Heinrich Wilhelm: * 30.5.1770 (Ort?), † 19.5.1842 Namiest an der Oslawa (Náměšt/CZ). Aristokrat, Dilettant und Mäzen. Selbst ein ausgezeichneter Geiger (Ausbildung u. a. durch F. Kreibich), übersiedelte H. W. um 1794 nach Namiest, das seit 1752 in Besitz der Familie H. war, und begann mit dem Aufbau einer Adelskapelle (Chor und Orchester), gebildet aus Untertanen, die H. W. auf seine Kosten in Wien ausbilden ließ (1830 umfasste die H.sche Kapelle 31 Instrumentalisten, 9 Solisten und 24 Choristen); einige der angekauften Instrumente (u. a. Amati-Geigen) sind heute im Mährischen Museum in Brünn erhalten. Bei den musikalischen Veranstaltungen auf Namiest (bzw. dem nahegelegenen Lustschloss Schönwald [Sadek]), die in den 1810/20er Jahren ihren Höhepunkt mit bis zu drei Konzerten pro Woche erreichten, spielte H. W. selbst mit. Neben dem Repertoire der Wiener Klassik wurden auf Namiest Opern und Oratorien der Zeit, aber auch im Sinne des beginnenden Historismus ab 1808 die Opern Chr. W. Glucks und ab 1820 Oratorien von G. F. Händel aufgeführt (in Bearbeitung bzw. Übersetzung durch H. W. H. bzw. I. v. Mosel); auch A. Salieri, der oft Gast in Namiest war, diente als Berater für die Gluck- und Händel-Aufführungen. H. W.s umfangreiche Notensammlung umfasst ca. 1400 Werke und befindet sich heute in der Musiksammlung des Mährischen Museums in Brünn (CZ-Bm).
Sein Sohn Karl Joseph Wilhelm: * 23.10.1797 Namiest, † 30.10.1874 Namiest. Aristokrat und Dilettant. Musste wegen finanzieller Probleme das Ensemble seines Vaters drastisch reduzieren und sich auf die Pflege von Kammermusik beschränken. K. J. W., der mehrere Instrumente beherrschte und komponierte, wirkte regelmäßig aktiv mit. Die Musiksammlung seines Vaters erweiterte er um 610 Werke, meist in frühromantischem Biedermeier-Stil. Für seine Frau Bertha, die Harfe und Zither spielte, komponierte K. J. W. zahlreiche Stücke, auch Salonmusik.
Andere Mitglieder der Familie H., jedoch aus der sächsischen Linie, haben sich als Dichter und Schriftsteller ausgezeichnet: August Adolph (1647–1706) und Otto (1767–1842).
LdM 2000; Czeike 3 (1994); ÖBL 2 (1959); NDB 8 (1969); DBE 4 (1996); Wurzbach 8 (1862).