Geramb,
Viktor
Eduard Bartholomäus von
* 24.3.1884 Deutschlandsberg/St,
† 8.1.1958 Graz.
Volkskundler, Sammler und Vermittler von Volkskunst und -kultur.
Nach dem Besuch der Volksschule in Graz und der Gymnasien in Graz und Villach, wo er 1902 maturierte, studierte G. zuerst Germanistik und dann Geschichte und Geografie in Graz. Nach Promotion (1907) und Lehramtsprüfung (1908) wurde er wissenschaftlicher Hilfsarbeiter der Historischen Landeskommission Steiermark, später Hausarchivar und Bibliothekar bei Johann Graf v. Meran, 1909–20 Sekretär des Kuratoriums am Joanneum, 1912 ehrenamtlicher Sekretär des Historischen Vereins für Steiermark und Schriftleiter von dessen Zeitschrift. 1913 gründete G. die volkskundliche Abteilung am Joanneum und wurde deren Leiter. Während des Ersten Weltkriegs engagierte er sich als Untauglicher beim Roten Kreuz sowie beim Verein für Heimatschutz und gab die Kriegsflugblätter Heimatgrüße sowie eine Schrift über steirische Kriegerdenkmäler heraus. Er beteiligte sich am Volksbildungswesen und betätigte sich beim deutschnational ausgerichteten Deutschen Schulverein Südmark. Gemeinsam mit V. Zack zeichnete G. ab 1909 viele Volkslieder auf, wobei er für den Text und Zack für die Melodie zuständig war. Aus diesen Sammelfahrten resultierte das 1916 von G. ins Leben gerufene Hirten- und Krippenliedersingen in der Antoniuskirche in Graz, das auch volksbildnerische Ziele verfolgte. 1924 habilitierte er sich im Fach deutsche Volkskunde und wurde zuerst Privatdozent und 1931 ao. Prof. an der Univ. Graz. 1917 erfolgte die Einrichtung der Volkskundlichen Verkaufsstelle im Steirischen Volkskundemuseum in Graz, woraus 1934 das Steirische Heimatwerk in Graz hervorging. In G.s Zeit als Vorstand der volkskundlichen Abteilung fiel die Gründung der Zeitschrift Blätter für Heimatkunde. 1939 wurde ihm trotz deutschnationaler Gesinnung eine freiwillige Beurlaubung an der Univ. nahegelegt, weil er sich bereits 1931 öffentlich gegen die Rassentheorien der Nationalsozialisten geäußert hatte. Er leitete aber weiterhin das Volkskundemuseum. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er wieder an die Univ. berufen. Er übernahm außerdem die Leitung des Vereins für Heimatpflege in der Steiermark und des Arbeitsausschusses für das deutsche Volkslied in Steiermark (heute Steirisches Volksliedwerk). 1945 ließ sich G. als Vorstand des Volkskundemuseums pensionieren. 1949–54 war er Ordinarius für Volkskunde an der Univ. Graz und hatte damit die damals einzige ordentliche Professur für Volkskunde im alpenländischen Raum inne.
Gedenkstätten
V.-G.-Weg (Graz X und Deutschlandsberg); V. G.-Straße in Seiersberg-Pirka; „G. Rose“ seit 1959 für besondere Bauleistungen.
V.-G.-Weg (Graz X und Deutschlandsberg); V. G.-Straße in Seiersberg-Pirka; „G. Rose“ seit 1959 für besondere Bauleistungen.
Ehrungen
Ehrenmitglied des Österreichischen Vereins für Volkskunde und der Bayerischen Landesstelle für Volkskunde und Heimatpflege 1947; Hofrat 1949; Ehrenbürger von Graz 1954.
Ehrenmitglied des Österreichischen Vereins für Volkskunde und der Bayerischen Landesstelle für Volkskunde und Heimatpflege 1947; Hofrat 1949; Ehrenbürger von Graz 1954.
Schriften
(Auswahl:) Erzherzog Johanns Bedeutung für die steirische Volkskunde in A. Mell (Hg.), Das Steiermärkische Landesmuseum und seine Sammlungen 1811–1911, 1911; Erzherzog Johanns Verdienste um das Volkslied in Das dt. Volkslied 18 (1916); Dt. Brauchtum in Österreich 1924; Volkskunde der Steiermark. Ein Grundriß 1926; Zur Entstehung von Volksliedern in Das dt. Volkslied 29 (1927); Die Knaffl-Handschrift. Eine obersteirische Volkskunde aus dem Jahr 1813, 1928; Steirisches Trachtenbuch 1932/1939 [begonnen mit K. Mautner]; Kinder- und Hausmärchen der Steiermark 1942; Um österreichische Volkskultur 1946; Sitte und Brauch in Österreich 1948; Verewigte Gefährten 1952.
(Auswahl:) Erzherzog Johanns Bedeutung für die steirische Volkskunde in A. Mell (Hg.), Das Steiermärkische Landesmuseum und seine Sammlungen 1811–1911, 1911; Erzherzog Johanns Verdienste um das Volkslied in Das dt. Volkslied 18 (1916); Dt. Brauchtum in Österreich 1924; Volkskunde der Steiermark. Ein Grundriß 1926; Zur Entstehung von Volksliedern in Das dt. Volkslied 29 (1927); Die Knaffl-Handschrift. Eine obersteirische Volkskunde aus dem Jahr 1813, 1928; Steirisches Trachtenbuch 1932/1939 [begonnen mit K. Mautner]; Kinder- und Hausmärchen der Steiermark 1942; Um österreichische Volkskultur 1946; Sitte und Brauch in Österreich 1948; Verewigte Gefährten 1952.
Literatur
H. Koren, V. v. G. Ein Lebensbild 1974; H. Eberhart in O. Pickl (Hg.), 800 Jahre Steiermark und Österreich 1192–1992, 1992; M. J. Greger/J. Verhovsek, V. G. 1884–1958, Leben und Werk 2007; StMl ²2009; H.-P. Weingand in Volkskultur Steiermark (Hg.), Jb. der steirischen Volkskultur 2015, 2016; B. Brugger in H. Brenner et al. (Hg.), LiedSammlerVolk. Volksliedsammler und -sammlerinnen in der Steiermark 2016; Geburtsbuch der Pfarre Deutschlandsberg 1881–89, fol. 58.
H. Koren, V. v. G. Ein Lebensbild 1974; H. Eberhart in O. Pickl (Hg.), 800 Jahre Steiermark und Österreich 1192–1992, 1992; M. J. Greger/J. Verhovsek, V. G. 1884–1958, Leben und Werk 2007; StMl ²2009; H.-P. Weingand in Volkskultur Steiermark (Hg.), Jb. der steirischen Volkskultur 2015, 2016; B. Brugger in H. Brenner et al. (Hg.), LiedSammlerVolk. Volksliedsammler und -sammlerinnen in der Steiermark 2016; Geburtsbuch der Pfarre Deutschlandsberg 1881–89, fol. 58.
Autor*innen
Eva Maria Hois
Letzte inhaltliche Änderung
22.11.2019
Empfohlene Zitierweise
Eva Maria Hois,
Art. „Geramb, Viktor Eduard Bartholomäus von“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
22.11.2019, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x003b0a92
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