Seine Söhne
Johann Joseph (II:) get. 5.12.1724 Gnadendorf, † 6.8.1799 Passau/D. Komponist. Nach einer ersten Ausbildung durch den Vater war F. 1743–45 als Tenorist im Benediktinerstift Melk angestellt, wechselte aber 1745 nach Wien, um bei Hofkapellmeister G. Bonno zu studieren und in die Kapelle von J. F. Sachsen-Hildburghausen einzutreten (sang bei den UA.en von Chr. W. Glucks La danza und Le cinesi), von wo er 1761 an die Wiener Hoftheater übernommen wurde (bereits 1755 war er am Hoftheater aufgetreten). 1763–95 leitete F. die HMK des Fürstbischofs von Passau. F.s Vokalfassung von J. Haydns Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze bildete den Ausgangspunkt für Haydns eigene Bearbeitung des Orchesterwerks als Oratorium. Sein Singspiel Das Serail (1778) war wahrscheinlich Vorbild für W. A. Mozarts Singspiel-Fragment Zaide.
Singspiele und kleinere musikdramatische Werke, Oratorien, Kirchenmusik, Symphonien.
Thomas OPraem (Anton Jakob): get. 13.5.1731 Wullersdorf, † 2.10.1788 Geras/NÖ. Geistlicher und Komponist. Trat 1750 in das Stift Geras ein (1752 Profess, 1757 Priesterweihe) und war 1768–81 Kooperator in Blumau an der Wild/NÖ. Er war wahrscheinlich Schüler von F. Tuma; ob er im Stift auch musikalische Aufgaben versah, lässt sich nicht mehr nachweisen.
16 geistliche Vokalwerke, Sinfonia pastoritia.
Franz Carl: get. 7.6.1736 Wullersdorf, † 6.8.1816 Wien. Komponist, Sänger (Tenor) und Librettist. F. war ab 1.1.1759 im Dienst des Fürsten Esterházy, wo er zu den höchstbezahlten Sängern gehörte. Seine Ausbildung könnte er im Stift Geras und auch von G. Bonno erhalten haben, vielleicht gehörte er ebenfalls der Kapelle von J. F. von Sachsen-Hildburghausen an. Eine Studienreise führte ihn 1759 jedenfalls nach Venedig (gemeinsam mit L. Tomasini). J. Haydn schrieb zahlreiche Rollen für F. und dessen 1769 geehelichte Frau M. M. Spangler. F. adaptierte für Haydn mehrere Libretti (L’incontro improvviso, Lo speziale, Le pescatrici). 1776 trat F. aus der Kapelle Esterházys aus, war 1776/77 Mitglied der Operntruppe von Katharina Schindler und unterrichtete 1776–82 die Hofsängerknaben am Seminarium musicorum der Jesuiten. In diesen Jahren wurde F. in der Nachfolge von J. Stadler auch Kapellmeister bzw. Chorregent der Universitätskirche und der Kirche Am Hof (beide Wien I); mit 29.11.1779 erfolgte seine Ernennung zum Univ.s-Kapellmeister. An der Kirche Am Hof war J. B. Henneberg ab 1814 sein Adjunkt, der ihm im Amt nachfolgte. Daneben leitete F. bis 1783 die Kirchenmusik an den ehemaligen Kapellen an der Minoritenkirche (Italienische Nationalkapelle), im Trattnerhof und Kölner Hof, an der ehemaligen Kirche St. Ivo (alle Wien I) sowie an der Kapelle im Armen- und Versorgungshaus (Wien III). Ab 1771 war F. Mitglied der Tonkünstler-Sozietät (1783–86 deren Sekretär).
Orden vom Goldenen Sporn 1796.
zahlreiche Messen, Motetten, Litaneien, geistliche Arien, Hymnen, 2 Flötenkonzerte.
Leopold OSB (Johann Georg): get. 10.4.1738, † 20.6.1779 Altenburg?/NÖ. Geistlicher und Kirchenmusiker. Trat 1761 ins Stift Altenburg ein, wo er ein Jahr später die Gelübde ablegte und 1765 die Priesterweihe erhielt. Im Stift wirkte er auch als Regens chori.
Josephs (II) Frau
Maria Anna Theresia (I): * 11.9.1744 Passau, † 2.10.1818 Passau. Sängerin. Tochter des Passauer Organisten Franz Joseph Kern (ca. 1700–79). War Hofsängerin in Passau, heiratete 1764 J. F.
Carls Kinder
Theresia (II) Franziska Caecilia: * 22.11.1769 Wien, † zw. 1794/1814 (Ort?). Lehrerin. Soll in ihren jungen Jahren Lehrerin bei den Salesianerinnen gewesen sein. Sie spielte gut Klavier und wird 1796 als „ausgezeichnete Tonkünstlerinn“ bezeichnet.
Joseph (III) Joachim: * 18.8.1771 Wien, † 16.2.1800 (Ort?)/Siebenbürgen (/RO). Sängerknabe. War bis 1783 unter der Leitung seines Vaters vielbeschäftigter Sopranist an den ehemaligen Kapellen an der Minoritenkirche (Italienische Nationalkapelle), im Trattnerhof und Kölner Hof, an der ehemaligen Kirche St. Ivo sowie an der Universitätskirche (alle Wien I). 1794 weilte er als „Sprachknab bei der k. k. Gesandtschaft“ in Konstantinopel (Istanbul/TR). Er starb in Siebenbürgen bei einem Unfall „hier Landes auf der Strasse“.
Maria Antonia Josepha Carolina: * 6.3.1776 Wien, † 13.6.1796 Wien. Sängerin. War Schülerin ihres Vaters. Ihr Taufpate war J. A. v. Schwarzenberg.
M. Eberhardt, Johann Joseph F. und seine Zeit 2020; L. Vobruba/I. Fuchs in StMw 34 (1983); NGroveD 9 (2001); H.-W. Schmitz, Passauer Musikgesch. 1999; A. Raab et al. (Hg.), Das Haydn-Lex. 2010; L. Vobruba, Carlo F. , Diss. Wien 1972; M. J. Pernerstorfer (Hg.), Ein Modell f. Mozart. Das Serail von J. Friebert (1778) , 2024; Th. Antonicek in G. Hamann et al. (Hg.), Das alte Univ.sviertel in Wien 1385–1985 , 1985; G. Schäffer, Das fürstbischöfliche Theater und königliche Theater zu Passau 1783–1883 , 1973; Freeman 1989; U. Tank, Studien zur Esterhazyschen Hofmusik 1620–1790 , 1981; P. Dormann, Franz Joseph Aumann (1728–1797) 1985, 16f; M. B. Pagel, Die kk Hofsängerknaben zu Wien 1498 bis 1918, 2009; J. F. Schönfeld, Jb. der Tonkunst von Wien u. Prag 1796; O. Biba in Jb. f. österr. Kulturgesch. I/2 (1971); A. J. Pfiffig in Unsere Heimat 21 (1950); MGG 4 (1955), 16 (1979) u. 7 (2002); Erhart 1998; ÖBL 1 (1957); Czeike 2 (1993), K-R 1997; NGroveDO 2 (1992); B. A. Brown, Gluck and the French Theatre in Vienna 1991; Zechmeister 1971; Wr. Ztg. 28.2.1801, 687; Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch 1742–70 der Pfarre Traismauer, pag. 376; Taufbuch 1765–72 der Pfarre St. Michael (Wien I), pag. 614; Taufbuch 1767–72 der Schottenpfarre (Wien I), fol. 126r; Sterbebuch 1815–19 der Dompfarre St. Stephan (Wien I), fol. 295; weitere Recherchen (Matriken Pfarre Blumau an der Wild).
Christian Fastl