Fux, Fux, Johann Joseph:
Familie
Johann Joseph:
*
--1659/60
St. Marein bei Graz/St,
†
1741 -02-1313.2.1741
Wien.
Komponist, Hofkapellmeister und Musiktheoretiker.
In kleinbäuerlichen Verhältnissen in der Ortschaft Hirtenfeld (damals Pfarre St. Marein, heute Gemeinde Langegg/St) geboren, kam er wohl schon in den späten 1670er Jahren nach
Graz, wurde 1680 als Grammatiker an der Univ. immatrikuliert und 1681 als
musicus in das Alumnat Ferdinandeum aufgenommen, ging 1683 aber nach Ingolstadt, wo er Organist an St. Moritz wurde und wenigstens bis 1685 auch an der Univ. studierte. Frühe Kompositionen aus dieser Zeit sind namhaft zu machen, aber nicht erhalten. Um die Jahreswende 1688/89 verließ er Ingolstadt mit unbekanntem Ziel, möglicherweise bereits
Wien. Hier hat er 1696 als Organist des Schottenklosters (bis 1702;
Schottenstift) die Beamtentochter Juliane Schnitzenbaum geheiratet. 1698 wurde er gegen erheblichen Widerstand der italienischen Musikerpartei von
Leopold I. zum Hofkomponisten bestellt und auch sein dem Thronfolger Joseph (I.) zur Hochzeit gewidmetes op. 1 wohl auf Kosten des Kaisers gedruckt (1701); F. wurde 1711 Vizehofkapellmeister und schließlich 1715 Hofkapellmeister
Karls VI. Dabei kam ihm sein Jusstudium außerordentlich vonstatten. 1725 brachte er in Wien, offensichtlich auch in Hinblick auf die
Historische Architektur (Wien 1721) des Hofbaumeisters und Landsmanns Johann Bernhard Fischer v. Erlach sowie auf die
Historia metallica seu numismatica des Hofnumismatikers Carl Gustav Heraeus (Nürnberg 1721), seine
Gradus ad parnassum heraus, ein umfassendes Lehrbuch der Komposition, das erst durch die spätere Rezeption zu einem bloßen Kontrapunktlehrbuch verkürzt und als solches Jean-Philippe Rameaus
Traité de l’Harmonie (Paris 1722) gegenübergestellt werden sollte. Mit seinen Anstellungen hängt zusammen, dass er die Instrumentalkompositionen der Frühzeit kaum mehr weiterführte, sondern v. a. Kirchenmusik, Opern und Oratorien schrieb. Das hat, neben der Verdeckung durch die
Wiener Klassiker, seine Wiederbelebung als Komponist erschwert. Völlig unberechtigt war die v. a. von den im
Cäcilianismus vorgenommene Reduktion auf den Vokalstil der Palestrina-Nachfolge, der in seinem umfangreichen Werk (zitiert nach K = Köchel, L = Liess und E = Ergänzungen) nur einen geringen Teil ausmacht. Unbestreitbar markiert F. den Höhepunkt des österreichischen
Barockstils in der Musik, doch wird seine Wirkung auch für die musikalische Weiterentwicklung, insbesondere den Stil der Wiener Klassiker gemeinhin unterschätzt. Sämtliche bekannten Porträts gehen auf das des nicht hauptberuflichen Malers Nikolaus Buck in der Wiener
Gesellschaft der Musikfreunde zurück (
Abb. Textbuch eines nicht überlieferten deutschen Oratoriums in der Regenterei
Kremsmünster).
Gedenktafel an der Mariensäule am Marktplatz von St. Marein bei Graz; Bildstock neben dem Haus Hirtenfeld 13, St. Marein bei Graz; Marmor-Porträtbüste im Ehrenhof der Grazer Burg/St.; J.-F.-G. Graz (III.).
Gradus ad parnassumJohann Joseph Fux, Gradus ad Parnassum, sive manuductio ad compositionem musicae regularem, Methodo nova, ac certa, nondum ante tam exacto ordine in lucem. Wien 1725. 1725.
über 50 (meist groß besetzte) Messen, andere Kirchenmusik aller Gattungen und Besetzungen (s.
Tbsp.), 10 Oratorien, 18 kleinere und große Opern, Instrumentalmusik versch. Besetzungen
(Concentus musicus), Klaviermusik. (GA in Graz seit 1959 im Erscheinen).
Sein Neffe Matthäus (Theophil): get. 6.9.1719 St. Marein bei Graz/St, † zw. 1749/71 (Ort?). Sohn des Hirtenfelder Bauern Peter Fux und dessen Frau Catharina. J. J. Fux nahm ihn 1723 (wie übrigens auch seine Schwester Eva Maria, 1696–1773) an Kindes statt an und setzte ihn als Erben seiner Bücher, Musikalien und Instrumente ein. Anlässlich von dessen Tod im Februar 1741 wurde M. F. als Jus-Student bezeichnet, seine „Oratio pro divo Ivone coram antiquissima ac celeberrima Universitate viennensi“ im selben Jahr in Wien bei Kirchberger gedruckt. Anlässlich der Übernahme eines Legats von seiner Stieftante Maria Theresia Schnitzenbaum 1749 nennt M. F. sich selbst „Einleithungs Rectifications Actuarius Registrator und Protocollista in Kärnten“, anlässlich einer Patenschaft in Hirtenfeld 1751 wird er als „landschaftlicher Officier“ bezeichnet. Es ist daher anzunehmen, dass er im Zuge der Maria-Theresianischen Reform der kärntnerischen Verwaltung nach 1747 als landschaftlicher Beamter nach Klagenfurt gegangen war, möglicherweise ist er aber nach der neuerlichen Umstrukturierung der Verwaltung 1763 in die Steiermark zurückgekehrt. Über sein Ableben und den Verbleib des Fux’schen Nachlasses ist nichts bekannt.
L. R. v. Köchel, J. J. F.Ludwig Ritter von Koechel, Johann Josef Fux. Hofcompositor und Hofkapellmeister der Kaiser Leopold I., Josef I. und Karl VI. von 1698 bis 1740. Nach urkundlichen Forschungen. Wien 1872. 1872; R. Flotzinger/Egon Wellesz, J. J. F.Rudolf Flotzinger/Egon Wellesz, Johann Joseph Fux. Musiker, Lehrer, Komponist für Kirche und Kaiser. Graz 1991. 1991; A. Edler/F. W. Riedel (Hg.), J. J. Fux und seine ZeitArnfried Edler (Hg.)/Friedrich W. Riedel (Hg.), Johann Joseph Fux und seine Zeit. Kultur, Kunst und Musik im Spätbarock (Publikationen der Hochschule für Musik und Theater Hannover 7). Laaber 1996. 1996; Jahresgaben der J.-J.-F.-Gesellschaft (Graz ab 1959); H. Federhofer/F. W. Riedel in AfMwHellmut Federhofer/Friedrich Wilhelm Riedel, Quellenkundliche Beiträge zur Johann Joseph-Fux-Forschung, in Archiv für Musikwissenschaft 21 (1964), 111–140; 253–254 [Nachtrag]. 21 (1964); A. Liess, J. J. F.Andreas Liess, Johann Joseph Fux. Ein steirischer Meister des Barock. Wien 1948. 1948; H. White (Hg.), J. J. F. and the music of the Austro-Italian BaroqueHarry White (Hg.), Johann Joseph Fux and the music of the Austro-Italian Baroque. Aldershot–Hants 1992. 1992; R. Flotzinger (Hg.), [Kgr.-Ber.] J. J. Fux Graz 1991Rudolf Flotzinger (Hg.), J. J. Fux-Symposium Graz ’91 (Grazer musikwissenschaftliche Arbeiten 9). Graz 1992., 1992; R. Flotzinger in Das achtzehnte Jh. und ÖsterreichRudolf Flotzinger, Die Musikanschauung des Johann Joseph Fux (1660-1741), in: Das achtzehnte Jahrhundert und Österreich. Jahrbuch der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des Achtzehnten Jahrhunderts 10. Wien et al. 1995, 92–115. 10 (1995).
18.2.2002
Rudolf Flotzinger,
Art. „Fux, Familie“,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
18.2.2002, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x000208bd
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