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Klang
Das (hörbar) Klingende; im physikalischen Sinne (Akustik) zusammengesetzt aus (in der Natur stets) mehreren Teiltönen (Klangfarbe). Demgemäß divergieren die Handhabungen zweier grundlegender Begriffe durch Naturwissenschaftler bzw. Musiker: was diese als (einzelnen) „Ton“ ansehen, müssen jene bereits als K. bezeichnen, und Musiker verstehen unter K. den aus mehreren Tönen zusammengesetzten Akkord (Harmonielehre; besonders deutlich wird die Diskrepanz zwischen praktisch-musikalischer und wissenschaftlicher Definition u. a. bei der Reduktion des K.s einer Glocke auf den sog. Schlagton).

Während des Mittelalters und der Renaissance wurde der K., da von menschlichen Stimmen oder Musikinstrumenten hervorgebracht, einfach hingenommen und kompositorisch nicht in besonderer Weise genutzt; die reale Besetzung bei der Ausführung einer Komposition (Notationen) ist lange Zeit offen, sie konnte daher recht verschieden „klingen“.

Erste Ansätze, dem K. eine größere Rolle zuzuweisen, können in der schrittweisen Ausweitung des Orchesters durch bis dahin ungenutzte oder modische Instrumente (z. B. Horn, Chalumeau) seit dem Barock gesehen werden. Seither nimmt die Einflussnahme der Komponisten auf die Besetzung (zumindest als Festlegung von Wünschen) und damit auch die Genauigkeit ihrer Notierungen zu. Ein in Europa bis dahin nie erreichter Höhepunkt ist zweifellos die in der Zweiten Wiener Schule entwickelte Idee einer Klangfarbenmelodie und in deren Konsequenz die Etablierung der Klangfarbe als eigenständiger musikalischer Parameter. Nicht nur die sog. elektronische Musik (auch Klangwolke), sondern viele Erscheinungen der Pop-Musik sind anders, denn als eine (Wieder-)Entdeckung „primärer Klangformen“ nicht erklärbar. Damit wird zwar der K. auch in Europa wiederum zu einer zentralen Kategorie des Musik-Machens, durch die in der Praxis – obwohl nicht zwangsläufig – meist verbundene zunehmend große Lautstärke (sowohl entsprechend dem zunehmenden Lärm unserer Umgebung als auch diesen verstärkend) wird allerdings die Differenzierung zwischen Ton und K. wieder beeinträchtigt bzw. geht sie u. U. verloren (mit Folgen für die Definition von Musik).


Literatur
J. Häusler, Musik im 20. Jh. von Schönberg zu Penderecki 1969; H. Eimert (Hg.), die Reihe 1 (1995); H. Rösing in MusAu 6 (1986).

Autor*innen
Rudolf Flotzinger
Letzte inhaltliche Änderung
25.4.2003
Empfohlene Zitierweise
Rudolf Flotzinger, Art. „Klang‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.4.2003, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d478
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.