Während des Mittelalters und der Renaissance wurde der K., da von menschlichen Stimmen oder Musikinstrumenten hervorgebracht, einfach hingenommen und kompositorisch nicht in besonderer Weise genutzt; die reale Besetzung bei der Ausführung einer Komposition (Notationen) ist lange Zeit offen, sie konnte daher recht verschieden „klingen“.
Erste Ansätze, dem K. eine größere Rolle zuzuweisen, können in der schrittweisen Ausweitung des Orchesters durch bis dahin ungenutzte oder modische Instrumente (z. B. Horn, Chalumeau) seit dem Barock gesehen werden. Seither nimmt die Einflussnahme der Komponisten auf die Besetzung (zumindest als Festlegung von Wünschen) und damit auch die Genauigkeit ihrer Notierungen zu. Ein in Europa bis dahin nie erreichter Höhepunkt ist zweifellos die in der Zweiten Wiener Schule entwickelte Idee einer Klangfarbenmelodie und in deren Konsequenz die Etablierung der Klangfarbe als eigenständiger musikalischer Parameter. Nicht nur die sog. elektronische Musik (auch Klangwolke), sondern viele Erscheinungen der Pop-Musik sind anders, denn als eine (Wieder-)Entdeckung „primärer Klangformen“ nicht erklärbar. Damit wird zwar der K. auch in Europa wiederum zu einer zentralen Kategorie des Musik-Machens, durch die in der Praxis – obwohl nicht zwangsläufig – meist verbundene zunehmend große Lautstärke (sowohl entsprechend dem zunehmenden Lärm unserer Umgebung als auch diesen verstärkend) wird allerdings die Differenzierung zwischen Ton und K. wieder beeinträchtigt bzw. geht sie u. U. verloren (mit Folgen für die Definition von Musik).
J. Häusler, Musik im 20. Jh. von Schönberg zu Penderecki 1969; H. Eimert (Hg.), die Reihe 1 (1995); H. Rösing in MusAu 6 (1986).