Huberman,
Bronisław
* 19.12.1882 Tschenstochau (Częstochowa/PL),
† 16.6.1947 Corsier sur Vevey/CH.
Geiger, Pädagoge und Komponist.
Debütierte 1889 in Warschau und wurde in Polen als Wunderkind gefeiert. Ausgebildet in seiner Heimat durch Izydor Lotto, Maurycy Rosen, Stanisław Barcewicz wurde H. 1892 in die Klasse von J. Joachim in Berlin aufgenommen (daneben heimlich Stunden bei Karl Grigorowitsch); 1893 Unterricht bei Hugo Heermann in Frankfurt a. M./D. Ab 1892 Beginn einer regen internationalen Konzerttätigkeit. Um die Jh.wende musiktheoretische Studien bei E. Mandyczewski und 1902/03 zehn Konzerte in Wien. Wegen gesundheitlicher Probleme musste H. in den folgenden Jahren seine Konzert- und Reisetätigkeit einschränken. Am 22.7.1910 heiratete er in London die Berliner Schauspielerin Elsa Galafrés (23.5.1879 Berlin, † 1977 Vancouver/CDN?), die bis Ende 1912 Ensemblemitglied des Deutschen Volkstheaters in Wien war. Der Beziehung (Ungültigkeitserklärung der Ehe 1918) entstammte Sohn Johannes. Den Ersten Weltkrieg verbrachte H. hauptsächlich in Deutschland (nur sporadisch Tourneen u. a. nach Polen und Österreich), lebte 1926–36 in Wien und unternahm 1920–23 mehrere Reisen in die USA. In dieser Zeit begann H.s politisches Interesse und sein Engagement in der Paneuropa-Bewegung. Anfang der 1930er Jahre begann eine neue Serie sehr erfolgreicher Konzerttourneen durch ganz Europa. Das 1933 für Berlin geplante Große Brahms Festival verlegte H. wegen der Machtübernahme der Nationalsozialisten nach Wien. Eine Einladung W. Furtwänglers nach Deutschland wurde von H. im September 1933 mit dem in zahlreichen europäischen Zeitungen und in der New York Times publizierten berühmten „Offenen Brief“ abgelehnt. 1934 wurde H. Prof. an der Wiener MAkad. (bis 1936) und gründete – auch als Antwort auf die politischen Entwicklungen in Europa – ein symphonisches Orchester in Palästina, das sich aus verfolgten deutsch-jüdischen Emigranten (Exil) zusammensetzte. 1936 emigrierte H. in die Schweiz, 1940 in die USA. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gab er oft Benefizkonzerte. 1945 kehrt H., gesundheitlich bereits schwer angeschlagen, in die Schweiz zurück; 1946 gab er seine letzten öffentlichen Konzerte. Ab den 1920er Jahren waren zahlreiche Tonaufnahmen entstanden, die H. als einen der bedeutendsten Violinvirtuosen der 1. Hälfte des 20. Jh.s dokumentieren.
Ehrungen
Königlich rumänischer Kammervirtuose 1898; Orden der Ehrenlegion (Frankreich) 1929; Ehrenmitglied der GdM und der Konzerthausgesellschaft in Wien 1932; Ehrenkreuz der Republik Österreich 1932.
Königlich rumänischer Kammervirtuose 1898; Orden der Ehrenlegion (Frankreich) 1929; Ehrenmitglied der GdM und der Konzerthausgesellschaft in Wien 1932; Ehrenkreuz der Republik Österreich 1932.
Schriften
Aus der Werkstatt des Virtuosen 1912; Mein Weg zu Paneuropa 1925 [Broschüre]; Vaterland Europa 1932.
Aus der Werkstatt des Virtuosen 1912; Mein Weg zu Paneuropa 1925 [Broschüre]; Vaterland Europa 1932.
Literatur
P. Szalsza, B. H. – geniusz zapomniany [B. H. – das vergessene Genie] 2000/01; Dt. Volksbl. 13.9.1913, 9f; NFP 2.12.1913, 13; Neues Wr. Tagbl. 30.5.1914, 20; Pester Lloyd 29.9.1918, 13; Reichspost 25.11.1912, 6; Neues Wr. Tagbl. 17.2.1916, 16f.
P. Szalsza, B. H. – geniusz zapomniany [B. H. – das vergessene Genie] 2000/01; Dt. Volksbl. 13.9.1913, 9f; NFP 2.12.1913, 13; Neues Wr. Tagbl. 30.5.1914, 20; Pester Lloyd 29.9.1918, 13; Reichspost 25.11.1912, 6; Neues Wr. Tagbl. 17.2.1916, 16f.
Autor*innen
Piotr Szalsza
Monika Kornberger
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
4.4.2023
Empfohlene Zitierweise
Piotr Szalsza/Monika Kornberger,
Art. „Huberman, Bronisław“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
4.4.2023, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d23e
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