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Klavierharfe
Eine mit einer Klaviatur versehene Harfe, deren Saiten mechanisch angezupft werden. Ihre Form ähnelt dem sog. Giraffenklavier, jedoch ist der Oberteil mit säulenförmiger Baronstange, geschwungenem Hals und den offenen Saiten sehr harfenähnlich. K.n sind bis zu 243 cm hoch, haben üblicherweise 6 Oktaven Tonumfang und bis zu 4 Pedale. Sie sollten aber keinesfalls mit „Harfenförmigen Klavieren“, z. B. Euphonicon oder Calderarpa usw. verwechselt werden, bei denen die Saiten angeschlagen und nicht angezupft werden. Die Tonerzeugung der K. erfolgt durch Anzupfen der Saiten mittels belederter Metallhaken. Diese Art der Saitenschwingungserregung ähnelt eher der Tonerzeugung des Cembalos durch Kiele. Allerdings entsteht durch die wesentlich breiteren und belederten Anzupfhaken der K. ein weicherer, grundtöniger Klang.

Eine K. wird bereits 1665 in einem Inventar des Erzhzg.s Siegmund Franz von Innsbruck erwähnt, ein möglicher Hinweis findet sich sogar schon bei Mersenne 1636 in seiner Harmonie universelle. Alle frühen Hinweise sind aber ohne genauere Beschreibung. Die ersten erhaltenen K.n stammen vom deutschen Instrumentenbauer Johann Christian Dietz sen. (* 25.10.1769 Schwanheim bei Darmstadt/D). Er erfand sein Instrument 1813 und führte es 1814 in Paris vor, wo er seine ersten „Claviharpes“ baute. Sein Sohn sowie sein Enkel führten die Fabrikation in Brüssel bis zum Ende des 19. Jh.s weiter. In Österreich wurden K.n von Ignaz Lutz in Wien um 1891 gebaut. Mit dem Ende des 19. Jh.s war die Erzeugung von K.n vorbei.


Literatur
T. Norlind, Systematik der Saiteninstrumente 1939; F. J. Hirt, Meisterwerke des Klavierbaus 1955; G. Kinsky, Kat. Musikhistorisches Museum Heyer 1910; C. Sachs [Kat.], Slg. alter Musikinstrumente 1922; K. Sasse, Kat. zu der Slg. d. Händel Hauses Halle/Saale 1966; H. Henkel, Besaitete Tasteninstrumente 1994.

Autor*innen
Alexander Langer
Letzte inhaltliche Änderung
25.4.2003
Empfohlene Zitierweise
Alexander Langer, Art. „Klavierharfe‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.4.2003, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d48c
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