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Janáček, Janáček, true Leoš (Leo Eugen)
* 1854-07-033.7.1854 Hochwald/Mähren (Hukvaldy/CZ), † 1928-08-1212.8.1928 Mährisch-Ostrau (Moravská Ostrava/CZ). Komponist, Organist, Dirigent, Volksmusikforscher u. a. Sohn eines Volksschullehrers, 1865–69 Sängerknabe im Augustinerstift und Besuch der Haupt- und Realschule in Brünn, 1869–72 an der dortigen Lehrerbildungsanstalt mit anschließender zweijähriger Probezeit, 1874/75 Besuch der Orgelschule in Prag, 1879/80 Kompositionsstudien an den Konservatorien in Leipzig (Leo Grill) und Wien (Franz Krenn); 1872 als Nachfolger P. Křížkovskýs Leiter der Kirchenmusik des Brünner Augustinerstiftes, 1873–77 der Liedertafel Svatopluk, 1876–88 der Beseda brněnská, 1880–1904 Musiklehrer an der Lehrerbildungsanstalt, 1881 Gründer und Leiter (bis 1919) einer Orgelschule in Brünn, 1882 einer 1919 mit der Orgelschule zum Brünner Konservatorium vereinigten MSch. sowie eines Orchesters der Beseda (bis 1890), 1884 Gründer und Leiter der Musikzeitschrift Hudební listy (bis 1888), 1886–1902 Musiklehrer am Alt-Brünner Gymnasium, 1890 und 1899–1901 Veröffentlichung zweier Volksliedsammlungen (gemeinsam mit František Bartoš), Sekretär der mährischen Arbeitssektion für die Volkskundliche Ausstellung in Prag 1895, 1904 Gründer der Musiksektion des Klubs der Kunstfreunde in Brünn, 1905 Vorsitzender des Ausschusses für das tschechische Volkslied in Mähren und Schlesien, 1918 Vorsitzender des Staatlichen Instituts für das Volkslied. 1920–25 Leiter einer für ihn eingerichteten Meisterklasse für Komposition des Prager Konservatoriums mit Sitz in Brünn.

Als Komponist ist J. ein ausgesprochener Spätentwickler. Ausgehend von seinem prägendsten Lehrer Křížkovský und A. Dvořák widmete er sich zunächst überwiegend der Chorkomposition sowie schlichten Bearbeitungen von Volksliedern und Volkstänzen, die in der Tradition B. Smetanas stehende wesentlich ambitioniertere erste Oper Šárka von 1887 blieb bis 1925 unaufgeführt. Angeregt von seinen Forschungen zur ostmährischen Volksmusik und seiner Theorie der Sprechmotive fand J. erst in der mit Unterbrechungen zwischen 1894 und 1903 komponierten und bis 1915 mehrfach revidierten dritten Oper Její pastorkyňa (heute bekannt als Jenůfa), und weiteren in ihrem Umkreis entstandenen Werken zu einem individuellen Stil. Der späte nationale und internationale Erfolg dieser Oper mit den EA.en in Prag (1916) und Wien (1918) sowie die Entbindung von den meisten beruflichen Verpflichtungen trugen schließlich wesentlich dazu bei, dass es in J.s letztem Lebensjahrzehnt noch einmal zu einer quantitativen wie qualitativen Produktivitätssteigerung kam: Vier seiner neun Opern sowie die bedeutendsten seiner Orchester- und Kammermusikwerke entstanden erst in dieser Zeit. Aufgrund der späten Entwicklung und der damit zusammenhängenden Art seines Stils, in dessen Zentrum die Konfrontation extremer Gegensätze steht, kann J. trotz seiner Generationszugehörigkeit als einer der bedeutendsten Opernkomponisten des 20. Jh.s gelten.


Gedenkstätten
P: Gedenktafel am Wohnhaus 2004 (Wien I, Fleischmarkt 24).
Ehrungen
Dr. h. c. der Masaryk-Universität Brno 1925; Mitglied der Preußischen Akademie der Künste 1927.
Werke
Opern (Její pastorkyňa, Výlety páně Broučkovy, Káťa Kabanová, Příhody Lišky Bystroušky, Věc Makropulos, Z mrtvého domů), geistliche und weltliche Chorwerke (Mša glagolskaja), Lieder und Liederzyklen (Zápisník zmizelehó, Říkadla), Orchesterwerke (Taras Bulba, Sinfonietta), Kammermusik (Pohádka, Violinsonate, 2 Streichquartette, Mládí, Concertino, Capriccio), Orgel- und Klaviermusik Klaviermusik (Po zarostlém chodníčku, 1.X.1905, V mlhách).
Schriften
gem. m. F. Bartoš Veröffentlichung zweier Volksliedslgn. 1890 u. 1899–1900; Feuilletons, musikethnographische und musiktheoretische Abhandlungen (O skladbě souzvukův a jejich spojův 1896, 21897; Nauko o harmonii 1911; 21920).
Literatur
M. Brod, L. J. Leben und Werk 21956; J. Vogel, L. J. Leben und Werk 1959; J. Racek, L. J. 21971; H. Hollander, L. J. Leben und Werk 1964; M. Černohorská, L. J. 1966; I. Horsbrugh, L. J. The field that prospered 1982; K. Honolka, L. J. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit 1982; B. Štedroň (Hg.), L. J. in Briefen und Erinnerungen 1955; J. Tyrrell (Hg.), Intimate Letters. L. J. to Kamila Stösslová 1994; Ch. Susskind, J. and Brod 1985; B. Štědroň, Das Werk von L. J. 1959; N. Simeone et al., J.’s works. A catalogue of the music and writings of L. J. Catalogue of writings by Th. Straková 1997; T. Kneif, Die Bühnenwerke von L. J. 1974; E. Chisholm, The Operas of L. J. 1971; M. Ewans, J.s Opern 1981; J. Tyrrell, J.’s Operas. A Documentary Account 1992; W. Berhart (Hg.), L. J. Konzeption und Rezeption seines musikdramatischen Schaffens 1997; D. Ströbel, Motiv und Figur in den Kompositionen der Jenufa-Werkgruppe L. J.s. Untersuchungen zum Prozeß der kompositorischen Individuation bei J. 1975; A. Geck, Das Volksliedmaterial L. J.s. Analysen der Strukturen unter Einbeziehung von J.s Randbemerkungen und Volksstudien 1975; Th. Straková (Hg.), L. J., Musik des Lebens. Skizzen, Feuilletons, Studien 1979; J. Kulka, L. J.’s Aesthetic Thinking 1990; M. Beckerman, J. as Theorist 1994; J. Jiránek/B. Karásek (Hg.), [Kgr.-Ber.] L. J., Brno 1958, 1963; acta janáčkiana 1 (1968), 2 (1985) u. 3 (1988); R. Pečman (Hg.), [Kgr.-Ber.] L. J. et Musica Europaea, Brno 1968, 1970; Musik-Konzepte 7 (1979); R. Pečman (Hg.), [Kgr.-Ber.] L. J. Brno 1978, 1983; R. Pečman (Hg.), [Kgr.-Ber.] Dvořák, J. and their time Brno 1984, 1985.

Autor*innen
Dominik Schweiger
Letzte inhaltliche Änderung
8.8.2023
Empfohlene Zitierweise
Dominik Schweiger, Art. „Janáček, Leoš (Leo Eugen)“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 8.8.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d2e1
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Gedenktafel am Wohnhaus 2004 (Wien I, Fleischmarkt 24) © 2023 Andreas Milnarik
© 2023 Andreas Milnarik

DOI
10.1553/0x0001d2e1
GND
Janáček, Leoš (Leo Eugen): 118556878
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