Gyrowetz,
Adalbert Mathias (Jírovec, Vojtěch Matyáš)
* 19./20.2.1763 Budweis/Böhmen (České Budĕjovice/CZ),
† 19.3.1850 Wien.
Komponist, Dirigent und Jurist.
Erhielt Violin-, Gesangs- und Orgelunterricht, begann ein Philosophie- und Jusstudium in Prag und wurde um 1784 Sekretär des Grafen Franz v. Fünfkirchen auf Schloss Chlumetz (Chlum u Třeboně/CZ), wo er seine in Brünn uraufgeführten ersten sechs Symphonien nach dem Vorbild J. Haydns schrieb (eine davon wurde sogar unter dessen Namen veröffentlicht und gespielt, vermutlich Hob. I:G3). Von Brünn ging G. nach Wien, wo er bei F. B. v. Kees auf die wichtigsten Wiener Musiker traf (u. a. W. A. Mozart, J. Haydn, C. Ditters v. Dittersdorf und J. G. Albrechtsberger). G. war dann in Italien in Diensten des Fürsten Ruspoli, mit dem er durch Italien reiste. In Rom, wo 1786/87 seine kurz darauf in Paris gedruckten ersten sechs Streichquartette entstanden, machte er die Bekanntschaft Johann Wolfgang v. Goethes. Zwei Jahre war G. dann noch Schüler von G. Paisiello und Nicola Sala (1715–1801) in Neapel, reiste darauf u. a. über Mailand (1789), Lyon und Paris für drei Jahre nach London, wo er 1791/92 wieder mit Haydn zusammentraf und auch als Komponist an den Haydn-Salomon-Konzerten beteiligt war. Die Partitur einer Oper ging noch vor ihrer UA beim Brand des Pantheon Theâtre 1792 zugrunde. Über Brüssel, Paris, Berlin, Dresden und Prag kehrte er 1793 nach Wien zurück, wurde – sechs Sprachen beherrschend – Beamter im Kriegsministerium und kaiserlicher Legationssekretär, konzertierte daneben in vielen deutschen Städten. 1804–31 wirkte er neben A. Salieri und J. Weigl als Kapellmeister sowie Komponist der k. k. Hoftheater und schrieb in dieser Zeit zahlreiche Opern und Ballette. 1844 gab G. sein letztes Konzert in Wien, 83-jährig komponierte er seine letzte (die 19.) Messe, später noch Lieder (im Revolutionsjahr 1848 das Lied Preßfreiheit). Von L. A. Frankl aufgefordert, verfasste er 1846 eine Selbstbiographie. G.s musikalisches Schaffen umfasst rund 500 Werke verschiedener Gattungen, von denen im späten 18. und frühen 19. Jh. zahlreiche äußerst erfolgreich und z. T. sehr oft aufgeführt wurden, später aber fast in Vergessenheit gerieten. Der zeitweise zu den verbreitetsten Komponisten zählende G. hatte bei seinen symphonischen und Kammermusikwerken stilistisch zwar vom Schaffen Haydns und Mozarts, später auch von J. N. Hummel und vom jungen L. v. Beethoven profitiert, jedoch in lockerer, leichter verständlicher, auch oberflächlicherer Manier komponiert. Auf dem Gebiet der Opernkomposition zeigte er mehr Originalität. Nach 1820 nahm man G., der sich von der beginnenden Romantik nicht mehr beeinflussen ließ, nur mehr als Figur der Vergangenheit wahr.
Schriften
Biographie des A. G. 1848 (Autobiographie), NA in A. Einstein (Hg.), Lebensläufe deutscher Musiker 1915.
Biographie des A. G. 1848 (Autobiographie), NA in A. Einstein (Hg.), Lebensläufe deutscher Musiker 1915.
Werke
30 Opern u. Singspiele (Semiramis 1792 [bis auf Ouvertüre verloren]; Agnes Sorel 1806; Robert oder die Prüfung 1813; Ida, die Büßende 1807 [s. Abb.]; Hans Sachs 1836); über 40 Ballette (Gustav Wasa 1811; Il finto Stanislao 1818; Childerich 1830; Die Brigittenau 1832); Kirchenmusik (19 Messen); ca. 40 Symphonien; Kammermusik (über 40 Streichquartette; über 45 Klaviertrios); Vokalwerke.
30 Opern u. Singspiele (Semiramis 1792 [bis auf Ouvertüre verloren]; Agnes Sorel 1806; Robert oder die Prüfung 1813; Ida, die Büßende 1807 [s. Abb.]; Hans Sachs 1836); über 40 Ballette (Gustav Wasa 1811; Il finto Stanislao 1818; Childerich 1830; Die Brigittenau 1832); Kirchenmusik (19 Messen); ca. 40 Symphonien; Kammermusik (über 40 Streichquartette; über 45 Klaviertrios); Vokalwerke.
Literatur
NGroveD 9 (2001); LdM 2000; NGroveDO 2 (1992); W. E. Hettrick in StMw 40 (1991); MGG 5 (1956, mit WV); Czeike 2 (1993); ÖBL 2 (1959); Kosch 1 (1953); Hoboken 1957; Ulrich 1997; Stieger II/2 (1977); Riemann 1959 u. 1972; Wurzbach 6 (1860); MGÖ 2 (1995).
NGroveD 9 (2001); LdM 2000; NGroveDO 2 (1992); W. E. Hettrick in StMw 40 (1991); MGG 5 (1956, mit WV); Czeike 2 (1993); ÖBL 2 (1959); Kosch 1 (1953); Hoboken 1957; Ulrich 1997; Stieger II/2 (1977); Riemann 1959 u. 1972; Wurzbach 6 (1860); MGÖ 2 (1995).
Autor*innen
Uwe Harten
Letzte inhaltliche Änderung
25.4.2003
Empfohlene Zitierweise
Uwe Harten,
Art. „Gyrowetz, Adalbert Mathias (Jírovec, Vojtěch Matyáš)“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
25.4.2003, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d003
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