 am Berliner Lessingtheater. Danach Ausbildung zur Sängerin bei R. Papier in Wien. Es folgten Gastspiele in Olmütz (1903), Hermannstadt (Sibiu/RO), Köln/D, Pressburg. 1906-08 Engagement in Graz (v. a. Rich. Wagner-Partien), danach bis 1913 an der Volksoper Wien v. a. als Spielleiterin eingesetzt. Nach ihrer Heirat 1914 mit dem Opernsänger Otakar Chmel (* 15.2.1879 Ritschan/Böhmen [Říčany/CZ], † 24.6.1957 Prag) übersiedelte sie nach Prag, wo sie als Gesangspädagogin tätig war.
Raab 1994; ÖBL 4 (1968); V. Junk, Hb. des Tanzes 1930; Taufbuch der Pfarre St. Florian (Matzleinsdorf, Wien V) 1876–77, fol. 302; eigene Recherchen (Bühnen-Jb.er).
Deren Sohn
Clemens Heinrich: * 31.3.1893 Wien, † 16.5.1954 Mexico-City. Dirigent. Sein Vater (im Taufbuch nicht verzeichnet) war nach Angaben von Cl. Krauss der Gutsbesitzer und bekannte Rennreiter Hector von Baltazzi (* 21.9.1851 Konstantinopel [Istanbul/TR], † 2.1.1916 Wien), langjähriger Begleiter von Kaiserin Elisabeth und dem Prince of Wales, ein Onkel von Baronesse Marie Vetsera. Aufgewachsen bei seinen Großeltern mütterlicherseits, wurde er 1901 Mitglied der Wiener Sängerknaben und studierte ab 1907 am Konservatorium der GdM Klavier (Vorbildung) bei Joseph Saphier, danach bis 1912 bei H. Reinhold an der MAkad. (Reifeprüfung am 29.5.1912 mit Note „Eins“ abgelegt) sowie 1911/12 Kontrapunkt bei R. Heuberger. Bereits ab 1913 wirkte er als Opernkapellmeister, zunächst in Brünn, Riga und Nürnberg/D. 1916–21 war er Theaterkapellmeister in Stettin (Szczecin/PL) und erlebte Konzerte der Berliner Philharmoniker, deren Dirigent A. Nikisch er als seinen „eigentlichen Lehrmeister“ bezeichnete, später wurde er auch von F. Schalk und R. Strauss beeinflusst. In Graz war K. 1921/22 Opernchef und Leiter der Symphoniekonzerte. 1922 wurde er von F. Schalk an die Wiener Staatsoper engagiert, war gleichzeitig Prof. an der MAkad. und 1923–27 Leiter der Wiener Tonkünstler-Konzerte (Wiener Symphoniker). 1924 ging er als Intendant und Generalmusikdirektor nach Frankfurt a. M./D, daneben Gastdirigate in Buenos Aires, Philadelphia/USA und Leningrad (St. Petersburg/RUS). Vom 1.9.1929 bis 10.12.1934 war er Direktor der Wiener Staatsoper (dirigierte u. a. 1930 die Wiener EA von Alban Bergs Wozzeck; die für 1934 angesetzte UA der im Auftrag K.’ komponierten Oper Karl V. von E. Krenek wurde durch Intrigen nationalsozialistischer Kreise verhindert), 1930–33 Leiter der Philharmonischen Konzerte, gastierte mit den Wiener Philharmonikern u. a. in Paris, Venedig, Rom, im Vatikan, dirigierte in Dresden/D und bei den Salzburger Festspielen (Debüt 1926, 1939 und 1942 auch deren Leiter sowie Leiter der Reichs-HSch. Mozarteum; K.’ Schüler u. a. O. Suitner). 1935–37 Operndirektor in Berlin, 1937–44 Generalintendant und -musikdirektor in München, weitere Gastspielreisen, u. a. auch nach Wien. Er dirigierte hier 1941 das erste „eigentliche“ Neujahrskonzert, die weiteren bis 1945 und nach knapp zweijährigem Dirigierverbot (das Nicht-Parteimitglied wurde als „Nutznießer des Dritten Reiches“ eingestuft) wieder 1948–54. Ab 1947 war er wieder als Operndirigent in Wien tätig, 1949 bei den Bregenzer, ab 1952 auch wieder bei den Salzburger, 1953 bei den Bayreuther Festspielen und unternahm zahlreiche Tourneen in fast alle Erdteile. K. war eng mit R. Strauss befreundet und wurde besonders als Interpret von dessen Werken weltberühmt. Auch als Wagner-, Mozart- und Verdi-Dirigent wurde er geschätzt, mit G. Puccini war er in persönlichem Kontakt. Er dirigierte die UA.en folgender Strauss-Opern: 1933 Arabella, 1938 Der Friedenstag, 1942 Capriccio (Libretto von K.), 1952 Die Liebe der Danae (1944 schon deren öffentliche Generalprobe) sowie die Neufassungen von Die ägyptische Helena (1933) und Arabella (1939). Häufig trat er – auch bei Konzerten – zusammen mit seiner Frau V. Ursuleac auf. C. K., während einer Konzertreise verstorben, wurde am 12.7.1954 in Ehrwald/T beigesetzt, wo er seit 1950 gewohnt hatte. In der Musiksammlung der ÖNB wurde ein C. K. Archiv eingerichtet. Ein Sohn aus einer früheren Ehe, Oliver Hector K. (1926–2001), wurde Schauspieler.
Büste (Wr. Staatsoper); C.-K.-Park (bis 1959–66 Wien XXII, seit 1966 Wien XVII); Gedenktafel am Geburtshaus Belvederegasse 7 (Wien IV).
Ehrenring der Stadt Wien 1932; Ehrenmitglied der Wr. Philharmoniker 1952; Ehrenmitglied der MUniv. Wien.
Libretto Capriccio (M: R. Strauss) 1942.
G. Brosche (Hg.), C. K. 1993; G. Brosche (Hg.), R. Strauss – C. K. Briefwechsel 1997; G. K. Kende, C. K. als Direktor der Wr. Staatsoper 1971; E. Decsey in Musikbll. des Anbruch 4 (1922); Hellsberg 1992; NGroveD 13 (2001); Salzburger KulturL 1987 u. 2001; MGG 7 (1958); Riemann 1959 u. 1972; [Kat.] 100 Jahre Wr. Oper 1969, 137–142; Czeike 3 (1994); StMl 1962–66; Österr. Musiker im Exil 1990; Musik im Exil 1993; O. Rathkolb in P. Autengruber et al., Forschungsprojektendbericht Straßennamen Wiens seit 1860 als „Politische Erinnerungsorte“ 2013 (https://wien.gv.at/kultur/abteilung/pdf/strassennamenbericht.pdf); http://members.aol.com/clemenskrauss/KRAUSS_1.htm (7/2003, Selbstbiographie); http://members.aol.com/clemenskrauss/KRAUSS_2.html (7/2003, Zeittafel; beide Seiten von O. H. Krauss); Taufbuch der Pfarre St. Elisabeth (Wien IV) 1893–94, fol. 24; Sterbebuch der griechisch-orientalischen Kirchengemeinde Zur Heiligen Dreifaltigkeit (Wien I), Tom V, fol. 213 [H. v. Baltazzi]; eigene Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM).
Monika Kornberger