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Jagdmusik
Vorwiegend Signalmusik, in der „Allgemeine Jagdsignale“ (z. B. Begrüßung), „Jagdleitsignale“ (z. B. Aufbruch zur Jagd) und „Totsignale“ (z. B. Fuchs tot) nebeneinander aufscheinen. Daneben tritt die J. als Musik zur Jagd auf, die als „Umrahmungsmusik“ bezeichnet wird und Jägermärsche, Fanfaren, gewidmete Kompositionen für einzelne Freunde oder Gruppen zum Inhalt hat. Virtuose J. wird meist für Parforcehörner in Es komponiert. Schließlich gibt es noch die „Jagdliche Blasmusik“, die mit Ventiljagdhörnern vorwiegend in Vorarlberg, Nordtirol, vereinzelt in Salzburg und in der Steiermark (persönliche Arrangements, keine gedruckten Kompositionen) gespielt wird. Jagdhörner in Verwendung für „lautmalerische Darstellungen“ sind eher selten anzutreffen. Schließlich kann auch „nicht jagdliche Musik“ auf Jagdhörnern ausgeführt werden.

Der bekannteste österreichische J.komponist der ersten Stunde ist J. Schantl und der böhmisch-wienerische Hornton im österreichisch-böhmischen Raum ist typisch für die J. in Österreich. Der Einfluss des Fürst-Pless-Jagdhornes aus Deutschland ist für jagdliche Zwecke seit 1950 spürbar. Vorbilder für J. als Umrahmungsmusik ist die Entwicklung der J. für gemischte Jagdhörner in B durch Hermann Neuhaus und Reinhold Stief aus Deutschland.

Die Jagd in der Kunstmusik wird durch eine Reihe von Komponisten vertreten: L. Lechner (Jagen, Hetzen und Federspiel), J. J. Fux (Dafne in Lauro), A. Caldara (Dafne), L. Mozart (Sinfonia di caccia), J. Haydn (Sinfonie Nr. 31 Auf dem Anstand, Herbstteil Die Jahreszeiten), W. A. Mozart (Jagd-Sonate, Jagdquartett, Jagdchor aus Ascanio in Alba), Fr. Schubert (Lieder: Der Jäger, Jägers Abschied, Jägers Liebesleid u. a.), J. Brahms (Lieder: Der Jäger, Chöre: Der englische Jäger, Mit Lust tät ich ausreiten u. a.), A. Bruckner (4. Sinfonie: Jagd-Scherzo), H. Wolf (Der Jäger, Jägerlied), F. Kreisler (La Chasse für Violine und Klavier), A. Zemlinsky (Jagdstück für zwei Hörner und Klavier), C. Bresgen (Kantate: Auf, auf zum fröhlichen Jagen, Motette: Die Jagd). Österreichische J.-Komponisten der Gegenwart sind: A. O. Sollfelner (Festfanfare, Festlicher Jagdmarsch, Tiroler Jägermarsch u. a.); Hermann Maderthaner (Auf zur Morgenpirsch, Gamsschützen Marsch, Jubiläums-Fanfare u. a.), Johann Hayden (Breitenfurter Jagdfanfare u. a.); Josef Pöschl (Impressionen auf dem Ansitz, Ruprechter Klangspektrum, Österreichische Bundesländer-Jagdfanfaren u. a.), Gottfried Fercher (Auf zur Treibjagd, Fröhliche Runde u. a.), Richard Huber (Reiterlied, Franz Stättner-Fanfare), P. W. Fürst (Jäger tot – Almenraus[ch]); P. Angerer (Capriccio für Parforcehorn-Solo, Jagdsuite im Kanon für zwei Parforcehörner).

Höhepunkt einer jagdlichen Feier ist meist eine Messfeier in Form einer Hubertus-Messe. Verkürzte Messkompositionen für diesen Zweck sind fallweise seit dem 15 Jh. (O. di Lasso), v. a. aber ab dem 19. Jh. überliefert. Ihnen stehen heute vollständige Jägermessen als zyklische Kompositionen (Introitus, Kyrie, Gloria, Zwischengesang, Offertorium, Sanctus, Agnus Dei und Postludium) für Jagdhörner in verschiedensten Besetzungen gegenüber, z. B. Anton Wunderer (St. Hubertus-Messe), K. Stiegler (St. Eustachius-Messe), A. Sollfelner (Thomasberger Hubertusmesse), J. Pöschl (Missa brevis per venatores), J. Hayden (Missa venatoribus).

Jagd- und Wildschützenlieder sind Bestandteil der österreichischen J. Als Jägerchöre versteht man Männerchöre mit dem Schwerpunkt jagdlicher Chorliteratur.

Die Herstellung einwindiger Parforcehörner gab es bereits durch J. und M. Leichamschneider etwa ab 1700 in Wien; für die Weiterentwicklung des Wiener Hornes ist Robert Engel verantwortlich; weitere Firmen sind Martin Lechner aus Bischofshofen/Sb, und der historische Blechblasinstrumentenbau nach einer alten Mensur der „k. u. k. priv. Hofinstrumentenfabrik Leopold Uhlmann wird durch Andreas Jungwirth in Wien vertreten.


Literatur
(Alphabetisch:) A. Anderluh, Kärntens Volksliedschatz – Jäger- und Wildschützenlieder 1993; U. Bartels, Das Fürst-Pless-Horn und seine Tradition 1999; M. Bielitz, J. und Jagd in der Musik 2000; K. Fillafer/K. Altmann, Kärntner Jagd- und Schützenlieder 1998; W. Flachs, Das Jagdhorn 1994; K. Lindner (Hg.), Das Jagdbuch des Martin Strasser von Kollnitz 1976; J. Pöschl, Das österr. Jagdhornbläserbuch 1990; J. Pöschl, Neue österr. J. Notenserie 1–8 (1990-2002); J. Pöschl, J. 1997; J. Pöschl in Brass Bulletin 79 (1992); I. Schneider, Die Hubertusmesse, Dipl.arb. Stuttgart 1990; I. Schütz, Jagdhorn, Wiener Horn, Doppelhorn in der Gesch. des Wiener Waldhornvereines 1883–1983, Dipl.arb. Wien 1983; Steir. Volksliedwerk et al. (Hg.), Jäger- und Almlieder in der Steiermark 2000; O. Wessely in BrucknerJb 1981.

Autor*innen
Josef Pöschl
Letzte inhaltliche Änderung
25.4.2003
Empfohlene Zitierweise
Josef Pöschl, Art. „Jagdmusik‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.4.2003, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d2d2
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x0001d2d2
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