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Kaempfer, Kaempfer, true Joseph
* --1735 Pressburg, † --nach Februar 1797 St. Petersburg?/RUS. Kontrabassist. Während seiner Militärdienstzeit in Kroatien soll sich K. das Kontrabassspiel selbst beigebracht haben. Um 1760 zog er nach Wien. Dass er um 1765 Mitglied der Adelskapelle von N. I. v. Esterházy unter G. Werner bzw. J. Haydn (ab 1768) gewesen sein soll, ist nicht belegbar. Möglicherweise war K. aber jener Kontrabassist, der am 2.1.1766 am Salzburger Hof auftrat. Sicher ist, dass K. vom 24.8.1773 bis Herbst 1774 Mitglied der Hofmusikkapelle in Salzburg war. 1775/76 unternahm er – möglicherweise als erster Kontrabassist überhaupt – Konzertreisen nach Deutschland bzw. Bayern (u. a. München, wo ihn L. Mozart hörte, Augsburg, Erlangen). In Vorbereitung auf die Tournee erfand er ein in 26 Teile zerlegbares Instrument. Um 1777 hielt sich K. in Wien auf, wo ihn möglicherweise Joseph Mannl (* ca. 1745 [Ort?], † 22.4.1777 Wien), k. k. Hofkriegskanzlist und Violonist, für kurze Zeit unterrichtete. Beeinflusst durch diesen, wechselte er für einige Zeit von einem viersaitigen auf ein fünfsaitiges Instrument. Um 1778 kehrte er nach Pressburg zurück. Hier führte er am 15.3.1778 im Rahmen einer Akademie ein eigenes Konzert auf, unterstützt von der Hofkapelle von Jos. v. Batthyány, in dessen Dienste K. 1779 als Violoncellist aufgenommen wurde. Im November 1779 spielte er ein neues Konzert seines Kapellmeisters A. Zimmermann, vielleicht dessen Konzert in D-Dur. Nach seinem Austritt aus der Hofkapelle 1781 begann K. eine viel gerühmte Solistenkarriere, die ihn quer durch Europa führte (1781 Warschau, 1782 St. Petersburg, Moskau, Stockholm, Göteborg/S, Kopenhagen, Hamburg/D, London, 1783/84 erneut London, 1784 Kopenhagen). Möglicherweise um 1782 Mitglied der Kapelle des Fürstbischofs von Breslau (Wrocław/PL), Philip Graf Schaffgotsch, unter der Leitung von C. Ditters v. Dittersdorf. K. hatte auch Erfahrung mit Ch. W. Gluck als Dirigent, den er als sehr fordernd schildert. Im Mai 1784 wurde K. Mitglied der Musikkapelle von Burgsteinfurt/D, wobei er sich verpflichtete, „in erforderlichen Fall auch das Violoncell, die Violine oder den Tenor [Bratsche] im Accompagnement zu spielen“. Im September 1785 reiste er vorzeitig ab, es folgte 1786 eine weitere Tournee durch Deutschland. Im April 1787 gab K. sein Konzertdebüt in Paris. Sein letzter gesicherter Auftritt fand 1797 in St. Petersburg statt. Danach verliert sich seine Spur. K. könnte Lehrer von J. Sperger gewesen sein. An seinem Spiel wurde v. a. seine fulminante Technik und seine bislang auf diesem Instrument nicht gehörte feine und kultivierte Tongebung gepriesen. Er gilt (neben den jüngeren F. Pischelberger und J. Sperger) als einer der wichtigsten Vertreter der sog. Wiener Kontrabassschule. Durch ihre Tätigkeit wurden zahlreiche Komponisten zu einschlägigen Werken angeregt, darunter auch J. Haydn. Im Nachlass von C. Ph. E. Bach fand sich eine Silhouette von K.
Ehrungen
Anonymes Lobgedicht An Herrn Kempfer in Preßburger Ztg. 5.4.1775, [7].
Werke
(sämtlich verschollen) Konzert f. Kb.; Kammermusik.
Literatur
M. Térey-Smith in Stud. mus. 25 (1983); NGroveD 13 (2001); Hintermaier 1972; A. Planyavsky, Geschichte des Kontrabasses 1970, 21984; J. Focht, Der Wr. Kontrabass. Spieltechnik und Aufführungspraxis. Musik und Instrumente 1999; E. Neumayr in W. Gratzer et al. (Hg.), Salzburg: Sounds of Migration. Geschichte und aktuelle Initiativen 2016; A. Planyavsky, Der Barockkontrabass Violone 21998; A. Meier in Haydn-Jb. 10 (1978); A. Planyavsky in Mozart-Jb. 1971/72 (1973); F. Warnecke, „Ad Infinitum“. Der Kontrabass 1909, 16; Wurzbach 10 (1863); J. N. Forkel, Musikalischer Almanach für Deutschland 1782, 112, 1783, 96; Verzeichniß des musikalischen Nachlasses des verstorbenen Capellmeisters Carl Philipp Emanuel Bach 1790; Gerber 1 (1790); E. Bernsdorf (Hg.), Neues Universal-Lex. der Tonkunst 2 (1857); F. S. Gassner, Universal-Lex. der Tonkunst 1849; Schilling 4 (1837); F.-J. Fétis, Biographie Universelle des Musiciens 4 (1875); U. Tank, Studien zur Esterházyschen Hofmusik von etwa 1620 bis 1790, 1981; Litteratur- und Theater-Ztg. 29.11.1783, 765; Wienerisches Diarium 30.4.1877, [7]; Preßburger Ztg. 5.4.1775, [7], 18.3.1878, [7f]; WStLA, TBP 1777 L–Z, fol. 22 [J. Mannl].

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
13.1.2022
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Kaempfer, Joseph‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 13.1.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d365
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x0001d365
GND
Kaempfer, Joseph: 1037145607
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