Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

Krall, Krall, Mizzi Familie
Mizzi (Mary, Marie, Mizzi, Mizi, Mitzi, eig. Maria Theresia, auch König, König-Kr.): * 1869-12-1414.12.1869 Wien, † 1945-12-1414.12.1945 Wien. Schauspielerin, Soubrette, Komponistin, Schriftstellerin. Nichte von E. Jauner-K., der Schwester ihres Vaters Johann Peter K. (* 1.4.1842 Wien, † 4.1.1900 Wien), Kassier der Kreditanstalt, der sich Johann Baptist K. nannte, und Anna Josefa, geb. Krutschak (* 7.11.1837 Erdberg [Wien III], begr. 28.11.1898 Wien). Später war ihr Vater Besitzer eines Kreditvermittlungsbüros und Herausgeber verschiedener Finanzblätter. Im Alter von 12 Jahren überlebte sie den Brand des Ringtheaters, erlitt in der Folge ein schweres Nervenfieber, von dem sie sich aber wieder erholte. Über ihre Ausbildung ist bislang (2021) nichts bekannt. Im November 1889 erstmals als Sängerin im Rahmen eines Auftritts mit Hermann Heller in der Pfarrkirche Lichtental (Wien IX) nachweisbar. 1895/96 unter dem Künstlernamen Mizzi König als Schauspielerin und Sängerin am Stadttheater in Marburg engagiert, im Sommer 1896 möglicherweise am Deutschen Theater in Berlin. 1897/98 als Mizzi K.-König Engagement am Stadttheater Iglau als Lokalsängerin. 1899 verbrachte sie eine Saison am Stadttheater in Budweis. 1900 wurde sie für kleinere Rollen ans Kaiserjubiläums-Stadttheater (Volksoper) als Soubrette engagiert und war dort bis 1903 tätig. Im Sommer 1901 spielte sie in Gmunden. 1902 unternahm K. während einer Probe am Kaiserjubiläums-Stadttheater angeblich aufgrund eines verlorenen Gerichtsverfahrens wegen ihrer vom Vater geerbten Konzession einen Suizidversuch. Im Sommer 1903 wirkte sie bei Venedig in Wien mit. Im Herbst 1904 trat sie als „erster weiblicher Komponist wienerischer Musik mit Erfolg“ (Neues Wr. Tagbl. 5.10.1904, 9) an die Öffentlichkeit. Im September 1905 erschienen im Verlag R. Pawliska einige von ihr komponierte und getextete Wienerlieder, im selben Jahr wurde sie Mitglied der AKM. Im Herbst 1905 trat sie auch im Theater an der Wien auf, ein Jahr später als Wiener Liedersängerin im Etablissement „Zum Wiener Leben“ (Wien I). Anlässlich der Enthüllung des K.in Elisabeth-Denkmals vertonte sie 1906 das von der Kaiserin verfasste Gedicht Loserlied, das in die kaiserliche Fideikommissbibliothek aufgenommen wurde und 1907 im ersten Band der Lieder populärer Wiener Meister (Verlag Musikblätter) erschien. Im Dezember 1906 wirkte sie in einem Schwank am Deutschen Volkstheater mit, ab 1907 bis zumindest 1932 war K. Mitglied des Burgtheater-Verbandes. Zudem trat sie immer wieder auch am Hofoperntheater auf. K. ist mehrfach in Arthur Schnitzlers Tagebüchern erwähnt; demnach ersuchte sie den Schriftsteller 1907 um ein Libretto und besuchte ihn 1923 mit ihrer Tochter. Zuletzt lebte sie mit dieser in der Lerchenfelderstraße 124 (Wien VIII), wo sie auch verstarb, ohne ein Nachlassvermögen zu hinterlassen.
Ehrungen
Österreichische Silberne Verdienstmedaille 1924.
Werke
Klavierwerke (u. a. Ich liebe dich; Valse d’amour, Donauperlen, Wiener Rathaus-Polka); Wienerlieder (u. a. Heut drah’n ma no mal mit und morg’n werd’n ma solid op. 11, Loserlied op. 13, I möcht so gern in Himmel ’nauf, Jeanett, Jeanett, wann i Di net hätt, A Weanerkind, O diese Mäderln, A Weanerherz, Greif’ ins Tascherl auf ein Flascherl); Couplets (u. a. Die Resi, O Benedikt, Das Weanerherz).
Literatur
Marx/Haas 2001; I. Korotin (Hg.), biografiA In Arbeit 2 (2016); Illustrirtes Wr. Extrabl. 21.6.1900, 3; Wr. Ztg. 22.1.1898, 8; Arbeiter Ztg. 10.12.1899, 5; Ostdt. Rundschau 2.4.1900, 7; Dt. Volksbl. 3.8.1900, 9, 29.4.1903, 10, 11.9.1906, 15, 25.11.1906, 8, 8.5.1912, 8; NFP 29.8.1896, 6, 29.5.1902, 9, 17.5.1905, 2, 4.11.1906, 38; Mährisches Tagbl. 18.6.1902, 4; Der Humorist 10.3.1903, 3; Neues Wr. Tagbl. 5.10.1904, 9, 28.10.1906, 9; Das Vaterland 6.9.1905, 8, 11.12.1906, 8, 3.5.1907, III; Die Zeit 24.9.1905, 24; Theaterzettel des Hof-Operntheaters 10.1.1923; Neues 8-Uhr-Bl. 6.9.1923, 8, 2.1.1924, 7; Neues Wr. Journal 25.12.1927, 22; Taufbuch der Pfarre Maria Treu (Wien VIII) 1869, fol. 167; Taufbuch der Pfarre Mariahilf (Wien VI) 1842, fol. 139; Taufbuch der Pfarre Erdberg (Wien III) 1836–38, fol. 154; Sterbebuch der Pfarre Lichtental (Wien IX) 1900, fol. 2; Trauungsbuch der Pfarre Maria Treu 1865–68, fol. 159; https://schnitzler-tagebuch.acdh.oeaw.ac.at (6/2021); www.friedhoefewien.at (6/2021); WStLA BG Innere Stadt, A4/21A, 1725/45, Todfallsaufnahme M. K.; eigene Recherchen (Bühnen-Jb.er; www.anno.onb.ac.at).


Ihre Schwester

Johanna Emilie: * 12.8.1873 [nicht 1843] Loschwitz (Dresden/D), † 21.6.1900 Wien. Schauspielerin. Taufpatin war ihre Tante Emilie Jauner-K. Erhielt ihre Schauspielausbildung bei Hofschauspieler Bernhard Baumeister. Ihre ersten Engagements hatte sie 1892/93 am Stadttheater St. Gallen/CH und 1893/94 in Leipzig/D, 1894/95 als jugendliche Liebhaberin am Olmützer Stadttheater. Ende September 1895 bis Ende August 1897 war sie in kleinen Rollen am Burgtheater tätig, Gastspiele mit Teilen des Ensembles unter der Führung von Hugo Thimig führte sie in den Weihnachtstagen 1895 und 1896 nach Budapest und Brünn. Im März 1898 wechselte sie als Naive ans Raimundtheater, wollte jedoch nach dem Tod des Vaters aus künstlerischen und finanziellen Gründen zurück ans Burgtheater. Nach einer unglücklichen Liebesbeziehung mit ihrem Arzt Hiero Stössel starb sie infolge eines Suizidversuchs an Blutvergiftung (wird auch in den Tagebüchern von A. Schnitzler thematisiert).


Literatur
Kosch 2 (1960) [mit falschem Geburtsjahr]; NFP 21.6.1900, (Abendbl.) 1; Die Presse 12.2.1895, 11; Mährisches Tagbl. 13.9.1895, [4]; Neues Wr. Journal 23.12.1895, 3, 30.12.1896, 6; Neues Wr. Tagbl. 24.3.1898, 11, 25.3.1898, 11, 17.6.1900, 6; Illustrirtes Wr. Extrabl. 22.6.1900, 5, 24.6.1900, 3; Theatermuseum Wien, Hss.-Slg., zwei Briefe an Hugo Thimig [1895] bzw. v. 21.1.1900 u. Gastspielvertrag Dezember 1895; ÖStA, HHStA, HA Burg 10-27, K. E., Vertrag Burgtheater 1895–97; Taufbuch der Dresdner Hofkirche 1871–79, pag. 275; TBP Wien 1900, K, fol. 399; eigene Recherchen (Bühnen-Jb.er; Jahrbücher des Konservatoriums der GdM).


Mizzis Tochter

Wilhelmine (Willi, Willy): * 31.1.1905 Wien, † nach 1945 (Ort?). Justizbeamtin, Schauspielerin. Stand bereits als Dreieinhalb-Jährige am Burgtheater in Karl Schönherrs Tragödie Die Bildschnitzer auf der Bühne. Ab Juni 1909 bis vermutlich 1922 war sie am Burgtheater unter Vertrag. 1914 trat sie bei einer Faschingsveranstaltung in Dornbirn auf. 1920 war sie bei einer Aufführung im Wiener Konzerthaus beteiligt, 1923 stand sie im Wiener Komödienhaus auf der Bühne. Danach dürfte sich W. K. von der Bühne zurückgezogen haben.


Literatur
Marx/Haas 2001; Neues Wr. Tagbl. 29.3.1923, 8; Wr. Hausfrauen-Ztg. Nr. 19 (1909), 244; Das interessante Bl. 29.4.1909, 23; Österr. Illustrierte Ztg. 2.5.1909, 714; NFP 4.2.1917, 18; Vorarlberger Volksfreund 26.2.1914, 3; OeStA/HHStA HA Burg SR 10–28, Entstehungszeitraum 1909–1922; https://konzerthaus.at/datenbanksuche (7/2021).

Autor*innen
Monika Kornberger
Susanne Hofinger
Letzte inhaltliche Änderung
18.2.2022
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger/Susanne Hofinger, Art. „Krall, Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.2.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003d3f39
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Mizzi und Emilie Krall, Rollenporträts [?] aus Pilsen (Foto von Dvorak & Roskota, Pilsen). Theatermuseum Wien© KHM-Museumsverband, CC BY-NC-SA 4.0
Mizzi Krall, Rollenporträt (Foto von Adèle K. u. K. Hof-Atelier, Wien)© KHM-Museumsverband, CC BY-NC-SA 4.0
Mizzi Krall, Rollenporträt vor 1901 (Foto von Josef Székely, Wien). Theatermuseum Wien© KHM-Museumsverband
Mizzi Krall, Rollenporträt (Foto von Ludwig Grillich, Wien). Theatermuseum Wien© KHM-Museumsverband, CC BY-NC-SA 4.0
Wilhelmine Krall (Österreichs Illustrierte Ztg. 2.5.1909, 714)© ANNO/ÖNB
Wilhelmine Krall um 1910 (Foto von Charles Skolik). Theatermuseum Wien© KHM-Museumsverband, CC BY-NC-SA 4.0

DOI
10.1553/0x003d3f39
GND
Krall, Emilie: 116375698
OBV
Weiterführende Literatur

ORTE
Orte
LINKS
ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft

Publikationen zur Musikwissenschaft im Verlag