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Glawischnig, Glawischnig, true Dieter
* 1938-03-077.3.1938 Graz. Pianist, Dirigent, Komponist, Pädagoge, Musikwissenschaftler. Studium der Musikwissenschaft, Kunstgeschichte, Philosophie an der Univ. Graz (Promotion 1964) und an der MAkad. in Graz Klavier, Theorie, Trompete, Posaune und Dirigieren. Auslandsstudien: Dirigierkurse (1967 in Nizza/F, 1968 in Siena/I), 1969 und 1970 am Berklee College in Boston/USA und 1976 Aufenthalt in den USA. 1965 Mitbegründer des Institutes für Jazz und des Institutes für Jazzforschung, 1968–75 Leiter der Abteilung Jazz an der MAkad. bzw. MHsch. in Graz (1972 Prof. für Jazztheorie), 1982–2004 Prof. für Jazz und jazzverwandte Musik an der Hsch. für Musik und Theater in Hamburg/D. International bekannt geworden nicht nur als klassischer und Jazz-Musiker, sondern auch als Komponist, Dirigent, Pädagoge und Musikwissenschafter. Künstlerische Arbeit u. a. 1968/71 als Korrepetitor am Grazer Opernhaus, als Gastdirigent: u. a. 1982 Konzert für Sinfonieorchester und Big Band von Rolf Liebermann in Oldenburg/D, 1992 Deutsche EA von H. W. Henzes Paraphrasen über Dostojewski in Hamburg. Als Jazzpianist war er in eigenen Gruppen seit 1956 aktiv, ab 1960 im Umkreis der Künstlervereinigung Forum Stadtpark in Graz, Anfang der 1960er Jahre im Duo mit dem Bassisten E. Oberleitner. Aus einem Quintett ging 1974 das an „motivisch und formal gebundenem Free Jazz“ sich orientierende Trio Neighbours mit Oberleitner und dem Schlagzeuger J. Preininger hervor, das 1974–86 neben zahlreichen Konzerten und Rundfunkproduktionen in Europa auch Tourneen durch Nord-, Mittel- und Südamerika und den Vorderen Orient unternahm und mit Musikern der internationalen Jazzszene arbeitete. Nach der Wiedervereinigung des Trios 1992 folgten u. a. Tourneen durch Russland und China. 1992 Gründung der Formation Circle mit dem Geiger Andreas Schreiber und bis 1998 mit dem Schlagzeuger Tony Oxley, 1998 Cercle a Due mit A. Schreiber, mit dem Schauspieler Dietmar Mues Konzerte Jazz und Texte. 1980–2008 Chefdirigent der NDR Bigband, die er an die Spitze der deutschen Bigbands führte. G. ist stets bestrebt, zeitgenössische Ausdrucksformen des Jazz, auch im Grenzbereich zur klassischen Avantgarde, auf der Basis der Tradition der großen Jazzorchester zu finden. Als brillanter Techniker am Klavier scheint er der Dichte eines Cecil Taylor und auch der Subtilität und Farbigkeit der Paul Bley-Schule verpflichtet, als Komponist steht er in der Tradition einer engagierten Musik, die in einer langjährigen und fruchtbaren Zusammenarbeit mit den Dichtern Ernst Jandl und Gunter Falk Jazz als kraftvolles Transportmittel für Texte („Botschaften“) einsetzt.
Ehrungen
Joseph Marx-Musikpreis des Landes Steiermark an das Trio Neighbours 1984; Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse 1993; Ehrenpreis der Dr. E. A. Langner-Stiftung für Jazz in Hamburg 2007; Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark 2014.
Werke
Laut und Luise 1982 und Aus der Kürze des Lebens 1989 (nach Texten von E. Jandl); Die dunkle Seite des Würfels 1986 (nach Texten von Gunter Falk); Wodka Cola 1987 (Neubearbeitung des Cole Porter-Musicals Leave it to me); Als die Synagogen brannten 1985 (für Sprecher, Solisten und Big Band); Die geklauten Schlüssel 1998 (T: Henning Venske). Zahlreiche Schallplatten und CDs v. a. mit den Neighbours und mit der NDR-Big Band (z. B. 3 CDs mit dem späten Chet Baker oder Concerto for Symphony Orchestra and Bigband von Rolf Liebermann 1996).
Schriften
Das musikalisches Schaffen Anselm Hüttenbrenners (1794 – 1868), Diss. Graz 1964 (gedr. 1969); Motivische Arbeit im Jazz. Zur Improvisationstechnik von Albert Mangelsdorff in Jazzforschung 1 (1969); Aus der Kürze des Lebens. Erläuterungen zu einer neuen Gemeinschaftsproduktion mit Ernst Jandl in E. Jost (Hg.), Darmstädter Jazzforum 89. Beiträge zur Jazzforschung 1 (1990); Mitt. aus der musikalischen Praxis in W. Knauer (Hg.), Jazz und Komposition. Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung 2 (1992); Third Stream – Anmerkungen zu offenen Fragen in Jazzforschung 24 (1992); The Present Boom in Jazz Education – a Trap for Creativity? in Jazzforschung 28 (1996).
Literatur
Kraner/Schulz 1972; E. Kolleritsch, Jazz in Graz 1995; C. Bohländer et al. (Hg.), Reclams Jazzführer 52000; www.wikipedia.org; www.jazzpages.com (jeweils 11/2011).

Autor*innen
Elisabeth Kolleritsch
Letzte inhaltliche Änderung
10.1.2024
Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Kolleritsch, Art. „Glawischnig, Dieter“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 10.1.2024, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003c353b
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Porgy & Bess, 17.12.2023© Emanuel Wenger
© Emanuel Wenger

DOI
10.1553/0x003c353b
GND
Glawischnig, Dieter: 134705432
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