K.gasse (Wien XIV).
Libretto zur erfolgreichsten Oper E. W. K.s Die tote Stadt (1920), unter Mitarbeit des Komponisten und Verwendung des Pseud.s Paul Schott.
Dt. Opernschaffen der Gegenwart 1921; Romanische Oper der Gegenwart 1922; Atonale Götzendämmerung 1937; aus dem Nachlass: Die K.s in Wien. Der Musikkritiker und das Wunderkind – Aufzeichnungen von J. K. 1991.
F. Endler, J. K. und die Neue Freie Presse, Diss. Wien 1981; www.familysearch.org (5/2018).
Seine Söhne
Hans (Hanns) Robert (John Robert): * 25.7.1892 Brünn, † 17.5.1965 Schwaz/T. Kapellmeister, Schlagzeuger. Nach der Matura zunächst als Bankbeamter tätig, später Kaufmann und Privatbeamter. Ab 1928 ist eine kontinuierliche Tätigkeit als Musiker nachweisbar, eine davor erfolgte musikalische Ausbildung als Schlagzeuger ist anzunehmen. In der Revue von L. Hirschfeld Jetzt oder nie trat K. ab 5.7.1928 in den Wiener Kammerspielen mit seiner H. R. K.s Minstrel-Jazzband auf. Daneben spielte die Jazzkapelle H. R. K. (s. Abb.) in zahlreichen Wiener Etablissements, darunter die Oase, das Moulin Rouge und die Königin-Bar sowie 1928–33 auch bei Radio Wien Tanzmusik, Schlager und Jazz. Ab 1932 leitete K. auch die H. K. Six Rhythmicans. Im September 1933 trat er als Leiter des H. R. K. Scala-Orchesters im neu eröffneten Wiener Scala-Theater an die Öffentlichkeit, zuletzt war er in Wien noch 1936 als Bandleader tätig. 1938 emigrierte er zunächst in die Schweiz, dann über Mailand 1940 die USA, wo er in Hollywood seinen Lebensunterhalt als Kraftfahrer verdiente und seinen Namen in John Robert umwandelte.
B. O. Rachold in Lex. verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit (www.lexm.uni-hamburg.de, 4/2008); Mitt. Orpheus Trust; Orpheus im Exil 1995; Die Korngolds in Wien 1991; Kraner/Schulz 1972; J. Rohwer in Die Zeit 6.6.1997; Rundfunkprogramme der Zs. Radiowelt.
Erich Wolfgang: * 29.5.1897 Brünn, † 29.11.1957 Los Angeles. Komponist. 1901 Übersiedlung der Familie nach Wien, 1905 erste Kompositionsversuche, 1907 Unterricht in Musiktheorie durch R. Fuchs, 1908–10 Unterricht bei A. v. Zemlinsky. 1910 erregte seine Pantomime Der Schneemann, von Zemlinsky orchestriert, Aufsehen an der Wiener Hofoper. Auf Veranlassung des umsichtigen Vaters erfolgten sowohl die UA.en als auch die Drucklegung der folgenden Werke in Deutschland, was die Gegner des Musikkritikers in Wien nicht hinderte, Dr. J. K. des Missbrauchs seiner einflussreichen beruflichen Stellung zugunsten der Karriere des Wunderkindes zu bezichtigen. Ab 1913 Komposition seiner ersten Oper, eine Entwicklung, die 1920 im triumphalen Erfolg der Toten Stadt gipfelte. 1921 als Dirigent am Hamburger Stadt-Theater. Ab 1923 eine Reihe von Operettenbearbeitungen, u. a. für M. Reinhardt und R. Tauber. Seine Fassung von J. Strauß' Nacht in Venedig hat sich bis heute im Repertoire gehalten. 1924 Heirat mit Luzi Sonnenthal, zwei Söhne. 1927 Prof. an der Wiener MAkad., 1930/31 hier Leitung einer Opernklasse. 1934 auf Wunsch M. Reinhardts nach Hollywood, um Felix Mendelssohn Bartholdys Musik für die Verfilmung von A Midsummer Night’s Dream zu arrangieren. In den folgenden Jahren teilte der Komponist seine Zeit zwischen Kalifornien und Österreich. Der Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland nötigte E. W. K. zum dauernden Aufenthalt in den USA und bis 1946 zur fast ausschließlichen Beschäftigung mit Filmmusik. 1939–41 Mitarbeit am Max Reinhardt Workshop in Hollywood bzw. ab 1942 an Operettenproduktionen in New York und Kalifornien. 1943 US-Staatsbürgerschaft. 1949–51 vorübergehende Rückkehr nach Europa mit von Enttäuschungen beeinträchtigten Versuchen, in Wien an die früheren Erfolge in Oper und Konzert anzuknüpfen. 1954/55 letzter Aufenthalt in Deutschland und Österreich. Der Tod ereilte den Komponisten im 61. Lebensjahr nach längerer schwerer Krankheit.
Nach den Sensationserfolgen des Wunderkindes und der glänzenden Karriere des immer noch jungen K. in Oper, Operette und Konzert erzwang die rassistische Ausgrenzungspolitik des NS-Regimes (Nationalsozialismus) die Konzentration auf ein neues Betätigungsfeld, den Tonfilm, für den E. W. Korngold leitmotivisch verdichtete symphonische Orchesterpartituren spätromantischer Prägung schrieb, die bis in die Gegenwart Vorbildwirkung haben sollten. Nach Jahrzehnten fast völligen Vergessenseins hat, auch mit Hilfe der Tonträgerindustrie, in den 1980er Jahren eine lebhafte K.-Renaissance eingesetzt, die zumindest seine Oper Die tote Stadt, das Violinkonzert und andere Orchesterwerke sowie Kammermusik für die Spielpläne bzw. Konzertprogramme rettete.
Kunstpreis der Stadt Wien 1926; Academy Award („Oscar“) für die Musik zum Film Anthony Adverse 1936; Academy Award für die Musik zum Film The Adventures of Robin Hood 1938.
5 Opern (Die tote Stadt 1920, Das Wunder der Heliane 1927); Ballettpantomime Der Schneemann 1910; Orchesterwerke: Violinkonzert D-Dur 1947, Cellokonzert C-Dur 1946, Suite Viel Lärm um nichts 1920, Symphonische Serenade 1950, Symphonie in Fis 1954; Kammermusik: 1 Klaviertrio, 3 Klaviersonaten, 1 Violinsonate, 3 Streichquartette, 1 Klavierquintett, 1 Streichsextett; Lieder; 1 musikalische Komödie, Operettenbearbeitungen, 17 Original-Filmmusiken. – Verzeichnis der veröffentlichten Werke 1996.
L. Korngold, E. W. K. – Ein Lebensbild 1967; J. Duchen, E. W. K. 1996; B. Carroll, The Last Prodigy. A Biography of E. W. K. 1997; H. Pöllmann, E. W. K. Aspekte seines Schaffens 1998; A. Stollberg, Durch den Traum zum Leben. E. W. K.s Oper „Die tote Stadt“ 2003; Wr. Bilder 22.7.1917, 12f.
Monika Kornberger