1917 erschienen seine ersten Lieder im Verlag des Mozarthauses Wien, gepriesen wurde „… ein ganz neuartiger Kompositionsstil, der sich hier durchgerungen hat“ (NFP 25.4.1917, 10). 1935 wurde G. von der NS-Hauptstelle Musik im Amt Kunstpflege als „ausgesprochen lyrische Begabung im Sinne einer heute leider überlebten Romantik“ bewertet. 1936 urteilte man in seiner steirischen Wahlheimat, wo viele seiner Kompositionen zur UA kamen: „Farbig sind die phantasievollen Arbeiten des hochbegabten Dr. G.“ (Anbruch). Ab 1937 wurden einige seiner Werke in Veranstaltungen des Wiener Konzerthauses, u. a. auch von den Wiener Symphonikern aufgeführt.
Mehrere militärische Ehrungen aus dem Ersten Weltkrieg; Erster Platz (Kategorie „Ernste Orchestermusik“) des Preisausschreibens für österreichische Komponisten der Lehrerakademie des Katholischen Landeslehrervereines für Oberösterreich für sein symphonisches Scherzo Jahrmarkt 1930; Blutorden Nr. 2.515 der NSDAP 1940.
Operneinakter Meister Florian (T: F. Allmeder, 1916); Symphonien (F-Dur op. 17; a-moll, op. 18; Südmärkische Symphonie G-Dur, op. 32); Symphonische Suiten (Leonardo da Vinci zum Gedächtnis, op. 26, Herbst, op. 35); Tanzrhapsodie f. gr. Orch.; 3 Streichquartette (c-moll, op. 12, a-moll, op. 19, d-moll op. 33); Kammermusik; Lieder.
S. Fetthauer, Musikverlage im „Dritten Reich“ und im Exil 2004; F. K. Prieberg, Handbuch Dt. Musiker 1933–1945 22009; F-A 1936; K. Reichwein, Dt. Musikalienverlage während des Nationalsozialismus 2007; Otto H. Urban in M. G. Ash et al. (Hg.), Geisteswissenschaften im Nationalsozialismus 2010; T. Herker, Die AKM/GFÖM und ihre Förderprojekte seit 1985 mit besonderer Berücksichtigung der von ihr geförderten Tonträger, Dipl.arb. Wien 2008; StMl 1962–66 u. 2009; E. Th. Fritz-Hilscher/H. Kretschmer (Hg.), Wien Musikgesch. 2011; NFP 25.4.1917, 10 u. 2.2.1918, 14; K. H. Dworczak in Anbruch 18/9-10 (1936), 258; www.liezen.at/de/stadtchronik/ereignisse_sonstiges (3/2015); www.liezen.at/de/stadtchronik/personen (3/2015); http://gedbas.genealogy.net (3/2015); www.musikdrucke.htwk-leipzig.de (3/2015); http://www.arminia-graz.at (3/2015); Allgemeiner Tiroler Anzeiger 14.4.1930, 13; Wienbibliothek (Tagblattarchiv); ÖStA, Archiv d. Republik, Zivilakten der NS-Zeit 8677.
Robert Albert Ernst: * 19.11.1897 Wien, † 10.2.1990 Wien. Komponist, Volksliedforscher. Nach seiner Matura im März 1915 im Theresianum Frontsoldat. 1917/18 Chemiestudium an der Univ. Wien. Nach dem Austritt aus dem Heeresdienst im November 1918 begann er zunächst kaufmännische Studien, studierte dann aber 1918–24 Musiktheorie an der Wiener MAkad. bei J. Marx (ausgenommen 1922/23, als er bei E. Mandyczewski studierte), zusätzlich 1922–24 Pauke bei H. Schnellar. Daneben ab 1917 (mit Unterbrechungen) Studium der Musikwissenschaft an der Wiener Univ. (Promotion 2.7.1925) bei G. Adler und R. Lach. Dazwischen einjähriger Studienaufenthalt in Uppsala/S und Stockholm. Seit 1923 Mitglied des Wiener Männergesang-Vereines, wo er in der Vereinsleitung und als Klavierbegleiter tätig war. 1926–28 hielt er Vorträge an der Wiener Urania. Ab 1929 Bibliothekar an der MAkad. G., schon 1922–24, danach wieder seit Juli 1932 Mitglied der NSDAP, wurde ab März 1938 kurzfristig auch pädagogisch-künstlerischer Leiter der MAkad. Ab August 1938 bis zur Übernahme der Edition Bristol 1939 durch H. Strecker deren kommissarischer Leiter. 1942 Versetzung an die ÖNB, zur Wehrmacht eingezogen, russische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr in Wien wieder als Bibliothekar tätig. Seine großteils ungedruckten Kompositionen, von denen einige während des Krieges im Wiener Konzerthaus aufgeführt wurden, blieben ohne Resonanz. Seine in mehreren Schriften dargelegte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Volkslied – erste Volksliedaufzeichnungen 1926 – war hingegen v. a. in seinen mit J. Gartner gemeinsam durchgeführten Untersuchungen über die überlieferte Mehrstimmigkeit in Kärnten bekannt.
Mehrere militärische Ehrungen aus dem Ersten Weltkrieg; Silberne Ehrennadel des Wiener Männergesang-Vereines 1950.
Sagenspiel Ein Heldenleben,1. Teil op. 8, 2. Teil op. 18; 2 Vokalsymphonien (Heimat und Fremde,op. 39, Das Jahr, op. 42); Symphonische Dichtung Michelangelo und die Medici,op. 50; Konzert für Vc. und Orchester op. 38; Ein kleines Violinkonzert (Rußland 1951); Kammermusik (Streichquartett c-moll op. 12); Klaviermusik (Nordische Ballade, op. 5); Lieder (Weinheber-Lieder für Gesang und Streichquartett, op. 23); Männerchorwerke.
Über Form und Rhythmus des älteren dt. Volksgesanges, Diss. Wien 1925; gedr. in AfMw 7 (1925); Die wahre Gestalt der älteren dt. Volksliedweise in Das dt. Volkslied 26 (1924) u. 27 (1925); Über die Mehrstimmigkeit im österreichischen Volksgesang in [Kgr.-Ber.] Beethoven-Zentenarfeier 1927; Gitarre und Volkslied in Österr. Gitarre-Zs. 2 (1927); Und der Wind verwahts Lab. Altüberlieferte Kärntner Volkslieder und Jodler 1957 (gem. m. J. Gartner).
E. Anzenberger in Das Sängermuseum. Mitt. des Sängermuseums des Fränkischen Sängerbundes e.V. 4/3 (1993) F. K. Prieberg, Handbuch Dt. Musiker 1933–1945 22009; J. Gartner in JbÖVw 8 (1959); StMl 1962–66 u. 2009; www.vhs.at (5/2015); ÖStA, Archiv d. Republik, Zivilakten der NS-Zeit 126647; Rigorosenprotokoll 8062 (1925) und Rigorosenakt der Univ. Wien; Mitt. Archiv MUniv. Wien.
Gerlinde Haid