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Glocke
Vom keltischen clocc, ein selbstklingendes Musikinstrument aus Metall in Kelchform verschiedener Varianten und Größen (das Gewicht kann 20.000 kg überschreiten). Sie wird in Mitteleuropa für gewöhnlich schwingend aufgehängt und durch einen im Innern pendelnden Klöppel zum Klingen gebracht. Durch die gleichzeitig möglichen unterschiedlichen Schwingungen des G.n-Körpers in longitudinaler und meridionaler Richtung mit Ausbildung unterschiedlicher Schwingungsknoten entsteht ein vielfältiges Klangspektrum, das durch die Bewegung beim Läuten zusätzlich bereichert wird. Zum typischen Platz für die G. werden die Türme von Kirchen, später auch die Stadttürme u. a. Die Vereinigung mehrerer G.n am selben Turm wird als Geläute bezeichnet.

Die Form der G. (s. Abb.) und damit auch ihr Klang haben sich seit dem 15. Jh. nicht mehr wesentlich verändert. Charakteristisch für das Klangbild sind v. a. der Schlagton (Nominal) sowie Unteroktav, Prim, Mollterz und Quint. Heute ist es auch möglich, G.n mit Durterz zu gießen.

Zur G. gehören auch die Armaturen: G.n-Stuhl (Holz, Stahl), Joch, Klöppel, Uhrschlaghammer und seit dem 20. Jh. elektrische Läutemaschinen. G.n im christlichen Bereich tragen Widmungen (die größte ist meistens die Christus-G., die kleinste ist die Sterbe-G. und oft dem Erzengel Michael geweiht); Widmung, liturgische Funktion, oft auch Gussjahr, Gießer und eventuelle Spender der G. sind in einer Inschrift festgehalten. Dazu kommen noch figürliche Darstellungen und Ornamente als G.n-Zier.

Die älteste G. Österreichs (11. Jh.) befindet sich im Diözesanmuseum Klagenfurt. Mit 20.123 kg die größte G. Österreichs ist die „Pummerin“ im Nordturm des Wiener Stephansdoms (s. Abb.).

Zahlreiche historische G.n sind in Kriegen verloren gegangen (s. Abb.), ein Großteil davon im Ersten und Zweiten Weltkrieg, wo sie zu Rüstungszwecken requiriert wurden, sodass nur mehr wenige historische Großgeläute erhalten sind (z. B. Stift Melk, Stift St. Florian).

Die Suche nach Resten von G.n oder Gussgruben im Zuge von Ausgrabungen historischer Kirchen steht derzeit (2001) noch nicht im Blickfeld der Archäologie in Österreich. Eine systematische Erfassung von G.n, Geläuten und G.n-Inschriften (G.n-Atlas) ist ebenfalls noch ausständig.


Literatur
W. Ellerhorst, Hb. der G.n-Kunde, bearb. u. hg. v. G. Klaus 1957; A. Weißenbäck/J. Pfundner, Tönendes Erz 1961; Beratungsausschuss für das Dt. G.n-Wesen, G.n in Geschichte und Gegenwart, In Arbeit bearb. v. K. Kramer, 1 (1986) u. 2 (1997); K. Kramer, Die G. und ihr Geläute 31990 [mit CD].

Autor*innen
Karl Dorneger
Letzte inhaltliche Änderung
25.4.2003
Empfohlene Zitierweise
Karl Dorneger, Art. „Glocke“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.4.2003, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001cf37
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Teile einer Glocke: 1. Joch (gehört nicht zur Glocke), 2. Krone, 3. Haupt, 4. Schulter, 5. Flanke, 6. Lippe, 7. Schärfe, 3. bis 7. Mantel, 4. bis 7. Rippe, 8. Mund, 9. Klöppel, 10. Ringwulst© Derivative work: Malyszkz, CC BY 1.0, via Wikimedia Commons
© Derivative work: Malyszkz, CC BY 1.0, via Wikimedia Commons
Die ‚Pummerin‘ im Wiener Stephansdom. Zeichnung von Max Fleischer (1900).© ÖNB
© ÖNB
Vorbereitungen für den Neuguss der ‚Pummerin‘ des Wiener Stephansdoms (United States Information Services, 1950).© ÖNB
© ÖNB

DOI
10.1553/0x0001cf37
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